Süddeutsche Zeitung

Maisach:Fußballer statt Traber

Ein Grundstückstausch könnte der Gemeinde Maisach eine Ausdehnung im Süden ermöglichen, die Jahrzehnte lang nicht möglich war. Bei einer Infoveranstaltung erfahren 75 Zuhörer vom Bürgermeister, was alles machbar wäre

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wenn es eine Botschaft an diesem Mittwochabend in der Grundschulturnhalle für die 75 Zuhörer gab, dann diese: Die Entwicklung Maisachs wird einen Weg nehmen, der der Gemeinde 90 Jahre verwehrt war. Und diese Entwicklung wird sich nicht aufhalten, wohl aber an der einen oder anderen Stelle anpassen lassen. Und Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) ist fest entschlossen, die Ausbreitung des Hauptortes nach Süden "zusammen mit dem Gemeinderat und den Bürgern" voranzutreiben. Das bekräftigte Seidl bei der ersten Informationsveranstaltung der Gemeinde mit Publikum über die Planung des Trabergeländes.

Die Fragen aus dem Publikum nach Seidls Vortrag weisen die Richtung, in die es in der weiteren öffentlichen Debatte im Ort gehen dürfte. Zum einen ist es das Bedürfnis nach weiteren Informationen, nach Details, wo und wie Wohnungen gebaut werden sollen, welche Planungsmöglichkeiten die Gemeinde hat und ob sie sich bei dem Projekt nicht von dem Investor über den Tisch ziehen lässt. Denn wo immer auch viel Geld im Spiel ist, da kann es undurchsichtig und nicht mehr nachvollziehbar werden. An Aufklärung und Transparenz aber ist den Maisacherinnen und Maisachern sehr gelegen, vor allen jenen, die das Treiben der Gemeinde mit sehr kritischem Blick verfolgen.

Wenn sich erfüllt, was Seidl in seiner Präsentation vorstellte, dann wird es in der nächsten Zeit zu einem großen Grundstückstausch kommen. Die Karl-Gruppe aus Hengersberg, Eigentümerin jenes Gebiets im ehemaligen Fliegerhorst, in dem eigentlich eine Trabrennbahn hätte entstehen sollen, will der Gemeinde dieses Grundstück im Tausch gegen die Fläche überlassen, auf der derzeit der SC Maisach sein Vereinsgelände hat. Maisach bekäme 82 Hektar zusätzliche Fläche, der Investor dafür die 23 Hektar des SC-Geländes für Wohnbau, er würde für den SC am neuen Standort bauen und ihn dann umsiedeln. In Maisach wird das eine "Win-Win-Win-Situation" genannt.

Nun fragen sich einige, vor allem aus dem Lager der Grünen, warum schon wieder so viel versiegelt werden muss, wenn es "der Staatsregierung doch ums Flächensparen und den Artenschutz geht", wie Grünen-Gemeinderätin Barbara Helmers anmerkte. Diese und weitere Fragen zur weiteren Planung, das machte Seidl deutlich, würden in künftigen Debatten des Gemeinderates und in Bürgerversammlungen besprochen. Seidl hinterließ den Eindruck, dass er es ernst meine damit, "die Bürger mitzunehmen", wie er sagte.

Der Bürgermeister will aber weiter seine Strategie verfolgen, den Zentralort dort zu erweitern, wo es wegen des Militärgeländes und der Lärmschutzzonen in den vergangenen Jahrzehnten nicht möglich war. In dem fast vollständig zum geschützten FFH-Gebiet erklärten Fliegerhorstgelände kann und soll nicht eingegriffen werden, also bleiben nur ein paar Flächen an der Alten Brucker Straße, wo der SC seine Plätze hat sowie das direkt ans Schutzgebiet angrenzende Trabergelände.

Dort kann sich der Bürgermeister neben den Sporteinrichtungen nicht nur das neue Freibad vorstellen (Synergieeffekt: gemeinsame Gastronomie mit dem SC), sondern auch eine neue Schule (Synergieeffekt: gemeinsame Sportstätten mit dem SC). Der Sportklub bekäme also eine noch stärkere gesellschaftliche und wirtschaftlichere Rolle. Dem Thema Freibad, also Neubau im Süden und Abriss des alten Bades, will Seidl übrigens eine eigene Bürgerinformation widmen. Geplant hat er sie für Mittwoch, 23. Juni.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5318035
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.06.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.