Wärmewende:Werbung für die Wärmepumpe

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Viel diskutiert, viel eingebaut: die Wärmepumpe. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa-tmn)

Bei einem Vortrag in Maisach empfehlen zwei Experten den etwa 100 Zuhörern die fossilfreien Heizgeräte als Alternative zu Öl und Gas.

Von Manfred Amann, Maisach

Wer eine neue Heizung benötigt oder bei der Wärmeversorgung ohne Öl oder Gas auskommen will, sollte die Nutzung einer Wärmepumpe in Erwägung ziehen. Diesen Rat geben Tim Hennig von der Energieagentur des Landkreises und Verbraucherschützer Thomas Bugert. Deutschland solle bis 2045 und Bayern bis 2040 treibhausgasneutral werden, der Umstieg bei der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energie sei dabei ebenso wichtig wie die Abkehr von fossilen Energieträgern bei der Stromproduktion. Die Wärmepumpe sei deshalb die Heiztechnologie der Zukunft und für Neu- wie Altbauten eine klimafreundliche, umweltschonende und auch bezahlbare Lösung, versichern die Experten, die im Bürgerzentrum in Gernlinden darüber informierten.

Bürgermeister Hans Seidl und die Referenten rieten aber auch dazu, dass warten solle, wer es nicht eilig habe, bis die Wärmeplanung seiner Kommune vorliegt, die bis Mitte 2028 erstellt werden müsse. Darin würden unter anderem Ortsbereiche festgelegt, in denen sich Haushalte bald an Nahwärmenetze anschließen und auf diese Weise „sehr wirtschaftlich“ heizen können. Bugert riet aber auch, einen Plan B im Auge zu haben, falls Wärmenetze nicht zeitnah umgesetzt werden könnten. Um die effizienteste und wirtschaftlichste Variante umweltschonender Heizanlagen zu finden und um Maßnahmen wie Wärmedämmung oder Fenstertausch mit in die Planung einzubeziehen, sei die Unterstützung durch einen Energieberater unumgänglich.

Die Wärmepumpe funktioniert wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt

Auf die Frage, wie ein Energieberater zu finden sei, der „unabhängig von Firmeninteressen“ Unterstützung anbietet, verwies Bugert auf die im Internet zu findende „Energieeffizienzexperten-Liste“. Je nach Umfang seien dafür einige hundert Euro anzusetzen. Der Favorit unter den Anlagen, die der Umwelt (Luft, Boden, Wasser) Wärme entziehen und diese mittels eines Kältemittels bis zur zum Heizen erforderlichen Temperatur verdichten, sei die eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. „Im Prinzip funktioniert eine Wärmepumpe wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt“. Im vorigen Jahr seien in Deutschland rund 330 000 dieser Geräte eingebaut worden sowie 23 000 Erd-Wasser-Pumpen und 3000, die dem Grundwasser Wärme entziehen.

„Es ist aber noch viel Luft nach oben“, sagte Bugert. In Norwegen würden aktuell 65 Prozent, in Dänemark 68, in Deutschland dagegen nur sieben Prozent der Haushalte mit Wärmepumpen beheizt. Weil einer der knapp hundert Besucher anführte, dass für den Betrieb Strom gebraucht werde, merkte Bugert an, dass Gas- oder Ölheizungen auch nur mit elektrischer Energie funktionierten. Die Kosten dafür würden sich absehbar aber wenig verändern, während die Gas- und Ölpreise stark steigen würden.

Kombination mit Photovoltaik

Eine „ideale Kombination“ wäre, den nötigen Strom per Photovoltaikanlage auf dem Dach oder am Balkon selbst zu erzeugen. Zu den Kosten für eine fossilfreie Heizanlage führte der Energieberater aus, dass dies von den jeweiligen Umständen vor Ort abhänge, mit den derzeit gültigen Förderungen aber auch von Haushalten mit geringerem Einkommen aufgebracht werden könnten. Durchschnittlich seien 29 000 bis 38 000 Euro anzusetzen. Größere Summen seien zudem für Wärmdämmungen in und am Haus sowie für den Fensteraustausch aufzubringen. Wenn solche Maßnahmen vom Energieberater geraten werden, sollten diese vor Inbetriebnahme der neuen Heizanlage erledigt werden.

Besucher führten dazu an, dass zusätzlich Kosten für eine eventuell notwendige Anpassung der Elektrik, vor allem aber für die Entsorgung der alten Heizungsanlage anfallen. Von den Investitionskosten sollten sich laut der Energiespezialisten Hausbesitzer aber nicht abhalten lassen, da der Staat einen Heizungswechsel finanziell bis zu einer Höhe von 70 Prozent (maximal 21 000 Euro) fördere. Die „Grundförderung“ betrage 30 Prozent, wer bis Ende 2028 seine Heizung auf erneuerbare Energie umstelle, bekomme weitere 20 Prozent Klimaziel-Bonus. Zudem könnten bei geringerem Haushaltseinkommen weitere Fördergelder beantragt werden. 

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