Markus Stoll:Granteln als Erfolgsrezept

Harry G: Leben mit dem Isarpreiß

ls Harry G. wettert Markus Stoll gegen alle Trends der Großstadt, die irgendwie über das Ziel hinaus schießen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Noch vor gut einem Jahr war er ein Geheimtipp unter jungen Münchnern, die ihre Zeit gerne im Internet verbringen und schauen, welches Videos ihre Freunde denn heute wieder teilen. Nun ist Youtube-Durchstarter Harry G zu Gast in Fürstenfeld.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Der 35-jährige Markus Stoll ist der Aufsteiger der bayerischen Kabarettszene. Noch vor gut einem Jahr war er ein Geheimtipp unter jungen Münchnern, die ihre Zeit gerne im Internet verbringen und schauen, welches Videos ihre Freunde denn heute wieder teilen. Mitte 2014 hat er den Schritt vom Internet auf die Bühne gewagt - und eigentlich jeder seiner Auftritte ist in kürzester Zeit ausverkauft. So auch die Veranstaltung in Fürstenfeld an diesem Freitag. Schon vor Monaten wurde ein Zusatztermin für den 12. Oktober bekannt gegeben.

In kurzen Videos, kaum eines ist länger als zwei Minuten, grantelt Harry G, wie Stoll seine Kunstfigur nennt, als Urbayer gegen Trends und Hypes, die er in München beobachtet. Sein Feindbild: Der Isarpreiß. Der Zugereiste also, der nur allzu gerne ein Münchner wäre, es aber auf Grund seines Verhaltens nie sein wird. Mal karikiert er treffend verschiedene Wohnungseinrichtungstypen, dann schimpft er gegen Trachtensets, SUV-Besitzer und die Tussies aus dem P1. Eben alle gesellschaftlichen Phänomene, die irgendwie über das Ziel hinaus schießen oder einen traditionellen Sinn entleeren. "Ich könnte mein Programm auch Leben in München" oder "Leben in der Großstadt" nennen", sagt Stoll. Mehr als sieben Millionen Menschen haben seine Videos auf der Plattform Youtube angeschaut, 23 000 Abonnenten verfolgen seinen Kanal regelmäßig.

"Der Schritt auf die Bühne war natürlich gewaltig. Denn mir war klar, dass zweiminütige Videos keinen Abend füllen. Auch nicht, wenn ich zehn von ihnen aneinander hänge", erzählt Stoll. Also hat er ein Programm geschrieben, in dem er, wie er es sagt, die Geschichten seiner Isarpreißn erzählt. "Ich finde es richtig spannend, mehr über sie erzählen zu können." Selbst die Gruppen, über die er sich lustig macht, reagierten oft positiv auf seine Kritik. "Es gibt doch nichts schöneres, als für Dinge derbleckt zu werden, die man sich im Gegensatz zu anderen leisten kann." Bei der Auswahl seiner Opfer hat er dennoch eine Regel, die er nicht bricht: "Ich würde mich nie über eine Minderheit lustig machen."

Für den Hype, der um seine Videos entstanden ist, hat er eine klare Erklärung: "Ich drücke Dinge aus, die jeder kennt und schon mal beobachtet hat und die ihm ein Dorn im Auge sind. Die Themen sind dabei nicht das Neue, sondern, dass sie mal jemand ausspricht, der es qua Beruf auch sagen darf", sagt Stoll. Ihre Zustimmung könnten die Leute dann durch Likes und Empfehlungen an andere ausdrücken. "Gerade in den sozialen Netzwerken gib es soziale Normen, die Leute seifen sich gegenseitig ein. Keiner würde je unter das Foto eines Bekannten etwas Negatives schreiben" erzählt Stoll, "Ich denke, ich bin einer, der die Grenzen des gegenseitigen Einseifens austestet".

An Fürstenfeldbruck hat der studierte Betriebswirt gute Erinnerungen. Einen Großteil seiner Jugend hat er in Dachau verbracht, seine Rennrad-Route führte mitten durch die Stadt. Außerdem hatte er Verwandte hier. "Bruck hat ein eigenes Flair, es ist eben kein Vorort von München. Darauf sind die Leute zurecht stolz. Gerade weil es Landkreis auch genug Beispiele gibt, die sich genau in die andere Richtung entwickeln und ihre Identität zugunsten eines Heranwachsens an München aufgeben", sagt Stoll. Auf den ein oder anderen Seitenhieb gegen Fürstenfeldbruck dürften sich die Besucher dennoch freuen.

Und auf dem Weg nach oben ist für Stoll noch längst nicht Schluss. Seine neuste Rolle ist die des Sidekicks von Günter Grünwald in dessen TV-Sendung "Grünwalds Freitagscomedy im Bayerischen Rundfunk.

Harry G., "Leben mit dem Isarpreiß", Freitag, 20. Februar, 20 Uhr im Veranstaltungsforum. Karten für den Zusatztermin am 12. Oktober gibt es telefonisch unter 08141/66 65 44. Die Videos von Harry G. sind unter https://www.youtube.com/user/berri7890 zu finden.

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