Maisach:Geplatztes Geschäftsmodell

Maisach: In Maisach steht eines von drei Elvivion-Häusern, die die Senivita Social Estate AG an Senioren für betreutes Wohnen vermietet.

In Maisach steht eines von drei Elvivion-Häusern, die die Senivita Social Estate AG an Senioren für betreutes Wohnen vermietet.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Träger der Elvivion-Senioreneinrichtungen in Maisach, Gernlinden und Emmering sind zahlungsunfähig. Um den Betrieb weiterzuführen, sucht der Insolvenzverwalter nach einem neuen Konzept - und einem neuen Investor

Von Erich C. Setzwein, Maisach

"Schöner betreut wohnen" ist das Motto der Elvivion-Häuser im Landkreis. Damit das auch so bleibt, bekommen Beschäftigte und Mieter der Seniorenwohneinrichtungen in den nächsten Tagen Besuch vom Anwalt. Denn am vergangenen Freitag hat sich die Trägerin der Häuser in Maisach, Gernlinden und Emmering, die Senivita Social Estate AG (SSE) als zahlungsunfähig erklärt und beim Amtsgericht Bayreuth einen Insolvenzantrag gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter und damit neuer Herr im Haus ist Hubert Ampferl aus der Nürnberger Kanzlei Dr. Beck & Partner, der bereits die Insolvenz der Dr. Wiesent Sozial gGmbH abwickelt. Diese Gesellschaft des Firmengründers Horst Wiesent ist zu 49,99 Prozent an der SSE AG beteiligt. Ampferl kündigte am Montag an, die insgesamt zwölf Seniorenwohneinrichtungen besuchen zu wollen, um sich einen Überblick zu verschaffen und Fragen zu beantworten. Neben den drei Elvivion-Häusern im Landkreis gibt es neun weitere von Senivita in Nordbayern.

"Wir sind mit dem Insolvenzantrag in einer Vorphase, die wir als Verschnaufpause nutzen wollen", sagte Ampferl der Fürstenfeldbrucker SZ. Der Betrieb der Elvivion-Häuser solle fortgeführt werden, währenddessen die Sanierungslösung erarbeitet werden müsse. Das werde vermutlich zwei Monate dauern. "Wir suchen einen Investor", sagte Ampferl, der in den vergangenen Jahren Zahlungsunfähige wie die Modefirmen Strenesse und René Lazard oder etwa Volleyball-Bundesligist Volleys Eltmann betreute. Ihm sei es wichtig, dass die Versorgung der Bewohner sichergestellt sei, sagte der Jurist, "uns geht es darum, die Einrichtungen weiterzuführen".

Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU), der den Angehörigen und Mietern der Elvivion-Häuser stets ein wichtiger Ansprechpartner war, informierte am Wochenende den Gemeinderat über die neue Entwicklung. Seidl sieht in der Insolvenz einen "guten Schnitt für einen klaren Neubeginn", wie er am Montag sagte. "Ich habe nicht mehr an eine Gesundung des Unternehmens gedacht", kommentierte Seidl die Pleite der SSE AG, die sich bereits Ende vergangenen Jahres abgezeichnet hatte, als die Dr. Wiesent Sozial gGmbH Insolvenz anmelden musste.

Die Firmen von Gründer Horst Wiesent sind eng verflochten und wegen ihrer Geschäftsmodelle in der Vergangenheit kritisiert worden. Wer sein Geld in Immobilien anlegen wollte, konnte bei Wiesent Wohnungen in betreuten Wohnanlagen erwerben. Die Senivita Social Estate AG verwaltete die Wohnungen und vermietete sie an Senioren. Die Anleger bekamen die Miete, abzüglich einer Verwaltungspauschale und den Nebenkosten.

Wie schlecht es um die SSE AG stand, bekamen die Anteilseigner im Januar mit, als sie gebeten wurden, die Mieten für Dezember bis Februar zu stunden. Da wurde die finanzielle Schieflage offensichtlich. Nach Seidls Einschätzung ist "am Bedarf vorbeigeplant worden". Es würden viel mehr stationäre Pflegeplätze benötigt, als betreutes Wohnen. Er hofft, dass dies in die Neukonzeption eingeht, und er ist sich sicher, dass es Investoren gibt.

Seit Mitte Dezember, als die Sozial gGmbH Insolvenzantrag stellte, ist Sanierer Hubert Ampferl "gut im Thema drin", wie er sagte. Das Thema ist: privat errichtete Wohnungen für alte und behinderte Menschen und deren Pflege. Bei denen lösen die Nachrichten von der Insolvenz Sorgen aus, auch die Vermieter seien verunsichert. Möglicherweise hat das auch mit den nicht ganz durchsichtigen Geschäftsbeziehungen zwischen SSE AG und der Dr. Wiesent Sozial GmbH zu tun. Dieses Unternehmen, berichten unter anderem die Nordbayerischen Nachrichten, habe in der Vergangenheit immer wieder mit hohen Verlusten Schlagzeilen gemacht. Die Schulden gegenüber den Anlegern sollen sich bereits auf 30 Millionen Euro summiert haben.

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