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Mein Tag: Angelina Hanke leitet die Gräbenzeller Bücherei.

Angelina Hanke leitet die Gräbenzeller Bücherei.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Angelina Hanke ist neue Leiterin der Gröbenzeller Bücherei

Von Christian Hufnagel

Wer beruflich mit dem Buch zu tun hat, muss wohl mit einem gewaltigen Lesehunger auf die Welt gekommen sein. Diese Annahme liegt zumindest nahe. Angelina Hanke ) kann mit einer Bestätigung zunächst einmal nicht dienen. Ihre Erklärung für die Berufswahl klingt so gar nicht nach dem, was man erwartet und so etwas wie Berufung nennen würde: Ein Zufall sei es gewesen, der sie zu ihrem Job gebracht habe, sagt die neue Leiterin der Gröbenzeller Gemeindebücherei. Ursprünglich wollte sie Kunst studieren. Weil zur Aufnahme an die Hochschule unter anderem ein Praxisjahr im kulturellen Bereich gefordert war, absolvierte die junge Frau ein solches in der Gemeinde Neubiberg. Dabei habe sie auch in der Bücherei ausgeholfen. Und aus dieser Aushilfe entsprang eine zweieinhalbjährige Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste und ein anschließendes Studium des Bibliotheksmanagements. Über eine Anstellung in Unterhaching kam die 31-Jährige nun nach Gröbenzell, auch weil sie im nahen Eichenau groß geworden ist und sich dadurch mit dem Landkreis verbunden fühlt.

Die neue Leiterin möchte die Bücherei gewissermaßen ein wenig entstauben: "Mein Ziel ist es, das Haus zu öffnen, mehr nach außen zu treten und die Kunden einzubeziehen." Im Januar gab es bereits ungewöhnliche Aktionen: Am Tag des deutschen Apfels verteilte Hanke eben genau diese Frucht und am Tag der Komplimente folgten verbale Nettigkeiten. Weitere Veranstaltungen sind geplant, im Februar ein "Blind Date mit einem Buch". Aktionen dieser Art tragen dem gewandelten Bild und den veränderten Funktionen einer Bücherei Rechnung: Längst wartet dort nicht mehr nur gedruckter Lesestoff in den Regalen: "Es gibt bei uns alles, was der Medienmarkt hergibt", sagt Hanke und führt auf: DVD, CD, Spiele, digitale Medien, Ting-Hörstifte. Online-Katalog, E-Book-Ausleihe und E-Learning sind weitere Stichpunkte, die den Wandel bezeichnen und die Berufsbezeichnung eines Mediendienstleisters veranschaulichen. Eine Bücherei ist so für Hanke heute auch mehr Medienzentrum, Treffpunkt und Veranstaltungsort.

Aber auch, wenn die Menschen nicht mehr so auf das Lesen fixiert seien, hält die Bibliotheksmanagerin diese Beschäftigung natürlich für sehr wichtig: Lesen entspanne, rege die Fantasie an und bilde. Kurz: "Lesen bietet 1001 Möglichkeiten." So gehört das Buch dann doch schon immer auch zu ihrem Lebensweg, und zwar in Papierform, weil das Haptische ein Erlebnis sei. Nur im Urlaub nutzt Hanke doch den E-Book-Reader. In welcher Form auch immer, kommt sie auf eine erstaunliche Zahl: "Ich lese 100 bis 150 Bücher im Jahr", sagt sie und erwähnt ihre Vorliebe für Gesellschaftsromane, aber Klassiker würden auch immer gehen. Für welches Genre sie sich auch entscheidet: Die Zeit hierfür nimmt sie sich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit und wieder nach Hause nach Unterhaching. Da zählt die 31-Jährige dann zu jenen Ausnahmen, die in der S-Bahn nicht auf ihr Handy starren, sondern in ein leibhaftiges Buch versunken sind.

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