Medien:50 Jahre Regionalgeschichte

Die Redaktion der Heimatzeitschrift "Amperland" feiert am Freitag im Landratsamt Dachau ihr Jubiläum. Das ziemlich einmalige Projekt bearbeitet die Geschichte von Fürstenfeldbruck, Dachau und Freising

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Amperland-Redaktion feiert am Freitag das 50-jährige Bestehen der Zeitschrift. Jedes Vierteljahr erscheint ein Heft mit Aufsätzen zur Geschichte, zu Kunst- und Naturdenkmälern in Fürstenfeldbruck, Dachau und Freising. Standen die Epoche vom Mittelalter bis zum Einfall der Schweden sowie Kirchengeschichte anfangs im Vordergrund, trauten sich die Autoren später auch an die NS-Zeit. Mehrfach wurde das Blatt ausgezeichnet, darunter 2004 mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung. Zweimal stand die Existenz auf dem Spiel, als die Landkreise Freising und Fürstenfeldbruck ihren Zuschuss streichen wollten.

Für jeden, der sich mit der Vergangenheit der Region beschäftigt, ist die Recherche in den inzwischen fast 200 Heften eine unverzichtbare Fundgrube. Die Autoren haben im Lauf von fünf Jahrzehnten über eine Fülle von Ereignissen geschrieben, dafür zum Teil umfangreich recherchiert, was sich an den Fußnoten und Quellenangaben zeigt. Der Anspruch von Amperland ist, verständlich zu schreiben und alle anzusprechen, gleichzeitig aber eine "Heimatzeitschrift auf wissenschaftlicher Basis" zu bieten, die auf Forschungsergebnissen fußt, wie Chefredakteur Wilhelm Liebhart erklärt.

Der Dachauer Volkswirt und Heimatforscher Gerhard Hanke hatte Amperland gegründet. Das erste Heft erschien im Frühsommer 1965. Gleich in den Anfangsjahren muss die Zählung verrutscht sein. So erschien der zehnte Jahrgang bereits 1974, die Hefte des Jubiläumsjahres 2015 sind als 51. Jahrgang ausgezeichnet und Hanke selber schrieb 1984 einen Beitrag zum 20-jährigen Bestehen der Publikation.

Unter Hankes Regie lag der Fokus zunächst auf Kirchengeschichte und Mittelalter, 1968 erschien ein erster Beitrag über die Gewerkschaften in Dachau. In den 1970er-Jahren gewann das Amperland eine sozialgeschichtliche Note durch Beiträge über Brauereien, Kartoffelanbau und Kriminalität, die Künstler in der Region wurden gewürdigt, wobei NS-Verwicklungen ausgeklammert blieben.

Das Amperland spiegelte die lokale Geschichtsschreibung wieder, deren Niveau sich im Landkreis Fürstenfeldbruck erst in den 1990er-Jahren hob. Den ersten Beitrag über die Nazizeit, die Machtübernahme in Dachau, verfasste Hanke (1993), zwei Aufsätze beschäftigten sich mit Frauenarbeit im Ersten Weltkrieg und dem Brucker Lazarett (1994).

Finanziell getragen wird das Projekt von den Landkreisen und Städten Bruck, Dachau und Freising, die je einen ehrenamtlichen Vertreter in die Redaktion entsenden. Für Bruck sind das der Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) sowie der Kunsthistoriker Lothar Altmann. Die Auflage liegt sehr stabil bei tausend Exemplaren. Liebhart, der seit 1975 für Amperland schreibt, vertritt Dachau. Der Professor lehrt Geschichte, Politik und Literatur an der Fachhochschule Augsburg, als Chefredakteur bemüht er sich um Ausgleich: Zwischen älterer Geschichte und Zeitgeschichte und Beiträgen aus allen drei Landkreisen. Das gelingt nicht in jedem einzelnen Heft, aber auf lange Sicht. Sehr informativ war im Frühjahr ein Sonderheft mit Beiträgen zum Ersten Weltkrieg in der Region.

1995 wurde Amperland mit dem Bundespreis der Heimatzeitschriften ausgezeichnet. Einige Zeit danach geriet die Zeitschrift in Existenznöte. Zunächst starb Hanke unerwartet im Juni 1998, es dauerte, bis sich mit Liebhart eine Nachfolger fand. Dann erwog der Landkreis Freising 2001 seinen Beitrag nicht mehr zu bezahlen, drei Jahre später meinte der Brucker Landrat Thomas Karmasin (CSU) mit der Streichung von 7500 Euro seinen Etat sanieren zu können. Öffentlicher Protest sowie der Tassilo-Preis bewogen die Kommunalpolitiker zum Einlenken.

In einer Zeit, in der jede Publikation alle paar Jahre mit einem schicken Relaunch aufwartet, ist Amperland ein Monument der Beständigkeit. Inzwischen lockern mehr Farbbilder die Hefte auf, nahezu unbemerkt hat sich die Schrift verändert, dazu wechselt zum Jubiläum die Farbe der Titelseite von hellblau auf zartes Lila. Ansonsten ist die Form unverändert wie am Anfang, während die inhaltliche Ausrichtung sich stetig verbessert hat. Alles Gute für die nächsten 50 Jahre.

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