Mein Tag:Schweinswürstl und Grillhendl

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Gerhard Widmann ist Wirt beim Olchinger Volksfest

Von Anna Landefeld-Haamann

Den Schweinswürstln sei Dank, ist Gerhard Widmann () heute Olchings Festwirt. Bereits in zweiter Generation leitet der 59-jährige Freisinger den widmannschen Festzeltbetrieb. Heuer versorgt er zum zweiten Mal das Volksfest in den Amperauen mit Essen und Trinken. Sein Vater Xaver Widmann, ein gelernter Metzgermeister, habe nach dem Krieg einen guten Geschäftssinn bewiesen. Denn Schweinswürstl mit Kraut seien das Einzige gewesen, was es damals in den Festzelten überhaupt zu essen gegeben habe. Und so begann 1949 zunächst alles mit einem einfachen Bratwurstofen. Vier Jahre später errichtete Widmann senior sein erstes Festzelt auf dem Schrobenhausener Volksfest.

So hat sich für Widmann junior die Frage nie gestellt, was er später einmal beruflich machen wollte: Metzgerlehre, genauso wie der Vater. Drei Jahre Wanderschaft, fort aus dem heimatlichen Schrobenhausen, das, wie Widmann scherzhaft betont, zwar an Schwaben grenze, aber immer noch in Oberbayern liege. Dann zurück in den elterlichen Festzeltbetrieb, den er von 1974 an gemeinsam mit seinem Vater Xaver und seiner Mutter Angela Widmann führte. "Ich bin da hineingewachsen und konnte mir auch nie vorstellen, etwas anderes zu tun", fasst er seinen Werdegang zum Festzeltbetreiber knapp zusammen. Stück für Stück habe er gelernt, wie man Zelte auf- und abbaut oder wie man sie transportiert. Bis heute sind dies die traditionellen Aufgaben der Männer im Betrieb. Um Büro, Buchhaltung und Personal kümmern sich seit jeher die widmannschen Ehefrauen.

So einiges hat sich aber in den Festzelten selbst getan, berichtet der Festwirt. Unvorstellbar sei es in den fünfziger und sechziger Jahren gewesen, dass die Menschen zur Musik einer Showband auf den Bänken tanzten und sangen. Das sei erst in den Siebzigern modern geworden. "Vorher wurde vielleicht ein bisschen zu Alexandras 'Zigeunerjunge' oder zum volkstümlichen 'Auf und nieder' geschunkelt", erinnert sich Widmann. Getrunken wurde dazu ausschließlich Bier. Spezi, Radler oder gar eine Goaßn-Maß, ein halber Liter dunkles Bier mit Cola und Kirschlikör, seien erst in den letzten 20 Jahren dazugekommen. Heute stellt man die benutzen Krüge und Gläser einfach in eine der Hochleistungsspülmaschinen. Damals habe ein Spüler in Gummistiefeln und Gummischürze die leeren Maßkrüge kurz in ein 200-Liter-Wasserbecken getaucht - das musste genügen. Die Speisen servierte man nicht auf Porzellan, sondern auf Papptellern, die man danach einfach wegwarf. "Wer früher etwas mehr Geld hatte, bestellte sich ein Hendl. Die meisten Gäste haben aber Schweinswürstl mit Kraut oder Fischsemmel gegessen", erzählt Widmann. Heuer finden sich über 20 Gerichte auf seiner Speisekarte.

Vom heutigen Freitag, 13., bis zum 22. Juni bewirtet Gerhard Widmann das Olchinger Volksfest. Seit dem vergangenen Wochenende steht auch schon das 60 auf 20 Meter große Zelt. Zehn Arbeiter haben es innerhalb von drei Tagen errichtet. Jeden Morgen pünktlich um zehn Uhr beginnen die kommenden Festtage für Widmann und seine insgesamt rund 60 Mitarbeiter in Küche, Service und Sicherheit. Gegen Mitternacht ist Schluss. Der Letzte, der das Zelt verlasse, sei immer der Festwirt.

© SZ vom 13.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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