Maisach:Extra hopfig

Brauerei Maisach

Das Reinheitsgebot ist für Brauereibesitzer Michael Schweinberger wie ein Mythos, der zum deutschen, insbesondere zum Maisacher Bier gehört.

(Foto: Günther Reger)

Die Maisacher Brauerei bekommt bald Konkurrenz vor der Haustür

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wenn jemand im Landkreis durch fünf Jahrhunderte hindurch Brautradition nachweisen kann, dann ist das die Brauerei Maisach. Deren Gründungsjahr wird mit 1556 angegeben, und man darf davon ausgehen, dass sich die Brauer seinerzeit an das gerade erst 40 Jahre früher erlassene Reinheitsgebot gehalten haben. Es einzuhalten, hat auch der neue Besitzer Michael Schweinberger die Absicht, eben weil es die Grundlage bayerischen Bieres ist. "Denn dann dürfte man es nicht mehr Bier nennen".

Für den Massenmarkt

Im handwerklich gebrauten Bier sieht der seit Kurzem wirkende Chef der Maisacher Brauerei seine Zukunft und die seines Sohnes, der einmal ins Geschäft mit dem Gerstensaft einsteigen soll. Bis dahin will der 53-Jährige die Marke mit den bislang vier Sorten behutsam pflegen und ab und zu einen besonderen Sud ansetzen.

Während am westlichen Rande Münchens die neue Großbrauerei von Paulaner hochgezogen wurde, um den Massenmarkt mit noch mehr Bier beliefern zu können, macht in der Landeshauptstadt selbst und in der nahen Umgebung ein neuer Kleinbrauer nach dem anderen von sich und seinen Spezialitäten reden.

Der erste Sud

Bislang noch keinen Sud im eigenen Brauhaus angesetzt hat zwar die Olchinger Braumanufaktur, aber die Gründer Guido Amendt und Julius Langosch haben in dieser Woche schon mal beim Nesselwanger Postbräu im Allgäu ihren Olchinger "Erlkönig" gekocht und müssen nun die Gärzeit abwarten, ehe das "Naturhelle", wie es Amendt nennt, in Drittelliterflaschen abgefüllt werden kann. Mitte bis Ende März sollen die ersten 600 Kästen des ersten Olchinger Bieres im Handel sein. Und geht es bei den Behörden zügig, wollen Amendt und Langosch noch in diesem Jahr in Esting ihr Brauhaus einrichten.

Dass die vielen neuen Brauer auch "nur" mit Gerstenmalz, Wasser und Hopfen arbeiten, wie es das Reinheitsgebot vorschreibt, täuscht nicht darüber hinweg, dass es unter diesen Brauern Tüftler gibt, die kräftige, hopfig-bittere Biere nach Art der englischen Pale Ales herstellen. Das ist "in" in der Szene, ebenso wie die noch stärker, zum Teil mit mehreren Sorten gehopften Indian Pale Ales, im Jargon und in Großbuchstaben abgekürzt, damit es wirkt: IPA. Ob es dazu je in Maisach oder Olching kommen wird, wer weiß?

Marketing aus den USA

Schweinberger, der Betriebswirtschaft studiert und sich sehr mit Marketing beschäftigt hat, ist nach vielen Jahren wieder nach μMaisach zurückgekehrt, nachdem er dort bei der Feinkostfirma Kattus tätig war, zwischendurch bei Paulaner und anschließend die vergangenen zehn Jahre als Geschäftsführer der Kitzinger Weingenossenschaft angestellt war. Er hat nun nicht vor, eine Maische ansetzen zu lassen, aus der ein Konkurrenzprodukt in der sogenannten Craft-Beer-Szene werden soll. Die Brauer halten ihre Produkte für handwerklich, dabei komme der Begriff, so Schweinberger, aus dem amerikanischen Marketing, um sich dort gegenüber der Bierindustrie vom Stile Budweiser abzusetzen. "In Deutschland brauen 75 Prozent der Brauereien handwerklich, auch die größeren", ist sich der Brauereibesitzer sicher.

Eines gemeinsam hat die Maisacher Brauerei mit den Craft-Beer-Machern: das Bier wird nicht für lange Zeit haltbar gemacht, indem es bei Temperaturen um die 70 Grad erhitzt wird. Und das Zwickelbier, das in Maisach Kellerbier heißt, wird nicht gefiltert - des Geschmacks wegen. So will es auch Guido Amendt halten. Er will mit dem naturtrüben Hellen die neue Biermarke in Olching und Umgebung einführen und dann überlegen, welche weitere Sorten hinzukommen könnten.

Ein heller Bock

Und was hat Schweinberger mit Maisacher Bier vor? Zunächst einmal möchte er den Gesamtausstoß von derzeit einer Million Liter Bier halten. Größer zu werden habe er nicht vor, unter die Marke fallen wolle er aber auch nicht. Aber zu der hellen "Perle", dem dunklen "Räuber Kneißl", dem Weißbier und dem naturtrüben Kellerbier soll etwa zur Starkbierzeit in heller Bock kommen. "Wir wollen experimentieren und ergänzen", sagt Schweinberger, "es gibt genügend Möglichkeiten zu variieren." Denn neben unterschiedlich aromatischem Hopfen komme den Hefen eine besondere Bedeutung für den Geschmack eines Bieres zu. Dennoch werde man Anleihen von Produkten des Craftbeer-Marktes nehmen können. "Letztlich zählt nur: es muss trinkbar sein."

Kellerbier in Flaschen

Dass es unter den Bieren aus Maisacher Erzeugung derzeit nur eines gibt, das nicht daheim, sondern nur in Gaststätten getrunken werden kann, möchte Schweinberger im Laufe des Jahres noch ändern. Dann nämlich, wenn das naturtrübe Kellerbier, das sonst nur aus Fässern in den Lokalen gezapft wird, auch in Flaschen abgefüllt werden soll.

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