Maisach:Neue Ordnung in Stefansberg

Maisach: Der dörfliche Charakter soll in Stefansberg langfristig erhalten werden. Wohnen und Gewerbe sollen möglich sein.

Der dörfliche Charakter soll in Stefansberg langfristig erhalten werden. Wohnen und Gewerbe sollen möglich sein.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ohne Bauernhof ist der Ortsteil kein Dorf mehr. Der Gemeinderat legt ein "urbanes Gebiet" fest

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wer vom Norden des Landkreises Richtung Fürstenfeldbruck fährt, passiert in Stefansberg einige Häuser und Gehöfte. Vorbei an der Kirche Sankt Stefan - und schon sind Autofahrer raus aus dem Ort. Auch wer sich ans innerörtlich Tempo hält, wird kaum erkennen, ob es sich bei dem Maisacher Ortsteil um ein Wohn- oder Mischgebiet oder gar ein Dorfgebiet handelt. Im Rathaus und im Gemeinderat aber sieht man es durchaus differenzierter, vor allem Bürgermeister Hans Seidl (CSU) befürchtete, dass Stefansberg nach der Aufgabe des letzten landwirtschaftlichen Betriebs und entsprechenden Neubauanträgen zu einem reinen Wohnort mit Schlafstadtcharakter kommen könnte.

Damit sich der kleine Ort nicht in diese Richtung entwickelt, hat die Gemeinde nun den Ortsteil überplanen lassen. Nicht mehr Dorfgebiet wird es nun - rein planerisch - heißen, sondern die Stefansberger leben künftig in einem urbanen Gebiet. Es sind nur einige wenige Grundstücke auf etwa 16 000 Quadratmeter, die untersucht wurden. Der Bebauungsplan "Stefansberg-Mitte" ist auch noch nicht als Satzung beschlossen worden, aber immerhin haben vor der letzten Auslegung die sogenannten Träger öffentlicher Belange sowie Privatpersonen Einwendungen erhoben und Anregungen abgeben. Das ist da übliche Verfahren.

Zudem musste der Flächennutzungsplan geändert werden. Damit der Ort städtebaulich entwickelt werden kann, also neue Wohnungen gebaut oder Gewerbebetriebe eingerichtet werden, sei es nötig gewesen, ein "urbanes Gebiet" festzulegen. Das erläuterte Hilke Jäger vom mit der Planung beauftragten Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum. Ein sogenanntes Mischgebiet zu planen, sei nicht möglich gewesen. Dort würde ein Bebauungsplan die Mischung von je zur Hälfte Wohnen und Gewerbe festlegen. So wird nun nach dem Terminus urbanes Gebiet auf den Grundstücken nördlich der Stefanusstraße Wohnen und Gewerbe in einem nicht festgelegten Verhältnis zugelassen, im südlichen Bereich Gewerbe sogar zur Hälfte. Fast zweieinhalb Jahre hat die Planung nun gedauert, seit der Gemeinderat im August 2017 beschlossen hatte, einen Bebauungsplan aufzustellen, um den Ortscharakter Stefansbergs zu erhalten. Nicht verhindern wolle man, dass auf den Grundstücken nachverdichtet wird. Der dringende Wunsch der Maisacher Kommunalpolitiker war und ist, dass es nicht zu einer Fehlentwicklung kommt. Denn der Druck, dem Maisach und einige seiner Ortsteile ausgesetzt sind, ist enorm. Wohnungen und Grundstücke werden stark nachgefragt, eher weniger Interesse haben Firmen, sich anzusiedeln. Das alles soll dem Ziel dienen, "einer schleichenden Entwicklung hin zu einem reinen Schlafort" vorzubeugen, wie es in einer Stellungnahme zu der Eingabe eines privaten Einwenders heißt. Nachdem der Entwurf des Bebauungsplanes von Juni bis August zum ersten Mal von Behörden, Institutionen und Organisationen beurteilt worden war, wurde er von Ende August bis Anfang Oktober öffentlich ausgelegt. Drei Einwohner in Stefansberg äußerte sich dazu, einer davon ließ sich von einem Anwalt vertreten. Da geht es vor allem um private Grundstücke, aber auch um Freiflächen. Die verlangt die Gemeinde, um zum Beispiel "ein optisch ansprechendes Straßenbild" zu erhalten.

Um auch etwas von den Grundstücken zu sehen, soll die Höhe der Einfriedung mit höchstens 1,20 Meter vorgegeben werden. Dagegen gab es Widerspruch. Wegen der "enormen Verkehrsbelastung" will ein Anwohner einen 1,80 Meter hohen Zaun errichten. Darf er nicht, sagen Verwaltung und der Gemeinderat, der nach Abwägung aller Einwendungen beschloss, den Plan noch einmal öffentlich zu Stellungnahme auszulegen, bevor er beschlossen werden soll.

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