Maisach:Vom Reichen und seinen Hühnern

Maisach: Buntes Märchenbuch (von links): Margret und Andi Kopp sowie Jules Samlan bei der Präsentation.

Buntes Märchenbuch (von links): Margret und Andi Kopp sowie Jules Samlan bei der Präsentation.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Maisacherin Margret Kopp hat ein Märchen aus Togo aufgeschrieben, und ein Künstler aus dem afrikanischen Land hat die Geschichte illustriert, die auf der Buchmesse präsentiert wird

Von Linda Zahlhaas, Maisach

Von Grönland bis Deutschland, von China über Nordamerika nach Afrika: Auf der ganzen Welt werden Märchen erzählt. Ihre Motive variieren und berichten viel über Kultur, Umwelt und Lebensbedingungen der Bewohner. Nicht nur Kinder werden von ihnen in Bann gezogen, auch Eltern berührt deren tiefere Botschaft. Genau das gelingt auch mit dem Märchen: "Warum Menschen Hühner essen und Hund und Katze sich nicht verstehen", herausgegeben von Togo-Contact, die damit ab Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse vertreten sind.

"Es ist das erste Mal, dass dieses Märchen schriftlich festgehalten wurde", erzählt Margret Kopp. Sie hat bereits diverse Bücher über Togo veröffentlicht. Darunter einen dort angesiedelten Roman und ein Buch über Kolonialgeschichte. "In diesen Büchern lernt man unglaublich viel über das Land", sagt Kopp. Was in ihrem Sortiment bisher fehlte war ein Buch, das auch Kinder anspricht. Diese Lücke wird durch das von ihr nacherzählte togoische Märchen gefüllt. Allein die farbigen Illustrationen des afrikanischen Künstlers Jules Samlan geben dem Leser einen ersten Eindruck der afrikanischen Kultur: Auf Wiesen, gemalt in saftigem Grün, und Getreidefeldern in kräftigem Gelb, stehen vereinfacht dargestellte Holzhütten mit Strohdächern. Im Vordergrund stark abstrahierte menschliche Figuren mit buntem Körperschmuck. Diese schwarzen Strichmännchen findet man häufig in Samlans Malerei. Er selbst kommt aus Lomé, der Hauptstadt Togos, studierte dort Kunst und lebt seit 1998 in Deutschland. Es ist für ihn das erste Mal, dass er ein Buch illustrierte. Die Tiere wie Hühner, Hund und Katze malte er in dem Buch wohlgenährt in reinem Weiß, umrandet von dicken schwarze Linien. Seine Illustrationen bringen die Lebendigkeit und die Schönheit Afrikas zum Ausdruck.

Doch inhaltlich erzählt das Märchen gleich in den ersten Szenen die bittere Realität des Nachbarkontinents und berichtet über das Schicksal und die Ängste der Afrikaner. Es ist die Geschichte des reichen Manns Edé, der mit seinen Tieren alleine im Wald lebt. Doch all sein Geld und seine vielen Gebete nützen nichts, denn eine Hungersnot zwingt ihn dazu, seine geliebten Hühner aufessen zu müssen. "Viele Märchen sind sehr brutal und ohne Happy End", erklärt Kopp und fügt hinzu: "Bei diesem Märchen hat es sich am besten angeboten, es in die deutsche Märchensprache zu übertragen, weil es von der Sprache und den Bildern am ehesten in die Erwartungshaltung von uns Deutschen an Märchen passt."

Das Märchenerzählen hat in Togo eine lange Tradition. Sie werden dort von richtigen Märchenerzählern vorgetragen. Treffen sich Deutsche mit Freunden im Kino, kommen die Menschen in Togo beim Geschichtenerzähler zusammen: "Radio oder gar Fernsehen gibt es ja meistens nicht", sagt Kopp. Die Märchen sind oft nicht schriftlich festgehalten, sondern werden nur mündlich verbreitet. So hat es auch das vorliegende Märchen nur über Umwege in das Maisacher Togo-Haus und auf die Leipziger Buchmesse geschafft: Kopp ist während ihren zahlreichen Reisen in Togo auf unterschiedliche Märchenbücher gestoßen. Doch mit keinem der ortsansässigen Verlagen hat eine Veröffentlichung in Deutschland geklappt. Erst ihr Bekannter, Gerhard Prillo, ein pensionierter Gymnasiallehrer, der in Togo lebt und mit dem Kassettenrekorder Märchen, die ihm in den hintersten Dörfern erzählt werden, aufnimmt, konnte ihr eine Auswahl seiner Sammlung schicken. Erzählt wurde es Prillo in einem abgelegenen Dorf von einem 70-jährigen Greis namens Maga. Wenn der wüsste, dass es seine Erzählung bis auf die Leipziger Buchmesse geschafft hat.

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