Süddeutsche Zeitung

Mammendorf:Kranlager bedroht Frösche, Kröten und Molche

Bund Naturschutz kämpft für den Wald südwestlich von Mammendorf. Er ist ein wichtiger Lebensraum für Amphibien

Von Ingrid Hügenell, Mammendorf

Für Amphibien sind die Gewässer in der Kiesgrube Selmayr und der angrenzende Wald beim Wertstoffhof Mammendorf ein Paradies: Kröten, Molche und sogar die seltenen Laubfrösche finden dort ideale Lebensbedingungen. Darauf weist Harald Röch hin, der Ortsvorsitzende des Bundes Naturschutz Mammendorf (BN). Der BN fürchtet, dass sich das bald ändern könnte. 2018 wurde eine Wiese am Wald als "eingeschränktes Gewerbegebiet" ausgewiesen und bebaut. Nun soll das Areal in den Wald hinein ausgedehnt werden. Der Kranverleih Schußmann will seine Lagerfläche erweitern.

Der BN will das verhindern und appelliert an die Verantwortlichen, von Arten- und Klimaschutz nicht nur zu reden, sondern auch entsprechend zu handeln. "Die Planungen müssen gestoppt und eines der letzten großen Amphibienvorkommen der Region bewahrt werden."

Anfang Juni hat der Mammendorfer Gemeinderat bei drei Gegenstimmen dem Vorhaben zugestimmt, obwohl Rösch bei der Sitzung von dem Amphibienvorkommen und dessen Gefährdung berichtet hatte. Nun hat sich der BN an die Öffentlichkeit gewandt. "Im Frühjahr 2021 haben wir bei mehreren Stichproben 667 Erdkröten, Molche und Grasfrösche gezählt, die aus dem Waldstück zwischen Mammendorf und Nassenhausen zu den Weihern in der teilweise renaturierten Kiesgrube gewandert sind", sagt Rösch. "Die tatsächliche Zahl der Tiere liegt weitaus höher." 2017 seien für ein Gutachten Erdkröte, Teich- und Grasfrosch, Berg- und Teichmolch sowie der europarechtlich geschützte Laubfrosch nachgewiesen worden. "Damit ist der Wald südwestlich von Mammendorf einer der wichtigsten Lebensräume für Amphibien im Landkreis Fürstenfeldbruck", sagt Rösch. "Wir sprechen uns nachdrücklich gegen die Rodung und Bebauung des Waldstücks aus." Die meisten Amphibienarten suchten die Gewässer der Kiesgrube nur zur Laichzeit im Frühjahr auf. Die übrige Zeit des Jahres lebten sie im angrenzenden Wald.

Würden die Pläne umgesetzt, würde der Lebensraum der Amphibien und der vieler anderer Tiere wie Fledermäuse und Vögel laut BN unwiederbringlich zerstört. Die Wanderroute der Amphibien zu ihren Laichgewässern wäre weiter eingeschränkt. Ökologische Ausgleichsmaßnahmen können nach Einschätzung des BN die Einschnitte nicht kompensieren. "Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Amphibien massiv einbrechen wird", sagt Rösch.

Das Vorhaben verletze die Bundesartenschutzverordnung, nach der alle in Deutschland vorkommenden Amphibienarten unter besonderem Schutz stehen. Hinzu komme, dass der Wald für die Mammendorfer ein wertvolles Naherholungsgebiet sei. Die zu erwartende Zunahme des Schwerlastverkehrs würde sich negativ auf die Lebensqualität der Menschen auswirken. "In Zeiten des Klimawandels sollte der Schutz von Wäldern oberste Priorität haben - insbesondere, wenn es sich wie hier um einen Mischwald handelt", sagt Rösch.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2021
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