Sicherheit:Warnung vor Betrügern am Telefon

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Informationen von der Polizei: Die Referentinnen (neben der Leinwand von links) Maria Putnik und Doreen Noack klären über das Vorgehen von Telefonbetrügern auf. (Foto: Jana Islinger)

Schockanrufe verursachen Millionenschäden: Zwei Polizistinnen aus Olching klären Senioren auf, wie sie falsche Anrufer erkennen können.

Von Karl-Wilhelm Götte, Maisach

Trickbetrug hat sich massenhaft entwickelt. Die Warnbroschüre „Im Alter sicher leben“ von Polizei und „Weißer Ring“ umfasst 70 Seiten. Nicht nur im Internet sind Betrüger am Werk, großen Schaden richten sie auch ganz analog mit „Schockanrufen“ an. Betroffen von den Betrugsmaschen sind vorwiegend ältere Menschen. Etwa 80 Prozent der Angerufenen sind zwischen 60 und 90 Jahren alt. Da die Täter häufig schwer zu ermitteln sind, arbeitet die Polizei mit Prävention, wie im Maisacher Schützenheim auf Einladung der örtlichen CSU.

Etwa 50 Besucherinnen und Besucher – zumeist ältere Menschen und zu drei Viertel Frauen – füllen den Raum bis auf den letzten Platz. Vorn verkünden die Polizeibeamtinnen Doreen Noack und Maria Putnik von der Polizeiinspektion Olching zu Beginn ihres Vortrages, dass dort erst wieder in kurzer Zeit sieben Fälle angezeigt worden sind. Schadenssumme: 500 000 Euro.

Ein Video zeigt, wie falsche Polizisten vorgehen

Die Polizistinnen spielen per Video einen ersten gestellten Fall ein. Eine 73-jährige allein lebende Frau wird von einem falschen Polizisten angerufen und aufgefordert, ihre Wertsachen, also Geld, Gold und Schmuck, zusammenpacken, weil eine Einbruchsserie in ihrer Gegend erfolge und sie auf der Liste der Einbrecher stehe. Alle Wertsachen würden zur Sicherheit von der Polizei abgeholt. Bei der Übergabe im Film zeigt der Betrüger einen falschen Polizeiausweis und händigt der Frau eine wertlose Quittung aus.

Dass dieser Fall exemplarisch für viele ähnliche Betrugsfälle ist, illustriert Polizeiobermeisterin Putnik an einem realen Vorgang von Ende Juli in Maisach, als eine 84-jährige Frau Geld, Goldmünzen und Schmuck im Wert von 15 000 Euro einem falschen Polizisten übergeben hat. Da geht ein erstes hörbares Raunen durch den Raum.

Doreen Noack versucht die besondere Stresssituation der plötzlich Angerufenen zu beschreiben: „Solche Menschen stehen unter Schock und können nicht klar denken.“ Dann gibt die Polizistin ihren echten Polizeiausweis herum, der wie eine Scheckkarte aussieht. Danach erklärt sie noch: „Die Polizei fragt nie nach Geld oder Wertsachen, die sie zu Hause haben.“

6000 Fälle von versuchtem Telefonbetrug

Allein im Bereich der Polizei Oberbayern-Nord, zu der auch Olching gehört, wurden im Jahre 2023 über 6000 Fälle von versuchtem Telefonbetrug gemeldet. Davon sind exakt 427 vollendet worden. Die Schadenssumme beträgt 3,4 Millionen Euro. Allein etwa 5000 Fälle sind sogenannte Schockanrufe per Telefon (2322) und per SMS (2786), die unter anderen mit dem sogenannten „Enkeltrick“ zu betrügen versuchen. „Hallo Oma, ich brauche dringend Geld“, ruft die angebliche Enkelin an oder meldet sich per SMS. „Bitte sofort Kontrollfragen stellen; zum Beispiel fragen, wie ist dein Geburtsdatum“, warnt Noack die Anwesenden.

Zu einer Massenbetrugsmasche hat sich der angeblich von Tochter oder Sohn verursachte Verkehrsunfall mit Todesfolge entwickelt. „Papa, ich habe eine Frau tot gefahren, ich gebe dir den Polizeibeamten“, sagt eine Frau schluchzend am Telefon. Beim Vater bricht sofort Panik aus, und er ist fest davon überzeugt, dass das seine Tochter ist. Der angebliche Polizist sagt, dass der Staatsanwalt gegen eine Kaution von 30 000 Euro auf eine sofortige Inhaftierung verzichten würde. Das Geld würde von der Polizei abgeholt werden. „Ich war mir auch sicher, es wäre meine Tochter“, berichtet eine Besucherin von einem ähnlichen Anruf, ehe sie ihren Kopf dann doch wieder eingeschaltet habe. „Polizei und Staatsanwalt würden nie anrufen und Kaution gibt es bei uns nicht“, klärt Noack auf.

Beide Polizistinnen erläutern weitere reale Fälle mit großen Schadenssummen, aber auch einige, bei denen die Täter mit Hilfe nervenstarker Senioren gefasst werden konnten. Sie plädieren für Mund-zu-Mund-Propaganda: „Reden Sie mit Ihren Freunden und Bekannten oder mit Nachbarn über diese Betrugsmaschen.“ Mit einem Schreiben an die Telefongesellschaft kann man sich aus dem Telefonbuch austragen lassen. Gern rufen die Betrüger ältere Menschen mit dafür typischen Namen wie Hermine, Mathilde, Karl oder Wilhelm an.

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