Maisach:Viel zu breit

Lesezeit: 1 min

Links vom Vermessungspfahl ist zu viel des Guten: der Krautgartenweg in Überacker. (Foto: oh)

Wegbefestigung ufert aus

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wenn der Nil im alten Ägypten über die Ufer trat, brachte er nicht nur Fruchtbarkeit in die sonst trockenen Zonen, er beschäftigte auch eine ganze Heerschar von Landvermessern. Denn nach dem natürlichen Rückgang in sein Flussbett waren bekannte Grenzen nicht mehr erkennbar. Die Geodäsie nahm dort wohl ihren Ausgang. Vermesser werden auch heute noch benötigt, auch wenn, zum Beispiel, die Ausuferungen der Maisach keine großen Veränderungen auf den Landkarten hervorrufen dürften. Dafür aber werden sie in manchen Fällen, wie am Donnerstagabend in Überacker, ganz kurzfristig benötigt, um wild vor sich hinwerkelnde Straßenbauer, bildlich gesprochen, wieder auf den rechten Weg zu weisen.

Ein schlichter, öffentlich genutzter Feldweg, der Krautgartenweg nämlich, sollte mit einer sogenannten Tränkdecke versehen werden. Das ist seit schätzungsweise 200 Jahren die übliche und einfachste Form der Straßenbefestigung. Weil ein Feldweg beim Überfahren nun mal zum Stauben neigt, hatte sich die Gemeinde entschlossen, ihn so weit zu befestigen, dass die wenigen Anwohner dort wenigstens nicht durch den Dreck belästigt werden. Als nun die Baufirma anrückte und den Boden für den nach Art der Makadamstraße zu bauenden Weg bearbeitete, ist sie nach Einschätzung des Maisacher Bauamtes etwas vom Weg abgekommen. Schuld daran sei nicht die Firma gewesen, sondern die Straße, die sich "historisch nicht ganz in den vorgegeben Grenzen" befunden habe. Deshalb sei großzügig in die angrenzenden Felder gebaut worden, wie Anlieger berichten.

Als der Makel bemerkt wurde und besagter Vermesser kam, waren schnell die gemeindeeigenen Flächen gefunden, auf denen der Weg makadamisiert werden sollte. Aber so wie der Nil bei Überschwemmungen sein Ufer selbst wegnahm und ein neues schuf, läuft nun auch der Feldweg. Mindestbreite ist drei Meter, aber eben nicht durchgängig, was die Landwirte ärgert, die mit ihrem immer größer werdenden Fahrzeugen zu ihren Feldern wollen. Wie breit die schmalste Stelle aber nun ist, weiß man bei der Gemeinde erst nach Abschluss der Bauarbeiten. Das Aufmaß werde Aufschluss geben. Und was übersteht und die Felder ragt, wird nach der Ernte "zurückgebaut".

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: