Süddeutsche Zeitung

Mensa im Max-Born-Gymnasium:Kinderportionen für vier Euro

Zu wenig und zu teuer: Weil das Preis-Leistungsverhältnis der Mensa am Max-Born-Gymnasium so schlecht sei, weichen die älteren Schüler auf Fast Food aus. Kritik kommt nun aus der FDP.

Petra Fröschl

Gesund soll es sein und billig, das Essen in den Schulmensen. Die Konsequenz ist offensichtlich, dass die Portionen oft recht klein ausfallen. In Germering hat die FDP deshalb jetzt eine Debatte über das Preis-Leistungsverhältnis des Schulessens am Max-Born-Gymnasium angestoßen.

Mensa-Betreiber Werner Nau betont, dass jüngere Schüler in der Regel weniger Hunger haben als ältere. Außerdem verweist er darauf, dass er ohne Subventionen auskommen muss und auf die Gerichte der volle Mehrwertsteuersatz aufgeschlagen wird.

Seit der Einführung des achtstufigen Gymnasiums (G8) sprießen Mensen in Bayern wie Pilze aus dem Boden. Im Landkreis gibt es mittlerweile an jedem der sieben Gymnasien die Möglichkeit, sich vor dem Nachmittagsunterricht mit einem warmen Mittagessen zu stärken. Nach Angaben von Günter Sigl, Referatsleiter im Landratsamt, ist dieses Angebot gut angelaufen und wird von den Schülern auch gut angenommen. Die Leiter der beiden Germeringer Gymnasien, Robert Christoph und Georg Gebhard, bestätigen das.

Die Preise für ein Mittagessen sind von Schule zu Schule verschieden und bewegen sich zwischen drei und vier Euro. Doch in den Augen einiger Eltern ist das zu viel. Thomas Müller, der jugendpolitische Sprecher der FDP, trat bei einem Besuch seiner Partei im Max-Born-Gymnasium daher kürzlich an Schulleiter Robert Christoph heran. Oftmals gebe es für vier Euro nur eine "Kinderportion", bemängelte Müller, so dass manche Schüler ihr Geld lieber zu McDonald's tragen würden.

Diese Klagen habe er auch von anderen Eltern gehört, sagte Müller. Auch am Carl-Spitzweg-Gymnasium sind Fastfoodketten vor allem bei älteren Schülern offenbar eine beliebte Alternative.

Werner Nau, der am Max-Born-Gymnasium im Vorjahr die Mensa samt Pausenverkauf übernahm und auch an den beiden Brucker Gymnasien die Mittagsverpflegung managt, weist den Vorwurf zurück, dass die Portionen zu klein sind. "Wir haben Schüler von der fünften bis zur 13. Klasse, da ist es klar, dass sie unterschiedlich viel essen", sagt er.

Generell sei es für Mensa-Betreiber sehr schwierig, wirtschaftlich zu arbeiten, weshalb auch schon viele Kollegen das Handtuch warfen. "Wie soll ich mit frischen, regionalen Zutaten für 3,50 Euro ein Essen zubereiten, auf das auch noch 19 Prozent Mehrwertsteuer anfallen?", fragt Nau. "Ich kann eine Schulmensa nun mal nicht mit einer Kantine vergleichen, in der das Essen vom Betrieb bezuschusst wird."

Zwar müssen die Mensa-Betreiber im Brucker Landkreis keine Pacht für die Räume zahlen, doch allein fürs Personal fallen hohe Kosten an. "Für jedes warme Essen zahle ich ein bis zwei Euro drauf, ohne den Pausenverkauf und meine Bäckerei in Mammendorf könnte ich nicht existieren", sagt Nau. In der Politik ist seiner Meinung nach ein Umdenken nötig: Das Mensaessen dürfe, ebenso wie der Pausenverkauf, nur noch mit sieben Prozent besteuert werden, "und ohne Subventionen werden sich die Mensen auf Dauer nicht halten können." Doch auch der Verbraucher müsse erkennen, dass gutes, frisch gekochtes Essen nun mal seinen Preis habe.

Bei seiner Forderung nach einer niedrigeren Mehrwertsteuer bekommt Nau Schützenhilfe von Carl-Spitzweg-Chef Georg Gebhard. Auch er hält die 19-Prozent-Regelung für "Unsinn". "Das bekommen die Schüler schon zu spüren", ist sich Gebhard sicher. Er möchte das Thema auch bei der nächsten Direktorentagung ansprechen.

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SZ vom 15.06.2010/hai
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