Süddeutsche Zeitung

Mammendorf:Lagerfläche für Kräne statt Wald

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Mammendorfer Unternehmen kann seinen Betrieb erweitern. Gutachten sieht keine Bedrohung für Amphibien-Population.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Das Unternehmen "Kranverleih Schußmann" kann das Betriebsgelände an der Nassenhausener Straße um etwa 7300 Quadratmeter in Richtung Westen erweitern. Die artenschutzrechtliche Prüfung in und um das Wäldchen, das dafür weichen soll, hat zwar erbracht, dass durch die Ausdehnung nach Westen "Betroffenheit für Fledermäuse, Vögel und Amphibien" bestehen würden, diese aber durch sogenannte CEF-Maßnahmen (Continuous Ecological Functionality) ausgeglichen werden könnten. Die Prüfung konzentrierte sich besonders auf die Amphibien und ihre Wege zu den Laichplätzen auf der anderen Seite der Nassenhausener Straße, die unter anderem durch das Wäldchen führen, das geopfert werden soll, was von den Naturschützern heftig kritisiert worden war.

Da die Ansiedlung der Firma schon massive Auswirkungen auf die Amphibien gehabt habe, fürchten die Naturschützer, dass das selten große Vorkommen in dem Bereich weiter beeinträchtigt werden könnte und sprachen von "Salamitaktik", gegenüber der Natur. Durchschnittlich 1000 Amphibien waren von der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz zuvor gezählt worden. Die Mitglieder helfen den Molchen, Fröschen und Kröten alljährlich über die Straße.

2011 war auf Initiative der Gruppe zudem ein Krötenleitsystem errichtet worden. Da das Unternehmen bereit ist, in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde die erforderlichen Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen Funktion zu ergreifen, hat der Gemeinderat nun den bereits im Juni 2021 gefassten Beschluss umgesetzt, den Flächennutzungsplan für die Erweiterung des "Sondergebiets Kranverleih-Bauhof" entsprechend zu ändern. Im Erweiterungsbereich werden keine baulichen Anlagen, sondern nur Lagerflächen für den Kranverleih zugelassen.

Im Fazit zum Abschlussbericht heißt es: "Bei der geplanten Erweiterung kann davon ausgegangen werden, dass die betroffenen Tierarten nicht geschädigt werden und es auch nicht zu einer nachhaltigen Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Populationen der Arten kommt. Aus artenschutzrechtlicher Sicht kann dem Projekt daher zugestimmt werden".

Laut Bürgermeister Josef Heckl (Bürgergemeinschaft) wurde der Untersuchungsbericht von der Naturschutzbehörde und dem Forstamt geprüft. Dabei seien Bedenken geäußert worden, weil die Erweiterung für die Amphibien einen längeren Weg zu den Laichplätzen bedeuten werde, sodass ein Rückgang der Population nicht auszuschließen sei. Allerdings wird auch angeführt, dass dieser Sachverhalt "in gewissem Umfang der gemeindlichen Abwägung" unterliege.

Nicht akzeptiert haben die Naturschützer im Landratsamt die vom Kranunternehmen vorgeschlagene Ausgleichs- und Ersatzaufforstungsfläche, "da diese den erforderlichen räumlich-funktionalen Zusammenhang nicht erfüllt und zudem in einem Niedermoorbereich mit Wiesenbrüter-Vorkommen liegt". Nach Verhandlungen mit verschiedenen Eigentümern habe Firmenchef Michael Schußmann jedoch eine circa 7500 Quadratmeter große Fläche unmittelbar am Erlbach westlich der Kreisstraße nach Jesenwang gefunden, die von der Naturschutzbehörde schließlich als "geeignet" eingestuft und auch vom Forstamt akzeptiert worden sei.

Ersatzfläche am Erlbach

"Es wird lediglich eine Krötenleiteinrichtung im Bereich des westlichen Nachbarflurstücks zur westlichsten Querungshilfe (Tunnel) angeregt, um zu verhindern, dass die Kröten auf die Straße laufen", so der Rathauschef. Mittlerweile habe die Gemeindeverwaltung ein Architekturbüro mit den städtebaulichen Planungsleistungen und einen Landschaftsplaner mit der Festlegung der Grünordnung "Waldfläche am Erlbach" beauftragt. Die Pläne werden in Kürze im Rathaus öffentlich ausgelegt.

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