Süddeutsche Zeitung

Maisach:Gemeinsam Kurs halten

Mit der Schaffung neuer Referate bekräftigt der Gemeinderat schon in seiner ersten Sitzung das politische Ziel, eine besonders ökologisch und sozial orientierte Kommune zu werden

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Alleinerziehende, Menschen zwischen 60 und 70, Landwirte, Solo-Selbständige und Wirte werden in den kommenden sechs Jahren in Maisach eigene Ansprechpartner in der Kommunalpolitik haben. Die Voraussetzungen dafür hat der neu gewählte Gemeinderat am Montagabend in seiner konstituierenden Sitzung geschaffen. Es wurden sowohl neue Referate gegründet und personell besetzt als auch bestehende Arbeitsbereiche der Referenten erweitert oder verändert. Völlig neu und für die Planungen der Gemeinde im Süden sehr wichtig ist die schrittweise Umwandlung des Fliegerhorstes in ein zivil genutztes Areal, wofür Maisach nun einen eigenen Konversionsreferenten bekommen hat. Damit hat der Gemeinderat auch die bereits in der vergangenen Amtsperiode vor allem von Bürgermeister Hans Seidl (CSU) eingeschlagene Richtung bekräftigt, die Gemeindepolitik ökologisch und sozial auszurichten.

Das kurze, aber heftige Gewitter und der Platzregen über dem Bürgerzentrum von Gernlinden waren keine Anzeichen für Ärger oder Unmut über das, was drinnen vor sich ging. Die mit 31 Tagesordnungspunkten umfangreiche Sitzung bildete die Grundlage für das praktische politische Handeln in der neuen Amtsperiode bis 2026. Nur wenige Zuhörer waren in dem als Sitzungssaal hergerichteten Bürgerzentrum Zeugen der Vereidigung der sechs neu ins Gremium gewählten Gemeinderäte. Tobias Ottilinger und Xaver Hirsch junior von der CSU, Georg Hirschvogel und Hermine Reitmayr von den Freien Wählern sowie Heike Demant und Patrick Götz von den Grünen leisteten die Eidesformel. Das verfolgte nicht nur der nach 30 Jahren als Gemeinderat ausgeschiedene Xaver Hirsch senior von der Tribüne aus, auch Altbürgermeister Gerhard Landgraf schaute in der wegen der coronabedingten Sicherheitsvorgaben denkwürdigen Sitzung vorbei. So voneinander distanziert wie jetzt werden die Gemeinderäte nicht mehr sein, wenn es nach Aufhebung aller Einschränkungen wieder zurück geht in den Maisacher Sitzungssaal.

Denkwürdig aber wurde diese konstituierende Sitzung auch deshalb, weil den wiedergewählten Bürgermeister Hans Seidl nun zwei Männer vertreten dürfen. Zweiter Bürgermeister bleibt nach der Wahl gegen Georg Hirschvogel der CSU-Gemeinderat Roland Müller, und an die Stelle von Waltraud Wellenstein (SPD) rückt Peter Aust (SDP), nachdem er 14 von 25 Stimmen für die Kandidatur zum Dritten Bürgermeister bekommen hatte. Christine Wunderl von den Grünen wollte ebenfalls diesen Posten, erhielt aber nur elf Stimmen. Dafür bewarb sich Wunderl hernach für das neu geschaffene Referat Personal, und sie wird sich nun auf politischer Seite um Personalangelegenheiten kümmern. Ihr Fraktionskollege Hartmut Hombach wird sich von nun an gleich um zwei Themen im Gemeinderat kümmern und damit wie jeder andere der insgesamt 26 Referenten dieses Gremiums Ansprechpartner für die Bürger sein. Hombach erhielt das von ihm gewünschte Referat Aktiv 60 plus und wird sich in einem weiteren neuen Referat um "Kreativwirtschaft und Gastronomie" kümmern. Es sind Bereiche, die nach Ansicht des Bürgermeisters "die großen Verlierer in der momentanen Krise" seien und deshalb größere Aufmerksamkeit verdienten.

Die Biologin Heike Demant (Grüne) übernahm das für Umwelt, Klima, Trinkwasser und öffentliches Grün zuständige Referat, und die im Kreistag für die Grünen sitzende Barbara Helmers erhielt das frühere Verkehrsreferat, das nun nur noch Mobilität heißt, weil darin vom Fußgänger über Radfahrer bis zum E-Rollerfahrer die Vielfältigkeit moderner Mobilität abgebildet werden soll. Grünen-Gemeinderatsneuling Patrick Götz ist neuer Ansprechpartner für Erwachsenenbildung und Bücherei (früher: VHS), und Biobauer Georg Hirschvogel (Freie Wähler) befasst sich mit seinen privaten Kernthemen Land-und Forstwirtschaft und regionale Nahrungsmittelerzeugung nun auch öffentlich.

Weil konstituierende Sitzungen im Vorfeld meist gut vorbereitet sind und sich die Fraktionen intern wie auch gemeinsam abstimmen, gab es über die allermeisten Punkte keine Diskussion mehr. Widerspruch regte sich aber gegen die Eingliederung des Themas Einzelhandel, das in Maisach noch immer eine große Rolle spielt, in das Referat für Mittelstand und Gewerbe. Neun Stimmen gab es gegen die Integration. Alle Gemeinderäte stimmten dann dennoch für den Personalvorschlag der CSU. Xaver Hirsch junior, neu in der Fraktion, wurde neuer Gewerbereferent. Die vor allem in der Zukunft liegende Aufgabe "Konversion" wurde dem Gemeinderat Josef Huber von den Freien Wählern übertragen.

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SZ vom 06.05.2020
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