MammendorfPippi Langstrumpf und Spott über die Gemeindepolitik

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Die Narren beherrschen die Straße: Umzug am Faschingsdienstag in Mammendorf.
Die Narren beherrschen die Straße: Umzug am Faschingsdienstag in Mammendorf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Narrenhochburg im Westen: Etwa 5000 Zuschauer und Teilnehmer verfolgen und begleiten den Faschingsumzug in Mammendorf.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Rekordverdächtig war der Mammendorfer Faschingszug zwar nicht. Doch mit etwa 25 zum Teil monströsen Motivwagen, die von riesigen Schleppern gezogen wurden, etwa zehn Fußgruppen und Dutzenden einzeln Mitmarschierender, Wikinger, Hexen, Engel oder Indianer, war er fast so lang wie der vorjährige. Auch die schätzungsweise 5000 Zuschauer bestätigten, dass sich das Dorf an der Maisach als die Faschingshochburg im Westen des Landkreises mit denen im Osten wie Gernlinden oder Olching messen kann.

„A bisserl wenig große Politik war dabei, keine Anspielung auf Trump, die Weltpolitik und nichts zur Bundestagwahl“, befand eine Zuschauerin. Themen wie der Schlagergarten Luttenwang, Pippi Langstrumpf, Schneewittchen und die sieben Zwerge und die Robin Hoods aus Überacker seien aber auch ganz nett. Auch die Landespolitik kam aus Sicht einiger Zuschauer etwas kurz, auch wenn der Mammendorfer Schützenverein „Söders mobiles Mini-Atomkraftwerk“ mitführte, weil der Strom nicht von A nach B kommt.

„Etwas überrascht“ waren einige, dass sich das Faschingszugkomitee Gernlinden eingereiht hatte. Eine „Schmetterlingsfrau“ mutmaßte dazu, dass der Osten wohl allmählich den Landkreiswesten entdecke. „Das könnte man glatt als Aufwertung interpretieren“, meinte daraufhin ihr Partner augenzwinkernd.

Hoch zu Ross: Pippi Langstrumpf und ihr Pferd Kleiner Onkel nehmen am Faschingszug teil.
Hoch zu Ross: Pippi Langstrumpf und ihr Pferd Kleiner Onkel nehmen am Faschingszug teil. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit ein wenig Häme, Lästerei und Kritik wurde Rathauschef Josef Heckl konfrontiert. Dass die Gemeinde pleite sei, weil sie zurückliegend viel Geld für Großprojekte ausgegeben habe, hat aus Sicht der „Old-Stars des Katholischen Burschenvereins (KBV)“ dazu geführt, dass keine neue Schule gebaut werden kann und für kleine Angelegenheiten kein Geld mehr da ist. Zum Beispiel sei für zwei Millionen ein neuer Rathausplatz gebaut worden. Sozial geförderte Wohnungen seien an der Bundestraße geschaffen worden „aber für ein Einheimischen-Modell ist kein Geld da“, erklärte Josef Mayer.

Wenig Verständnis haben die KBVler, dass alle Feuerwehrfahrzeuge heuer mit Schneeketten ausgestattet wurden „wo es doch kaum noch Schnee gibt“. Einen Vorwurf an den Bürgermeister formulierte die Gruppe XY in Erinnerung an eine Veranstaltung in Moorenweis mit Aufschriften wie: „Wird der Klimagegner unbequem, nennt Heckl ihn durch die Blume rechtsextrem.“

Spott über Gemeindepolitik: Die KBV-Jugend moniert, dass Stromkabel für Container den Ort verschandeln.
Spott über Gemeindepolitik: Die KBV-Jugend moniert, dass Stromkabel für Container den Ort verschandeln. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die KBV-Jugend monierte, dass die Gemeinde Container für Asylsuchende aufgestellt, aber dabei nicht bedacht habe, dass man dort auch Strom brauche. Dieser müsse nun per Kabel über hässliche Rohgestelle herangeführt werden, wodurch ein ganzer Straßenzug verschandelt werde. Die meisten Motivwagen kamen aus den acht Mitgliedskommunen der Verwaltungsgemeinschaft, einige aus den Landkreisen Landsberg und Aichach-Friedberg.

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Unter den Fußgruppen waren bunte Quallen, die von der Schwimmabteilung des Sportvereins gestellt wurden. Zu den treuen Fußgruppen zählen die Narren der Alfinetawepe, eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben der Mitglieder, die mit dem Boandlkramer und Petrus unterwegs war, der so manchem ein langes Leben vorhersagte. 160 Kilo Bonbons für rund 1000 Euro, 40 Kilo mehr als 2024, hatte die Gemeinde besorgt. Und was die Gruppen zusätzlich aus eigener Tasche verteilten, ist schwer zu sagen: Schokoladetäfelchen, Knusperriegel und Konfetti sowieso.

Gut behütet: Besucherinnen im Lampenkostüm.
Gut behütet: Besucherinnen im Lampenkostüm. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Etliche der Zuschauer, insbesondere Kinder, hatten Tüten dabei und sammelten fleißig, während die schweren Traktorgespanne „unter Höllenlärm und besetzt mit tanzenden und grölenden Jugendlichen“, wie eine Frau anmerkte, vorbeizogen. Schon bald nachdem die Straße zwischen Unter- und Oberdorf von der Feuerwehr gesperrt worden war, waren bei frühlingshaftem Wetter Faschingsfreunde aus der Region herangeströmt, um an den Verkaufsständen Krapfen, Würstel und Getränke zu genießen und sich einen guten Platz zu sichern. Wie gewohnt führte Bürgermeister Heckl von einer Jim Knopf und Lukas-Lokomotive herabwinkend den Gaudiwurm an, der von sechs Security-Kräften begleitet wurde.

Nicht alle Wagen dienen den Narren für den Umzug. Aus Sicherheitsgründen versperren Lastwagen die Zufahrtsstraßen.
Nicht alle Wagen dienen den Narren für den Umzug. Aus Sicherheitsgründen versperren Lastwagen die Zufahrtsstraßen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Sicherheitsvorkehrungen für den Faschingszug hatte die Gemeinde in Folge des Anschlags in München nicht verschärft, da sie „bereits sehr hoch“ gewesen seien. Die Zufahrten waren aber zusätzlich mit Lastwagen versperrt. Bei der anschließenden „Kehraus-Party“ in der Neheider-Halle sorgten dann 14 Sicherheitskräfte für einen geordneten Ablauf. Aus Sicherheitsgründen wurde, wie schon im Vorjahr darauf verzichtet, den Narrenzug im Osten wenden zu lassen, sodass die aufwendig gestalteten, teils überdimensionalen, mit laut wummernden Lautsprechern bestückten Motivwagen sowie die ideenreichen Fußgruppen nur einmal an den Zuschauermengen vorbeikamen.

Die Zugauflösung verlief auch ein wenig anders als im vergangenen Jahr. Da es um den Minikreisel ein kleines Chaos gegeben hatte, weil einige Wagen in die Michael-Aumüller-Straße links und rechts des Kreisels abgebogen waren, durfte sich der Zug ausschließlich entlang der Bahnhofstraße auflösen.

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