Mehr Ansprechpartner für Schulkinder:Schulsozialarbeit wird zur Regel

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Die Grundschule am Theresianumweg in Fürstenfeldbruck ist eine von dreien, die Schulsozialarbeit erhalten wird. (Foto: Johannes Simon)

Jugendhilfeausschuss empfiehlt dem Kreistag die Einführung an drei weiteren Grundschulen. Beratungsbedarf besteht bei Kindern aus allen Milieus. Migrationshintergrund spielt kaum eine Rolle

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Als vor 27 Jahren erstmals Jugendsozialarbeiter an einer Schule im Landkreis eingesetzt wurden, um Schülern und Lehrern bei der Lösung von Konflikten beizustehen, beschränkte sich deren Einsatz noch auf Brennpunktschulen mit besonderen sozialen Problemen. Inzwischen hat sich diese zusätzliche Form der Beratung durchgesetzt und ist als Regelangebot an fast allen Gymnasien, Realschulen, Mittel- und Grundschulen des Landkreises eingeführt worden. Diesem Trend entspricht der kürzlich einstimmig im Jugendhilfeausschuss gefasste Beschluss, dem Kreistag zu empfehlen die Jugendsozialarbeit auf drei weitere Grundschulen auszuweiten. Die Zustimmung des Kreistages gilt als Formsache.

Dies sind die beiden Grundschulen am Theresianumweg und an der Philipp-Weiß-Straße in Fürstenfeldbruck sowie die Grundschule am Gernerplatz in Puchheim. Das Schulamt in Fürstenfeldbruck befürwortet diese Ausweitung der Sozialarbeit. Den drei Grundschulen ist gemeinsam, dass sie eigene Übergangsklassen für Flüchtlingskinder haben und zudem mindestens 20 Prozent der dort unterrichteten Schüler einen Migrationshintergrund haben. In Puchheim liegt der Migrationsanteil sogar bei 27,1 Prozent. Damit ist die Voraussetzung gegeben, Fördermittel von der Regierung von Oberbayern zu erhalten. Diese gewährt dem Landkreis pro Stelle einen Zuschuss in Höhe von 16 500 Euro. Die restlichen Personalkosten übernimmt der Landkreis, der für die Ausweitung der Schulsozialarbeit annähernd 100 000 Euro zur Verfügung stellt. Eine Ausnahme bildet die Gemeinde Gröbenzell, die die Schulsozialarbeit eigenständig organisiert. Da dort der Migrationsanteil unter 20 Prozent liegt, fließen auch keine Zuschüsse.

Nadine Karl ist am Landratsamt für Jugendgerichtshilfe und Prävention zuständig. Zudem betreut sie die Schulsozialarbeit. Laut Karl ist ein hoher Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund zwar für die Förderung relevant, aber nach ihren Erfahrungen kein Indiz für einen höheren Bedarf. Es würden Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten beraten, Schüler mit einem Migrationshintergrund seien nicht häufiger unter den Klienten der Jugendsozialarbeiter zu finden als andere. Auch Kinder, die eine Übergangsklasse besuchen, stächen nicht besonders hervor.

Oft werden die Schulsozialarbeiter wegen familiärer Probleme aufgesucht. Die Trennung oder Scheidung der Eltern führt Karl als häufigen ersten Grund dafür an, dass Schüler ein Gespräch suchen. Auch Mobbingvorwürfe würden immer wieder erhoben, wobei es sich nicht bei allem, was unter dieser Kategorie laufe, auf um Mobbing handle. Die geschulten Ansprechpartner können solchen Konflikten beispielsweise mit Gruppengesprächen, Klassenklima-Projekten, einem sozialen Kompetenztraining oder einem Streitschlichterprojekt entgegentreten. Beratungsbedarf kann auch bei Unterrichtsstörungen, sozialen Auffälligkeiten oder psychischen Krankheiten gegeben sein. Zu schwierigen Elterngesprächen werden die Schulsozialarbeiter als Vermittler beigezogen. Nadine Karl spricht von einem niederschwelligen Erziehungsangebot, das gleichermaßen für Schüler, Eltern und Lehrer gelte. Der Bedarf ist sehr unterschiedlich, aber im Grundschulbereich laut Karl relativ niedrig. Hier gehe es ums Ankommen der Kinder, um deren Überforderung mit dem Schulalltag und Probleme, die aus Erziehungsschwächen von Eltern resultieren.

Das Puchheimer Gymnasium ist das einzige von sieben staatlichen im Landkreis, das keine Schulsozialarbeit anbietet. Allerdings wird zurzeit über ein solches Angebot verhandelt. Dafür verfügen alle vier Realschulen über Jugendsozialarbeiter, das gilt auch für alle Mittelschulen der größeren Kommunen und sieben Grundschulen. Mit Umsetzung des Beschlusses werden es im nächsten Jahr drei Grundschulen mehr, also zehn sein.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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