Mammendorf:Denkmal soll abgerissen werden

Lesezeit: 3 min

Der Gemeinderat Mammendorf billigt einstimmig die Beseitigung des unter Schutz stehenden ehemaligen Gesindehauses neben der alten Mühle. Dem Eigentümer ist eine Sanierung zu teuer

Von Manfred Amann, Mammendorf

Für die einen ist es eines der interessantesten Häuser im Ort, für die andern ein Schandfleck: Seit mehr als hundert Jahren steht am Ende der Michael-Aumiller-Straße in Mammendorf nahe der Maisach eine kleines, aber auffälliges Häuschen mit breitem Zwerchhaus und Schopfwalmdach. Das in dieser Gegend ungewöhnliche Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird in der Denkmalliste als ehemaliges Gesindehaus der nebenan noch bestehenden Untermühle geführt. Es hat als "historisierendes Wohnhaus" Bedeutung. Nun soll es abgerissen werden. Im Gemeinderat wurde das Ansinnen der Eigentümer zwar nicht mit Begeisterung aufgenommen, aber nach relativ kurzer Beratung einstimmig abgesegnet.

"Mal sehen, was die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt dazu sagt" meinte Bürgermeister Josef Heckl (Bürgergemeinschaft). Dort weiß man von den Abrissplänen allerdings noch nichts und es wird auch einige Zeit dauern, bis eine Reaktion eintrifft. "Wenn der Antrag eingegangen ist, wird dieser geprüft und wie verfahrensmäßig vorgeschrieben an das Landesamt für Denkmalpflege weitergeleitet", so Ines Roellecke, Pressesprecherin im Landratsamt. Erst wenn das Denkmalamt Stellung bezogen habe, werde die Kreisbehörde entscheiden, wie es weiter gehen soll. "Es wird sich wohl kaum jemand finden lassen, der das Häuschen saniert, aber so kann es auch nicht stehen bleiben", befand Kulturreferent Anton Fasching (BGM). Werner Zauser (FW) meinte zwar, es sei "schade, wenn eines der interessantesten Gebäude im Ort abgerissen wird", stimmte dann aber dennoch für dessen Beseitigung, "weil ich keine Chance sehe, das Gebäude zu erhalten".

Der Antrag auf Abriss für das seit mehr als 40 Jahre leer stehende Gebäude enthält eine lange Liste von Begründungen: das Mauerwerk stark durchnässt, der Putz innen und außen abgeplatzt, Dachbalken und Pfettenköpfe angefault, die Dacheindeckung teils weg und die Kaminköpfe baufällig, so dass bei starkem Wind herabfallende Mauerwerkteile Menschen gefährden könnten. Zudem sei der Holzbalkon so marode, dass er abzustürzen drohe. Die Verkleidung fehle teilweise, die Innentreppe komplett. Die Energieeffizienz sei mangelhaft, Elektro- und Sanitärinstallationen müssten erneuert werden. Die Raumaufteilung und die Lage neben einer angrenzenden Holzlagerhalle und der Straße ließen eine wirtschaftlich vertretbare Nutzung nicht zu.

Wie der Eigentümer der SZ sagte, hatte er nach dem Auszug der letzten Schweizer, wie das Gesinde auch genannt wurde, im Jahr 1979 für das Haus keine Verwendung mehr. Es zum Vermieten herzurichten, habe man sein lassen, weil es für so kleine Zimmer keine Nachfrage mehr gegeben habe, und weil die Generalsanierung auch zu teuer gewesen wäre. Nunmehr seien sie es leid, immer wieder von Bürgern mit der Frage konfrontiert zu werden, wann der "Schandfleck" endlich abgebrochen werde, schreibt die Eigentümerfamilie. Seit ein Sturm 2014 Bäume umgelegt habe, die als Sichtschutz gedient hätten, sei das Häuschen gut einsehbar und werde daher eben als Schandfleck wahrgenommen. Eine Sanierung des Gebäudes würde "grob geschätzt zwischen 250 000 und 300 000 Euro" kosten, so der Eigentümer. Eine Summe, die er nicht auch noch aufbringen könnte. Denn: "Wir haben nämlich noch zwei weitere Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, zu erhalten und tun das seit Jahrzehnten."

Deren Erhaltung setze nicht nur eine ausgeprägte Liebe zu Denkmälern voraus, sondern sei auch nur mit dem Einsatz erheblicher finanzieller Mittel möglich. Das eine Gebäude ist die "Untermühle", eine ehemalige Sägemühle, die als zweigeschossiger Putzbau mit steilem Satteldach aus der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts stammt und im Kern noch eine komplette Mühlenausstattung aus dem 18. Jahrhundert enthält.

Zur 1250-Jahrfeier 2008 hatte die Familie die Mühle wieder in Gang gesetzt und der Öffentlichkeit präsentiert. Das andere unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist ein ehemaliger eingeschossiger Stall, ein verputzter Satteldachbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Laut Ortschronik gibt es das Anwesen seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Bis 1890 gehörte es der Familie Aumüller. Dessen letzter Besitzer, Michael Aumüller, nach dem die Straße benannt ist, soll ein großer Gönner der Pfarrei gewesen sein. Das Gesindehaus oder auch "Schweizer-Haus", dem der Abriss droht, wurde zwischen 1900 und 1910 errichtet. An der Stelle stand ein "gemauertes Haus mit einem gemauerten Bad dranhängend" und auf dem Haus "haftete ein Badgerechtigkeit". Das bedeutet, dass dort einmal ein öffentliches Bad betrieben wurde, angeblich bis 1857.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: