Süddeutsche Zeitung

Mein Tag:Einsatz am Telefon

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Christiane Tupac-Yupanqui hält ihre erste Sprechstunde

Von Peter Bierl

Die erste Sprechstunde der neuen Referentin für Migration, Integration und Gleichstellung des Olchinger Stadtrates, muss an diesem Donnerstag wegen der Corona-Pandemie am Telefon stattfinden. Christiane Tupac-Yupanqui hat das Amt im Mai übernommen und damit dieses Angebot. Die 57-Jährige wuchs in München auf, lebte lange Zeit in Heidelberg, wo sie ein Studium als Diplom-Übersetzerin an der Universität absolvierte. Seit 2003 ist sie selbständig mit einer international tätigen PR-Agentur, die auf die Maschinenbauindustrie spezialisiert ist. Tupac-Yupanqui wohnt und arbeitet seit knapp zehn Jahren in Olching, wo auch zwei ihrer drei erwachsenen Töchter leben. Den Namen eines der letzten Inka-Herrscher von Peru vor der spanischen Invasion hat sie angeheiratet.

Von Anfang an sei sie überzeugte Grünen-Wählerin gewesen, berichtet Tupac-Yupanqui. 2011 trat sie der Partei bei und wurde im folgenden Jahr zur Beisitzerin im Ortsvorstand gewählt. Außerdem ist sie seit 2014 im Olchinger Asylhelferkreis engagiert. Dort seien derzeit noch etwa 30 Ehrenamtliche aktiv. "Es besteht weiterhin Bedarf an Helfern", betont sie. Im März wurde Tupac-Yupanqui in den Stadtrat gewählt. Als Referentin möchte sie den Kontakt herstellen zwischen Stadtrat, der Verwaltung im Rathaus sowie den örtlichen Initiativen und Organisationen wie dem Helferkreis Asyl und dem Frauentreff.

Bei der Gleichstellung von Frauen sieht sie noch enormen Nachholbedarf. Besonders bedauert sie, dass Frauen in der Politik und Wirtschaft, insbesondere in Führungspositionen im Mittelstand, immer noch stark unterrepräsentiert sind. "Die steuerliche Benachteiligung von Alleinerziehenden ist skandalös, ebenso das Ehegattensplitting, das Frauen in Teilzeitarbeit hält, mit den Folgen einer weitverbreiteten Altersarmut", sagt sie. Was die konkreten Probleme von Frauen in Olching betreffe, müsse sie sich noch einarbeiten. Ein Treffen mit den Aktivistinnen des Vereins Olchinger Frauentreff (OFT) sei wegen Corona noch nicht möglich gewesen.

Ein großes Problem für die Geflüchteten sei die Wohnungsnot. Auf dem freien Markt etwas zu finden, sei für diese Menschen besonders schwierig, nur wenige Einzelpersonen und Familien haben bisher eine private Bleibe gefunden. In den drei Sammelunterkünften in Olching wohnen zurzeit etwa 220 Geflüchtete, darunter sehr viele Familien. Ein weiteres Problem für Geflüchtete in der Corona-Zeit seien die eingeschränkte Besuchszeiten etwa im Brucker Landratsamt, weshalb abgelaufene Aufenthaltspapiere nicht verlängert werden konnten, was für Betroffene gravierende Probleme mit sich bringt, etwa wenn sie von der Polizei kontrolliert werden, berichtet Tupac-Yupanqui. Sie könnten auch kein Sozialticket beantragen und liefen Gefahr, ihre Jobs zu verlieren. Die neue Referentin hofft, dass statt der Sprechstunde am Telefon bald wieder das direkte Gespräch im Rathaus möglich sein wird.

Die Sprechstunde findet am Donnerstag, 18. Juni, von 17.30 bis 18.30 Uhr unter der Telefonnummer 08142/466 71 71 oder 0176/642 24 954 statt.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2020
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