Mein Tag:Glücksbringer auf dem Dach

Mein Tag: Sieben Jahren hätte die Amtszeit von Bezirksschornsteinfeger Benjamin Hierholzer gedauert.

Sieben Jahren hätte die Amtszeit von Bezirksschornsteinfeger Benjamin Hierholzer gedauert.

(Foto: Landratsamt FFB/oh)

Benjamin Hierholzer ist neuer Bezirksschornsteinfeger

Von Christian Hufnagel

"Bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger" kann man nicht einfach so werden. Man muss warten und Geduld haben. Bis ein Platz frei wird. Für Benjamin Hierholzer hat es sechs Jahre gedauert, seit er die notwendige Meisterprüfung dafür abgeschlossen hatte. Nun konnte sich der Weßlinger für einen Kehrbezirk in seiner Nähe bewerben. Der 36-Jährige ergriff die Gelegenheit beim Schopf und erhielt den Zuschlag. Der Raum Moorenweis bekomme einen neuen Schornsteinfeger, teilte das Landratsamt mit. Die Regierung von Oberbayern habe Hierholzer dazu bestellt. Vorgänger Franz Oellinger ist nämlich in Rente gegangen. Dass das alles so amtlich abläuft, hat seinen Grund: "Die Bezirksschornsteinfeger sind vom Staat beliehene Unternehmer und treten als Behörde auf Grundlage des Verwaltungsverfahrensgesetzes auf", erklärt das Lexikon. Und so hat Hierholzer im Kehrbezirk Moorenweis nun das Monopol, die vorgeschriebene Feuerstättenschau abzuhalten, nämlich zweimal innerhalb von sieben Jahren, und entsprechende Bescheide auszustellen. Für diese hoheitlichen Aufgaben muss er keine Konkurrenz fürchten, wohl aber für die freien Arbeiten. Anders als früher kann der Eigentümer einer Feuerstätte heute frei wählen, von welchem Fachmann er seinen Schornstein fegen und die Immissionsschutz-Messung an seiner Öl-, Gas- oder Pelletheizung vornehmen lässt.

Allein mit den Pflichtaufgaben bleibt dem Wesslinger genügend Arbeit, sodass er in einem Informationsblatt an die Hauseigentümer offen die Freude über seine Berufung zum Ausdruck bringt: "Mit der Übernahme des Kehrbezirks geht für mich ein großer Traum in Erfüllung." Und diesen kann er in folgenden Orten gewissermaßen ausleben: Moorenweis und Türkenfeld im Landkreis Fürstenfeldbruck sowie Geltendorf, Pflaumdorf und Sankt Ottilien. Hierholzer schätzt, dass es wohl 2500 Häuser sind, in denen er die Brandsicherheit zu kontrollieren hat: "Ich arbeite mich da von Ortschaft zu Ortschaft durch."

Was das Traumhafte an seinem Handwerk ist, kann der neue Bezirksschornsteinfeger leicht erklären. Er sei immer an der frischen Luft, habe viel Kontakt zu den Menschen und könne etwas für den Umweltschutz tun, zählt Hierholzer auf. Das alles hat er an Vorzügen in seinem Beruf über die Jahre entdeckt, seit er 2004 die entsprechende Lehre angefangen hatte. Und ein weiteres schönes Gefühl führt er an, das wohl viele nachvollziehen können: "Oben auf den Dächern - da hat man seinen Frieden." Ähnlich romantisch mutet die ewig sympathische Vorstellung von einem Kaminkehrer als Glücksbringer an. Auch mit dieser Erfahrung kann Hierholzer aufwarten. Und das reichlich: "Darauf werde ich täglich mehrfach angesprochen", erzählt er. Schließlich gibt es nicht wenige Menschen, die aus diesem Aberglauben heraus die golden schimmernden Knöpfe seiner schwarzen Jacke berühren wollen und ihn mit einem hoffnungsvollen Spruch empfangen: "Und Sie bringen mir heute Glück." Nun, am Ende fällt dieses meistens doch nur in Gestalt der Bescheinigung einer ordnungsgemäß funktionierenden Feuerstätte aus, was aber auch seinen Wert hat.

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