Mammendorf:Brexit bereitet Unternehmen Probleme

Mammendorf: Der Brexit macht ihr zu schaffen: Jennifer Rosenheimer von der Mammendorfer Firma MIPM.

Der Brexit macht ihr zu schaffen: Jennifer Rosenheimer von der Mammendorfer Firma MIPM.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Mammendorfer Firma MIPM, Hersteller von medizinischen Geräten, bangt um ihre Zertifizierungsstelle in England

Von Andreas Ostermeier, Mammendorf

Der Brexit bereitet nicht nur großen Unternehmen, beispielsweise aus der Automobilindustrie, Probleme, sondern auch mittelständischen Betrieben aus dem Landkreis. So der Firma MIPM (Mammendorfer Institut für Physik und Medizin). Mit rund 60 Mitarbeitern entwickelt und produziert das Unternehmen medizinische Geräte, die weltweit Käufer finden. Großbritannien ist dabei nach den Worten von Jennifer Rosenheimer, Prokuristin des Unternehmens, ein guter Absatzmarkt für die Medizinprodukte aus Mammendorf. Vertrieben werden sie jenseits des Kanals von einem Händler, mit dem die Firma schon lange zusammenarbeitet. Nicht erst seit der Ablehnung eines Ausstiegsvertrags im Unterhaus am Dienstagabend macht sich Rosenheimer deswegen Sorgen. Gibt es keine Regelungen, könnte der Verkauf nach Großbritannien schwierig werden und die Gefahr bestehen, dass MIPM einen "guten Partner" verliert, wie Rosenheimer sagt.

Doch das ist nicht alles. Die Mammendorfer sind noch aus einem anderen Grund vom Brexit erheblich betroffen. Um nämlich ein medizinisches Gerät verkaufen zu dürfen, benötigt dieses für die verschiedenen Länder und Märkte Zulassungszertifikate. Für den Bereich der Europäischen Union braucht es das CE-Kennzeichen, das auf der Verpackung oder auf dem Produkt angebracht wird. Dieses Kennzeichen bestätigt, dass das Medizinprodukt mit den europäischen Regelungen konform ist. Es wird von mehreren Stellen in Europa vergeben. Die für MIPM-Produkte zuständige Stelle sitzt nach Auskunft von Rosenheimer in England. Bislang war das kein Problem, denn Großbritannien gehörte zur EU. Ende März könnte es zu einem Problem werden, wenn Großbritannien ohne Regelungen für die Beziehungen zur EU die Gemeinschaft verlässt. Dass dort dann noch in der EU gültige CE-Kennzeichnungen vergeben werden, ist nur schwer vorstellbar. Für die Firma MIPM würde dies aber bedeuten, dass sie kein Zertifikat für ein neues Produkt mehr bekommen könnte. Und auch die bereits eingeführten Erzeugnisse sind betroffen. Denn die Kennzeichnung muss alle zwei Jahre neu vergeben werden.

Nun könnte MIPM die Zertifizierungsstelle wechseln. Doch momentan hätten diese Stellen so viel Arbeit, dass die Mammendorfer mindestens ein halbes Jahr warten müssten, ehe sich jemand mit ihren Produkten befasst, sagt Rosenheimer. Freilich sieht auch die gegenwärtige CE-Stelle in England das Problem. Laut Rosenheimer überlegt sie, nach Belgien umzuziehen. Doch auch das ist kein einfacher Schritt. Die Mammendorfer müssen wohl noch einige Zeit mit der Unsicherheit leben, wie es von Ende März an weitergeht.

Nach Informationen der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern ist MIPM bestimmt kein Einzelfall. Vor allem für Unternehmen im Freistaat, gerade auch aus dem Mittelstand, rechnet die Kammer mit Beeinträchtigungen durch einen Austritt Großbritanniens. Das liegt daran, dass es in Bayern besonders viele Firmen des verarbeitenden Gewerbes gibt. Dazu gehören unter anderem Hersteller von Fahrzeugen und ihre Zulieferer, Maschinenbauer oder Produzenten von elektronischen und optischen Erzeugnissen. Gerade solche Branchen sind auf den internationalen Handel angewiesen. Um die eigene Firma auf die Veränderungen durch einen Brexit vorzubereiten, hat die IHK eine Check-Liste ins Internet gestellt. Mit deren Hilfe lässt sich feststellen, was auf eine Firma in Bereichen wie Warenverkehr, Schutzrechte oder Steuern zukommen kann.

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