Maisach:Meister an der Gitarre

Überzeugender Auftritt von Clive Carroll in Maisach

Von Jörg Konrad, Maisach

Der Anspruch, den H.D. Scherer in seiner Reihe "Beer & Guitar" im Maisacher Bräustüberl umzusetzen versucht , ist klar und einfach formuliert: Er will die besten Gitarristen der Welt präsentieren. Vorzugsweise auf akustischen Instrumenten. Seit über sechs Jahren gelingt ihm das nun schon ganz ausgezeichnet. Und auch dieses Mal hatte er wieder ein Saitengenie als Gast. Clive Carroll aus Chelmsford im Südosten Englands. Gitarre spielen hat der 40-Jährige schon früh gelernt und sieht man ihm heute bei der Ausübung seiner Kunst genau auf die Finger, dann wirkt seine Virtuosität anatomisch und physiologisch derart selbstverständlich, dass man sich denkt: Dieser Mann ist als Gitarrist auf die Welt gekommen. Wie er in seiner unnachahmlichen Weise über die Saiten seines Instrumentes rauscht, wie er wechselt zwischen gefühlvollem und artistischem, zwischen hintersinnigem und befeuerndem, das ist einfach außergewöhnlich und mitreißend.

Allein im ersten Teil seines Konzertes fielen die Namen von Dimitri Schostakowitsch, Chet Atkins, Johnny Cash, John Williams oder den "Taraf de Haidouks". Aber Carroll benannte seine Favoriten nicht nur, er gab auch zu jeder dieser musikalischen Hausnummern ein kurzes, prägnantes Beispiel. So entstand eine Lehrstunde in grenzüberschreitender, Obsessionen auslebender Musikalität. Carroll wechselt in kürzester Zeit vom Mississippi Blues zum Barock, hin zu irischer Folklore, mit improvisatorischem Zwischenhalt im Jazz. Und das alles völlig spielerisch und mit typisch englischem Humor. Wer sein Konzert mit einer Ballade eröffnet, die in ihrem poetischen Feinsinn berührt, der hat nicht nur Mut, sondern auch Selbstvertrauen. Der muss sich seiner Kunst sicher sein.

In den Eigenkompositionen treffen dann all die ursprünglichen Einflüsse und akustischen Einsichten aufeinander, finden zueinander. Hier schafft Carroll eine bewundernswerte Balance, zeigt, was er für melodiensüchtiger Melodiker er ist. Ein Hochbegabter, dessen Texturen das Herz erwärmen. Selbst in den irrwitzigsten Slalomläufen, die er stilistisch vollführt. Ein musikalischer Verführer, der nicht nur in seinem eigenen Gitarren-Universum lebt, sondern auch den Hörern und dem Publikum diesen Kosmos erklärt und einfach Lust auf mehr macht. Große Kunst in kleinem Rahmen. Die besten Gitarristen der Welt eben. In Maisach!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: