Maisach:Gewerkschafter besuchen Bauplatz in Kobanê

Fotos von der Reise einer Delegation der GEW nach Kobane, Nordsyrien, darunter die GEW-Kreisvorsitzende Margot Simoneit

In vielen Bereichen sind die Trümmer bereits beseitigt. Kobanê, wie es die Mitglieder der Delegation erleben.

(Foto: OH)

Eine Solidaritätsaktion will den Bau einer Berufsschule für Mädchen in der Stadt in Nordsyrien finanzieren

Von Peter Bierl, Maisach

Die ersten, die sich den Todesschwadronen des sogenannten IS mit Erfolg entgegen stellten, waren die Frauen und Männer der Milizen der YPG, der kurdischen Befreiungsbewegung in Nordsyrien. Im Winter 2014 stoppten sie den Vormarsch der Dschihadisten in der Stadt Kobanê und befreiten die Stadt in einem blutigen Häuserkampf bis zum Frühjahr 2015. Allerdings war die Stadt größtenteils zerstört und wer heute in München auf einer Kundgebung eine YPG-Fahne zeigt, kriegt Ärger mit den Behörden und Polizei.

Der Schriftsteller Haydar Isık aus Maisach, der örtliche Verein Bewegungen zum Frieden hin, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und das Sozialforum Amper haben eine Solidaritätsaktion ins Leben gerufen, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Sie sammeln Geld, um in Kobanê, einer Stadt mit rund 50 000 Einwohnern, eine Berufsschule für Mädchen aufzubauen. Schirmherren des Projekts sind der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) und sein früherer Brucker Amtskollege Klaus Pleil (BBV).

Kürzlich hat nun eine vierköpfige Delegation der GEW auf Einladung der örtlichen kommunalen Selbstverwaltung die Stadt in Nordsyrien besucht. Mit dabei war Margot Simoneit aus Bruck. Fünf Tage war die Gruppe im Rojava, wie die Region heißt, zwei davon verbrachten sie in Kobanê. Viele Gebäude sind inzwischen wieder aufgebaut, überall seien Handwerker zugange, berichtet sie. "Die Leistung der Bevölkerung ist immens." Die Gewerkschafter besuchten die Lehrerakademie, eine Schule, die notdürftig eingerichtet ist. Das Mobiliar, die Schulbänke und Bücher wirkten, als seien sie 100 Jahre alt. Außerdem besichtigten die Reisenden den Bauplatz für den Neubau, den die Maisacher Solidaritätsaktion unterstützt. "Das Grundstück ist zentral gelegen und gut geeignet. Dort stand vorher schon eine Schule, die der IS zerstört hat, von ihr sind nur noch die Grundrisse und eine alte Mauer übrig."

Die neue kommunale Selbstverwaltung lege großen Wert auf eine integrative, multikulturelle Haltung sowie Gleichberechtigung. Für jeden politischen Posten seien eine Frau und ein Mann nominiert worden, erzählt die GEW-Kreisvorsitzende. Überall seien Denkmäler und Hinweistafeln für die gefallenen Widerstandkämpfer zu sehen, die meisten davon Teenager. Es gibt auch einen sogenannten Märtyrerfriedhof, den die Gewerkschafter besuchten. "Viele Menschen habe Angehörige verloren, es gibt viel persönliches Leid", sagt Simoneit. Von Kampfhandlungen mit der türkischen Armee, die vor Wochen in Teilen Rojavas eingerückt ist, habe man nichts mit bekommen, obwohl Kobanê in Sichtweite der Grenze liegt. Aber überall habe die YPG-Miliz Kontrollposten eingerichtet. Aufgrund der Intervention des deutschen NATO-Partners habe sich die Einreise schwierig gestaltet.

Die Solidaritätsaktion hat inzwischen etwa 100 000 Euro gesammelt. "Wir brauchen noch einmal soviel Geld", sagt die Gewerkschafterin. Sie hofft, dass mit dem Bau der Berufsschule im nächsten Jahr begonnen werden kann.

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