Maisach:Stillstand beim Abbruch

Stockende Arbeiten befeuern Streit zwischen den Trabern und der Karlgruppe. Ein Plan B für die Rennbahn existiert nicht.

Ariane Lindenbach

Es stimmt: Die Abbrucharbeiten auf dem ehemaligen Flughafengelände zwischen Maisach und Fürstenfeldbruck ruhen. Doch während man bei den Trabern in Daglfing vermutet, mit der ganzen Aktion habe die Karlgruppe nur ihre Situation für den bevorstehenden Rechtsstreit um den Kaufvertrag zu ihrem Grundstück verbessern wollen, erklären die Verantwortlichen den momentanen Stillstand auf dem Rollfeld mit dem Denkmalschutz. Im Maisacher Rathaus wiegelt man ebenfalls ab und verweist darauf, dass das Areal bereits der Karlgruppe gehört. Eine Alternative zu den Trabern allerdings, den viel zitierten Plan B, gibt es nicht.

Schon bei der Bürgerversammlung in Maisach im März wurde von einigen Zuhörern bezweifelt, ob der immer wieder von der Pleite bedrohte Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV) nach Maisach umziehen wird. Hintergrund ist, dass die Umsetzung des Maisacher Konzeptes - neben der Trabrennbahn sind Fahrstrecken für BMW und die Bayerische Bereitschaftspolizei, die Südumfahrung von Maisach und Sportflächen geplant - deutlich länger dauern wird als erwartet. Und das kostet die Traber Geld. 2007 plante der MTZV noch, ein Jahr später nach Maisach umzuziehen. Doch inzwischen gibt es einen neuen Vorstand und die Mitglieder haben jüngst mit großer Mehrheit beschlossen, gegen die Verträge mit der Karlgruppe juristisch vorzugehen.

Der Unternehmer Günter Karl aus Innernzell hatte das Münchner Trabergelände, ein Filetstück auf dem Münchner Immobilienmarkt, 2005 gekauft und dem bankrotten Verein aus der Patsche geholfen. Neben dem Kaufpreis von 11,5 Millionen Euro hatte sich Karl verpflichtet, dem MTZV bis 2014 eine adäquate Trabrennbahn zu bauen. Das soll in Maisach passieren, das Grundstück hat Karl im Frühjahr von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gekauft. Kurz darauf wechselte der MTZV-Vorstand, die neue Führung bezweifelt die Rechtmäßigkeit des Vertrags, inzwischen sind die Juristen eingeschaltet.

Schon bei der Bürgerversammlung hatte Bürgermeister Hans Seidl einen "Plan B" angekündigt, den es für den Fall gebe, dass der Umzug der Traber nach Maisach nicht klappt. Immer wieder hatte er diese Alternative erwähnt, wenn Zweifel hinsichtlich des MTZV-Umzugs laut wurden. Doch wie Amtsleiter Peter Eberlein nun erklärte, gibt es einen solchen Plan B nicht. Eberlein, der seit Jahrzehnten mit dem ehemaligen Militärflughafen und seiner Zukunft befasst ist, hob die auf weiten Teilen des Geländes bestehenden Flora-Fauna-Habitat-Flächen (FFH) und Naturschutzbestimmungen hervor. Die gesetzlichen Bestimmungen seien so streng, dass das komplette Maisacher Konzept, eng abgestimmt mit den Naturschützern, über viele Monate zu einem sehr komplexen Gesamtplan entwickelt worden sei. Da sei es nicht so einfach, einen Teil aus dem Plan herauszunehmen und durch etwas anderes zu ersetzen.

Tatsächlich wurde die Planung, wie sie nun dem laufenden Bebauungsplanverfahren zugrunde liegt, in Kooperation mit den Naturschutzbehörden mehrfach verändert, um sie möglichst umweltschonend zu gestalten. "Wir müssten etwas finden, was FFH-verträglich ist und die weitere Entwicklung von Maisach nicht einschränkt", beschrieb es Eberlein.

Sowohl Seidl als auch Eberlein kündigten an, mit dem Unternehmer Karl über den genauen Sachstand reden zu wollen. Man will einschätzen können, welche Auswirkung der Rechtsstreit zwischen Karl und den Trabern für das Maisacher Konzept haben kann. Stefan Gigl, Projektleiter der zur Kalrgruppe gehörenden Intech Verwaltungsgesellschaft, die den Abbruch der Flugzeug-Shelter organisiert, versicherte erneut, dass der Vertrag mit dem MTZV nach seinem Wissen so, wie er sei, umgesetzt werde. Momentan ruhe der Abbruch nur, weil man die denkmalrechtliche Genehmigung abwarte. Die erwarte man jeden Tag, fortgesetzt werde der Abbruch "allerspätestens am Montag, 10. Oktober".

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