MaisachMaisach verhandelt trotz Ermittlungen

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Den nördlichen Teil des Trabrenngrundstücks an der Feldstraße können sich die Grünen als Fläche für den SC Maisach vorstellen.
Den nördlichen Teil des Trabrenngrundstücks an der Feldstraße können sich die Grünen als Fläche für den SC Maisach vorstellen. (Foto: Günther Reger)

Das Verfahren gegen eine Baufirma hat bislang keinen Einfluss auf das angestrebte Tauschgeschäft für das neue Fußballgelände.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die Ermittlungen gegen eine Firma der niederbayerischen Karl-Gruppe haben noch keine Folgen für die Beziehungen der Gemeinde Maisach zur Eigentümerin von Flächen im Gemeindegebiet. Der Karl-Gruppe gehört das Grundstück im ehemaligen Flugplatz, auf dem eine Trabrennbahn gebaut werden kann. Das Immobilien- und Bauunternehmen bietet eine Fläche zum Tausch gegen das Sportgelände des SC Maisach an, um dort Wohnungen zu bauen. Die Kosten für den Umzug des SC würde auch die Karl-Gruppe tragen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU), dass in dem laufenden Verfahren die Unschuldsvermutung gelte. Die Gemeinde sei auch nicht mit dem Bauunternehmen Karl, sondern mit der Grundstückseigentümerin, der Karl-Gruppe, im Gespräch.

Auslöser der Diskussion im Gemeinderat waren zum einen die Nachrichten über das Ermittlungsverfahren gegen die Karl Bau GmbH in Hengersberg, zum anderen ein Antrag der Grünen-Fraktion, eine Verlegung des zu tauschenden Grundstücks zu erwägen und den Alternativstandort zu überprüfen. Den Grünen missfällt nämlich, dass die angebotene Fläche für das neue Sportgelände im südlichen Teil und damit nahe an den schützenswerten FFH-Flächen liegt. Fraktionsvorsitzende Heike Demant schlug dagegen die nördliche Hälfte vor. Die aber steht nach Informationen von Bürgermeister Seidl nicht zum Tausch zur Verfügung.

Seidl stellte eingangs mit einer umfangreichen Faktensammlung dar, wie es zu dem Angebot der Karl-Gruppe gekommen sei. Die Gemeinde habe dabei stets das Wohl der Maisacher im Blick gehabt, sowohl als es um die Ansiedlung von BMW im Süden des Militärflugplatzes ging, um die Zivilflieger zu verhindern, als auch als die Karl-Gruppe ein Grundstück für eine Trabrennbahn erwarb. Beide Investitionen seien privat gewesen, aber hätten dazu beigetragen, dass die Pläne der Staatsregierung, den zivilen Flugbetrieb aufzunehmen keinen Erfolg hatten.

Weil sich mit der Zeit herausgestellt habe, dass der Betriebs des Fahrsicherheitstrainings belastend für die Bürger und die Umwelt sei, habe man BMW Auflagen gemacht, die der Konzern nicht habe erfüllen wollen, so Seidl. BMW werde deshalb den Standort aufgeben, und Maisach bekommen ein großes zusammenhängendes FFH-Gebiet. Dass die Karl-Gruppe von den Plänen eines Trabrennstadions Abstand genommen, habe er begrüßt. Ihm selbst liege das Wohl der Maisacher mehr am Herzen: "Ich will nichts für Leute von auswärts tun, sondern für unsere Leute." Sollte das Grundstück von Norden her erschlossen werden und nicht über die Südumfahrung, so würden die Anwohner zum Beispiel der Feldstraße Belastungen ausgesetzt. Außerdem müssten zunächst Grundstücke vom Bund erworben werden, um eine neue Straße zu bauen.

Er habe seit vergangenem Jahr mit Auftrag des Gemeinderats mit der Karl-Gruppe Gespräche geführt. "Wir sind noch nicht im Tausch", betonte der Bürgermeister, "es muss erst der Wert des Grundstücks ermittelt werden." Seidl ließ nicht unerwähnt, dass es weitere Überprüfungen, auch zum Artenschutz, geben werde.

Seidl erwähnte die beiden Versuche, für den Sportclub Maisach eine neue Heimat zu finden. Bereits 2006 und dann 2011 sei es um eine Verlegung des Geländes gegangen, doch beide Male sei man nicht erfolgreich gewesen. Nun biete sich eine neue Chance. Den Flächenbedarf gibt der SC mit 3,8 Hektar an. Die angebotene Fläche hat 8,2 Hektar. Die Karl-Gruppe hat laut Seidl seit 2017 ein Baurecht für auf einer 25 Hektar großen Fläche und könne sofort anfangen zu bauen. Die Gemeinde habe da nicht mehr mitzureden.

Grünen-Fraktionssprecherin Heike Demant ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass die Grünen für einen völlig anderen Standort seien. "Es geht nicht darum, dass der SC Maisach umzieht, sondern wohin er umzieht." Sollte das Sportgelände im Süden entstehen, befürchtet sie eine "maximale Zersiedelung mit allen Folgen". Das angebotene Grundstück liege "mitten im Nichts und strahlt in die Ökologie aus". Grünen-Gemeinderat Matthias Weiss schlug vor, die Verhandlungen mit der Karl-Gruppe zu nutzen und ihr das Grundstück abzukaufen. Ohne Namen zu nennen, warf er ein, dass andere Gemeinden schlechte Erfahrungen mit der Karl-Gruppe gemacht hätten.

In Niederbayern gehen derweil die Ermittlungen gegen die Karl Bau GmbH weiter. Zwei Staatsanwälte kümmern sich laut Passauer Neue Presse darum. Bislang seien elf Fälle von unerlaubter Entsorgung von belastetem Baumaterial bekannt. Angezeigt hatte das Karl-Unternehmer ein Mitbewerber, der bei einer Ausschreibung für die Bundesstraße 15 in Regensburg nicht zum Zug gekommen war und die Lastwagen der Hengersberger Firma hatte verfolgen lassen. Dabei soll das illegale Ablagern von gefährlichen Stoffen, unter anderem Bitumenresten, auf einer Deponie in Eging am See entdeckt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Passau, die mit mehr als 150 Polizeibeamten sechs Objekte im Juli durchsucht hatte, geht nicht davon aus, dass das Ermittlungsverfahren bis Ende des Jahres beendet ist.

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