Mammendorf:Ladenhüter Dirndl

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Die neuerliche Wiesn-Absage trifft auch die Trachten­galerie Mammendorf

Von Lucia Weigl, Mammendorf

"Definitiv, die Absage der Wiesn trifft uns hart, auch wenn wir schon damit gerechnet haben", berichtet Manuela Hillebrand, Inhaberin der Trachtengalerie Mammendorf. Seit 40 Jahren verkauft das Traditionsgeschäft in Mammendorf ein umfangreiches Sortiment an Trachtenmode. Doch seit Corona ist der Verkauf von traditioneller Festtagsmode durch die ungewohnten Bedingungen herausfordernd.

Das nun zusätzlich auch das Münchner Oktoberfest abgesagt wurde, ist für die Trachtenbranche ein weiterer Rückschlag.

Die Wiesn-Absage trifft die Trachtengalerie Mammendorf hart. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Hillebrand hat zwar ohnehin vorausschauend eine kleinere Warenmenge eingekauft, doch die endgültige Absage der Wiesn schmerzt trotzdem. "Normalerweise beginnt unsere Saison mit den Maibäumen, aber dieses Jahr finden auch diese Feste nicht statt, genauso wie das Volksfest in Dachau." Außerdem wurden die Volksfeste in Fürstenfeldbruck und Mammendorf zunächst auf Termine später im Jahr verschoben. "Unser Umsatz jetzt ist kein Vergleich zu dem von 2019", sagt Hillebrand. Die Wiesn-Saison mit den vielen Volksfesten in der Region gehört gewöhnlich zur Haupteinnahmequelle des Trachtenladens. Sie bricht jetzt weg. Viele Beschäftigte der Branche, denen es ähnlich ergeht, wandten sich mittlerweile mit einer Petition an den bayerischen Landtag.

Die Trachtengalerie leidet unter den Öffnungsvorschriften und fehlenden Events. (Foto: Trachtengalerie/oh)

Auch die Angestellten der Trachtengalerie Mammendorf trifft die schwierige Situation: Statt anfangs 52 Mitarbeiter beschäftigt Hillebrand jetzt nur noch 17. Aufgrund der Auflagen für Kurzarbeit musste dem Großteil der 450-Euro-Saisonkräfte gekündigt werden. Doch Hillebrand hofft, sie wieder einstellen zu können, sobald schnellere Impfangebote und geplante Lockerungen verwirklicht werden.

Für ihre Kunden wünscht sich Hillebrand ebenfalls Lockerungen: "Einkaufen geht zur Zeit nur mit Termin und einem negativen Test". Um besser planen zu können, werden die Termine sogar einen Tag im voraus vereinbart: "Aktuell haben wir keine regulären Öffnungszeiten, sondern versuchen erst einmal einen Nachmittag mit Kunden voll zu bekommen." Die wenige Kundschaft würde nicht ausreichen, um den Laden zu den gewohnten Zeiten gewinnbringend öffnen zu können. Derzeit sind meist nur die Freitag- und Samstagnachmittage gut besucht. Deswegen hofft Hillebrand auf weiter sinkende Infektionszahlen, um Kunden auch ohne negativen Test im Laden beraten zu können. "Wir haben leider keine Gelegenheit, vor unserem Geschäft Schnelltests anzubieten". Wenn nur noch eine Terminvereinbarung benötigt werde, sei der Aufwand für die Kunden viel geringer. "Wir hoffen, dass die Kunden dann auch mal wieder spontaner vorbeischauen", sagt Hillebrand. Als Geschäft, das in einer ländlichen Gegend zu Hause ist, fehlt die in der Stadt übliche Laufkundschaft.

Zur Zeit werden Trachtenaustattungen vorwiegend für Hochzeiten, Firmungen und Kommunionsfeiern gekauft - sofern die Veranstaltungen stattfinden können. Ihr Angebot reduzierte Manuela Hillebrand deshalb aber nicht. Da Trachtenmode nicht so abhängig sei von schnelllebigen Modetrends, könne sie auch nächstes Jahr noch angeboten werden, ohne an Aktualität zu verlieren. Die zeitlosen und traditionellen Designs der Lederhosen und Dirndl in ihrem Laden seien jederzeit gefragt. Für Stammkunden hat Hillebrand trotzdem neue Ware bestellt, wenn auch coronabedingt in geringer Stückzahl, um "ein wenig frischen Wind" ins Angebot zu bringen. Somit ist das Sortiment gut ausgestattet für kommende Feste und die Wiesn im nächsten Jahr.

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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