Süddeutsche Zeitung

Mein Tag:Wichtige Werte

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Der Germeringer Peter Braun feiert seinen 80. Geburtstag

Von Gerhard Eisenkolb

Wie sonst im Leben gibt es unter Politikern Polterer, die sich zu allem zu Wort melden, sowie solche, die leise Töne bevorzugen. Letztere sind, auch wenn sie nicht permanent um Aufmerksamkeit buhlen, oft viel erfolgreicher. Das mag an ihrer ruhigen, freundlichen und damit vertrauenserweckenden Art liegen. So jemand ist Peter Braun (), der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Germering. Der ehemalige Richter, SPD-Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitiker wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt.

Er war von 1972 bis 2014 insgesamt 42 Jahre Politiker. Davon 21 Jahre als Bürgermeister, 40 Jahre als Kreisrat. Selbst seit dem Rückzug aus der Politik sorgt er sich weiter ehrenamtlich für seine Mitbürger. Und zwar in einem Bereich, den viele verdrängen. Als Vorsitzender des Hospizvereins Germering begleiten er und seine Mitstreiter Schwerstkranke und Sterbende in der letzten Lebensphase und kümmern sich um deren Angehörige. Wer das tut, dem geht es um etwas Elementares, das Wohlergehen von und den Beistand für Menschen in einer schweren Zeit. Den Politiker Braun leitete die Überzeugung von der Wichtigkeit der Grundwerte der SPD für eine Gesellschaft.

Im Rückblick, der Menschen oft verklärt, erscheint der Sozialdemokrat Braun wie ein Olaf Scholz der Landkreispolitik. Der Vergleich mag gewagt erscheinen, aber die leise, ruhige und unaufgeregte Art des öffentlichen Auftritts ist beiden gemeinsam und ein Grund des Erfolgs in unterschiedlichen Politikfeldern. So wie Scholz jetzt im Bundestagswahlkampf die SPD aus einem Jammertal holt, muss der aus München nach Germering gezogene Braun 1972 bei den Wählern an seinem neuen Wohnort etwas angesprochen haben. Sie wählten den 33 Jahre alten Richter zuerst zum Gemeinderat und zwei Jahre später zum Bürgermeister.

Die Gebietsreform mit der Zusammenlegung der zwei von SPD-Rathauschefs geführten Gemeinden Unterpfaffenhofen und Germering endete mit einer Krise. In der Stichwahl, die später für ungültig erklärt wurde, unterlag Braun knapp gegen den volkstümlichen Rudi Bay, der aus der SPD ausgetreten war und eine unabhängige Wählergruppe gegründet hatte. Der 1978 abgewählte Braun kehrte als Richter in den Justizdienst zurück und wurde 1986 in den Landtag gewählt. Als Bay 1991 aus dem Bürgermeisteramt ausschied, ließ sich der erst kurz zuvor wiedergewählte Abgeordnete von seiner Partei in die Pflicht nehmen und gewann das Rathaus für die SPD souverän zurück.

In Brauns zweite Amtszeit fällt die Fertigstellung der Stadthalle. Damit bekam Germering eine prägende kulturelle Ortsmitte, die als Identifikations- und Begegnungsort funktioniert und zum Vorbild für andere Kulturzentren wurde. Seine letzten Jahre im Rathaus, die 2008 endeten, bezeichnete der OB als die schwersten. Eine Finanzkrise bescherte den Kommunen in den Nullerjahren massive Steuereinbrüche. So sah sich der Pragmatiker Braun 2006 gegen seine Überzeugung zur Haushaltskonsolidierung gezwungen, 300 Sozialwohnungen der Stadt zu verkaufen. Vom Visionär Braun bleibt, dass die Stadt Germering ihm ihre Vorreiterrolle beim Aus- und Aufbau einer sozialen Infrastruktur verdankt und demnächst ein stationäres Hospiz erhält.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2021
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