MaisachUnterricht in Demokratie

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Politische Bildung im Klassenzimmer: Ruth Waldmann (rechts) schildert den Tagesablauf im Landtag.
Politische Bildung im Klassenzimmer: Ruth Waldmann (rechts) schildert den Tagesablauf im Landtag. (Foto: Carmen Voxbrunner)

SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann besucht die Realschule

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Was verdient ein Politiker? Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Was tut die Politik für die Umwelt? Und natürlich lässt auch die Frage nach der zur Zeit viel diskutierten Legalisierung von Cannabis nicht lange auf sich warten, als knapp 50 Schüler der zehnten Jahrgangsstufe einer Politikerin auf den Zahn fühlen dürfen. SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann in die Orlando-di-Lasso-Realschule nach Maisach gekommen, um dort Antworten zu geben.

Schulleiterin Doris Lux freut sich, dass der Termin trotz der Pandemie zustande gekommen ist. "Wir bemühen uns in Richtung Demokratie-Erziehung alles aufrecht zu erhalten", unterstreicht sie. Und berichtet, dass einige Schulklassen in der vergangenen Woche den Justizpalast in München besucht haben. Auch Ruth Waldmanns Besuch gehört zur politischen Bildung - die Schüler sollen ein Verständnis für demokratische Vorgänge entwickeln.

"Ich hatte das einzige Direktmandat in ganz Bayern, das nicht bei der CSU gelandet ist", sagt die Landtagsabgeordnete. Die in München lebende Soziologin ist Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege und seit 1990 SPD-Mitglied. Bei der ersten Frage aus dem Kreis der Schülerinnen und Schüler geht es um das Einkommen eines Politikers. Etwa 8000 Euro, abhängig von Faktoren wie der Anzahl der Kinder und der Steuerklasse, verdient ein Berufspolitiker im Monat. Das sind etwa 4000 Euro netto, "eine ganze Menge", wie Waldmann findet. Hinzu kommt eine steuerfreie Pauschale für Reisen und Mieten. Dafür müssen Politiker aber auch viel leisten. "Der Arbeitsanteil ist groß, es sind schon 70 Stunden, die man arbeiten muss, auch am Wochenende", berichtet sie. Diese Art von Arbeit müsse einem eben liegen, was bei ihr persönlich durchaus der Fall sei. "Das Tolle an meinem Beruf ist, dass jeder Tag anders ist", schwärmt sie. Teilweise würden feste Termine den Tagesablauf bestimmen, teilweise aber auch das aktuelle politische Geschehen. Das könne dann sehr plötzlich gehen, "das kommt dann von jetzt auf gleich". Regelmäßig steht auch die Teilnahme an Sitzungen auf der Agenda, abends gelegentlich eine Bürgersprechstunde oder ein anderer Termin.

Die Atmosphäre unter Politikern verschiedener Parteien beschreibt sie als "besser, als man von außen vermutet. Ich würde sagen, es ist ein bisschen wie im Sport, jeder will der Erste sein". Aber wenn dann ein Sieger feststehe, werde der fair akzeptiert. Denn sie alle seien den selben demokratischen Werten verbunden.

Zur Legalisierung von Cannabis - ein Thema, auf das Waldmann mit einem Schmunzeln reagiert, weil junge Menschen sie immer darauf ansprechen - erklärt sie, dass sie eigentlich dagegen sei, da sie in Marihuana eine Einstiegsdroge sehe. Aber wenn es legalisiert werden sollte, soll es nach ihrer Ansicht richtig gemacht werden. Und damit meint die Politikerin, dass anders als in den Niederlanden von Anfang an mitbedacht werden müsste, woher die Drogen kommen sollen. Sollte sich nun eine Mehrheit für eine Gesetzesänderung finden, wird sie die SPD nach ihrer Einschätzung wohl mittragen - und sie selber auch.

"Wir müssen weg von der Kohle", sagt sie beim Thema Umweltpolitik, ohne ein konkretes Ausstiegsdatum zu nennen. Scharf kritisiert sie die vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer eingeführte 10H-Regel, nach der Windräder mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von Wohnhäusern entfernt sein müssen. Für Cornelius aus der 10d ist das "spannend", insbesondere die 10H-Regel war ihm nicht bekannt. Seine Klassenkameradinnen Magdalena und Sophie sind beeindruckt, wie kompliziert Politik doch ist.

© SZ vom 14.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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