Maisach:Pioniere der guten Laune

Faschingszug Gernlinden historisch

Faschingszug Gernlinden anno dazumal: In der Vergangenheit waren die Motivwagen weniger bombastisch als heute.

(Foto: Jakob Sailer/oh)

Vor 70 Jahren schiebt sich der Gernlindner Gaudiwurm erstmals durch die Straßen. Damit ist er der älteste Faschingszug im Landkreis. Für den kleinen Ortsteil ist er bis heute ein gesellschaftliches Großereignis

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Wenn sich am Sonntag wieder der Gaudiwurm durch Gernlinden schiebt und Verkleidete bis in den Abend hinein vor und im Bürgerzentrum Party machen, gibt es einen Grund mehr zu feiern: Der Faschingszug Gernlinden wird 70 Jahre alt. Er ist damit der älteste im Landkreis. Für die Gernlindner ist er das gesellschaftliche Großereignis des Jahres. In vielen Familien engagiert man sich über Generationen hinweg, hilft beim Wagen bauen, Kostüme nähen oder organisieren mit. Den Einheimischen zeigt der Umzug einmal im Karree durch den halben Ort, dass sie ein reges Vereinsleben haben. Denn Vereine haben den Faschingszug 1947 gegründet.

Viel hat sich geändert seit den Anfängen, die womöglich sogar noch ein Stück weiter zurückliegen. Doch dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, wie Hannes Haschka betont. Der Vorsitzende des Faschingsausschusses ist 53 Jahre alt, im Ort aufgewachsen ist und unter anderem bei der Feuerwehr sehr engagiert, die ja auch jedes Jahr mit einem eigenen Wagen am Faschingszug teilnimmt. Wie Haschka berichtet, wird zur Frage des Gründungsjahres noch weiter recherchiert. "Gesichert ist, dass es der siebzigste Zug ist", auch dass er zumindest im Landkreis der älteste ist.

Für Jakob Sailer, 72, ebenfalls in Gernlinden groß geworden, zeigt der Faschingszug vor allen Dingen eins: "Dass die Leute gleich nach dem Krieg den Mut hatten, wieder ein bisschen Leben in den Ort zu bringen. Und das wiederum beweise, "dass wir ein sehr lebendiges, reges Vereinsleben haben". Denn die Mitglieder Gernlindner Vereine waren es, die die Veranstaltung aus der Taufe gehoben haben. Die Anfänge kennt Sailer freilich nur noch aus Erzählungen. Doch seit mehr als 30 Jahren fotografiert er den Gaudiwurm. Zum runden Geburtstag wurden jetzt etliche Fotos digitalisiert und auf einer Stellwand befestigt. Die steht am Sonntag im Bürgerzentrum.

Diese markante Stelle im Ortszentrum war übrigens nicht von Anfang an der Ausgangspunkt der Veranstaltung. Dem 72-Jährigen zufolge startete der Zug früher, vor dem Bau der S-Bahn und der Autobahnbrücke an der Merianstraße, vom Gut aus. Das hatte den praktischen Hintergrund, dass in den großen Hallen des landwirtschaftlichen Betriebs genug Platz war, um die Faschingswagen zu präparieren.

Daran, wie sich die Themenwagen im Lauf der Jahrzehnte verändert haben, zeigt sich der Wandel der Zeit. Waren es anfangs lediglich geschmückte Traktoren, auf denen verkleidete und musizierende Gestalten mitfuhren, wurden die Verkleidungen der Fahrzeuge und ihre Aufbauten im immer aufwendiger. Nicht zuletzt deshalb wird es in diesem Jahr zum ersten Mal keine Prämierung mehr geben. "Das hat sich ein bisschen aufgeschaukelt mit den Wagen, höher, tiefer, breiter", diesen Konkurrenzkampf habe man verhindern wollen, erklärt Haschka. Man wolle zurück zu den Wurzeln, den Fokus wieder auf den Fasching, auf das Veräppeln politischer Themen legen. "Wir wollten einen reinen Gaudiwurm haben."

Absagen gab es wegen dieser Neuerung laut Haschka keine. Bislang haben sich 16 Wagen angemeldet, erfahrungsgemäß werden das bis zum Sonntag noch ein paar mehr. Meist sind es 20 Motivwagen und ähnliche viele Fußgruppen dabei, viele davon auch aus Olching. Denn Faschingsfans der Nachbarkommunen unterstützen sich gegenseitig. Manche sagen sogar, der Gernlindner Zug mit seinen 4000 Besuchern sei die Generalprobe für den Olchinger Gaudiwurm, der als größter Oberbayerns gilt.

Faschingstreiben vor dem Bürgerzentrum Gernlinden, 13 Uhr, Zug um 14 Uhr in der Heinzingerstraße, dann Auftritt der Garden im Bürgerzentrum am Sonntag, 26. Februar.

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