In Prack ist die Stimmung aufgeheizt. Die Aussicht, dass sie hier bald zwei Windräder vor der Nase haben werden - vorausgesetzt, die erforderlichen Gutachten erlauben ihren Bau - hat praktisch den ganzen Weiler in Aufruhr versetzt. Und jetzt hat der Gemeinderat von Maisach das von den Betroffenen heftig kritisierte Projekt seiner Realisierung einen großen Schritt näher gebracht. In dem kleinen Ortsteil am Rande der Gemeindegrenze fühlt man sich machtlos und von der Politik verraten. "Die große Politik drückt das auf die Kommunen runter, und die Gemeinden batzen es an ihre Grenzen hin", stellt jemand resigniert fest. "Ich habe das Gefühl, wir haben überhaupt keine Macht und es ist schon alles entschieden", lautet eine andere anonyme Klage aus dem Maisacher Hinterland.
Denn mit seinem Namen möchte keiner aus Prack im Zusammenhang mit diesem heiklen Thema in der Zeitung stehen. Auch in Malching, jenem Maisacher Ortsteil in dem vor bald 15 Jahren trotz heftiger Proteste eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage gebaut wurde, wollen Anwohner ihre Meinung zu regenerativen Energien nur ohne Namen kund tun. Und auch Bürgermeister Hans Seidl (CSU), der Malching gerne als gelungenes Beispiel dafür nennt, wie Protest gegen erneuerbare Energien in Begeisterung umschlagen kann, will niemanden der angeblich Geläuterten namentlich nennen - um keinen zu diffamieren. Das Thema scheint zu heikel.
Dazu passt, dass jede und jeder, den man in Prack mit seinen 28 Bewohnern nach seiner Meinung zu den Windrad-Plänen fragt, mit diesem Satz beginnt: "Ich habe ja nichts gegen Windräder, aber nicht an dem Standort." Das Hauptproblem scheint dabei für alle zu sein, dass die beiden Anlagen mit einer Gesamthöhe von fast 250 Metern südwestlich von Prack gebaut werden sollen. Nun befürchten die Pracker, dass sie die Schatten der Rotoren überstreichen werden. Und dass sie deren Geräusch hören, wenn sie in regelmäßigen Abständen am Mast vorbeistreichen. "Wumm, wumm, wumm", beschreibt einer, was er bei der Anlage in Hohenzell gehört hat, als er in vergleichbarem Abstand bei Gegenwind dort war. "Das macht immer Lärm, und je älter desto mehr", pflichtet ihm eine Frau bei.
100 000 Euro an jährlicher Pacht würde der Grundstücksbesitzer verdienen, erzählen die Pracker. Und dass für den Bau der Windräder, für die Zufahrt, ein nicht unerhebliches Stück Wald vernichtet werden müsse. Ganz zu schweigen von den erforderlichen Stromleitungen. Mit einem Standort, etwas weiter südlich und östlich, also näher an Rottbach dran und mindestens einen Kilometer von ihrem Weiler entfernt, könnten sie in Prack schon eher leben.
Besuch in Malching. Seidl hatte den Ortsteil unlängst bei der Info-Veranstaltungen zu den geplanten Rotoren "das Epizentrum der Energiewende" genannt. Gegen den Bau der Fotovoltaik-Anlage wurden damals Unterschriften gesammelt, 125 insgesamt, und an einer viel befahrenen Straße hingen gut sichtbar die Namen der damaligen Gemeinderäte mitsamt ihrem Votum. "Ich treffe immer wieder Leute, die sagen, ich habe damals auch unterschrieben, aber jetzt hat sich das total gewandelt", unterstreicht der Bürgermeister.
In Malching selbst ist es nicht so einfach, Leute zu finden, die das bestätigen, wenn überhaupt nur anonym. Die damaligen Befürchtungen wegen dem Anblick der an der Mammendorfer Straße gelegenen Solaranlage haben sich nach Aussagen einiger Malchinger nicht in dem Maß bewahrheitet. Vor allem zu Beginn hätten die glänzenden Paneele gestört, heißt es. "Jetzt ist alles eingewachsen", die Anlage sei kaum noch zu sehen. Anders verhält es sich allerdings mit einem anderen Argument, das man immer noch des öfteren hört. "Es ist allweil noch a Schmarrn, weil das ist der beste Boden im Landkreis."