Süddeutsche Zeitung

Mammendorf:Wald soll für Kranverleih gerodet werden

Die Gemeinde stimmt der Erweiterung von Lagerfläche zu, obwohl dafür Bäume gefällt und Laichgebiete beeinträchtigt werden

Von Manfred Amann, Mammendorf

Dass wegen der Erweiterung des Sondergebietes "Kranverleih-Bauhof" in Mammendorf für eine Lagerfläche ein Waldstück weichen soll, davon waren in der jüngsten Sitzung nicht alle Ratsmitglieder überzeugt. Gegenvorschläge, wie zum Beispiel größere Laubbäume stehen zu lassen oder eine Fläche mit weniger Baumbestand zu nutzen, wurden abgewiesen. Schon in der aktuellen Viertelstunde hatte der Ortsvorsitzende des Bundes Naturschutz, Harald Rösch, gemahnt, den Waldbestand möglichst nicht anzutasten und den Lebensraum der dort anzutreffenden Amphibien nicht zu gefährden. "Ich mache mir große Sorgen, dass die Tiere von ihren Laichgewässern abgeschnitten werden" sagte Rösch. Eine zweiwöchige stichprobenartige Zählung habe ergeben, dass über 600 Kröten und Lurche dort unterwegs sind. "Es handelt sich hier um eines der größten Amphibiengebiete im Landkreis", so der Umweltschützer.

Dennoch wurde dem Antrag mit drei Gegenstimmen stattgegeben. Beschlossen wurde jedoch, mit dem Antragsteller über die Einrichtung einer Krötenleiteinrichtung zu verhandeln. Zudem soll der Grundeigentümer einige Quadratmeter abtreten, um die Gemeindeverbindungsstraße für den Bau der Krötenleitung erweitern zu können. Bürgermeister Josef Heckl (BGM) erklärte, dass ein artenschutzrechtliches Gutachten zum geplanten Bereich Teil der Bauleitplanung sei und der Antragsteller wisse, dass es schwierig sein werde, die Erweiterung umzusetzen, sollten seitens der Behörden erhebliche Bedenken bestehen.

Die Firma Kranverleih Schußmann möchte die Lagefläche für Kräne um etwa 7300 Quadratmeter vergrößern und hat dazu beim Forstamt bereits den Rodungsantrag für das als Fichtenwald bezeichnete Gebiet gestellt. Laut Gemeinderat Max Altmann (Grüne) handelt es sich jedoch "nicht um einen reinen Fichtenbestand, sondern um einen Mischwald", wie er im Zuge des Waldumbaus aus Klimaschutzgründen gewünscht werde. Etwas entfernt befinde sich eine "Riesengrube, etwa in gleicher Größe aber ohne schützenswerten Baumbestand", die man besser nutzen sollte, sagte Altmann. Wie Heckl anführte, ist der Bereich jedoch in Besitz des Staates, zudem sei die Lagerfläche abgetrennt vom Betriebsgelände. "Eine Aufsplittung des Kranverleihs ist nicht sinnvoll, weder für das Unternehmen noch für die Gemeinde", befand der Bürgermeister. Überdies werde eine hochwertige Ausgleichsfläche gefordert.

"Total schade", fand auch Verena Halbritter (Grüne) den Kahlschlag, der sich gegen die Artenerhaltung richte. Heckl und Peter Muck (CSU) erinnerten daran, dass der Kranverleih seinerzeit wegen der zu erwartenden Belästigung der Nachbarschaft "ganz bewusst außerhalb des Ortsgebietes angesiedelt" worden sei. Dem Gemeinderat sei damals schon bewusst gewesen, dass eine Erweiterung kommen könne, sagte der Zweite Bürgermeister. Man könne diese Erweiterung daher jetzt auch nicht verhindern. Stefan Bauer (FW) regte an, vom Bauherrn prüfen zu lassen, ob wenigstens die Laubbäume entlang der Straße stehen bleiben können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5329759
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.06.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.