Maisach:Alles außer Öl

Maisach: Im Ortsteil Malching produziert eine Freiflächenphotovoltaikanlage bereits seit gut zehn Jahren Strom.

Im Ortsteil Malching produziert eine Freiflächenphotovoltaikanlage bereits seit gut zehn Jahren Strom.

(Foto: Günther Reger)

Mit welcher Geschwindigkeit die Gemeinde Maisach bei der Umstellung auf erneuerbare Energien vorgeht und warum heißes Wasser unterm Fliegerhorst dabei eine Rolle spielen könnte.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Noch sind es alles nur Planungen, doch bei der Geschwindigkeit, die die Gemeinde Maisach jetzt vorlegt, ist die Umstellung auf erneuerbare Energien nicht mehr in weiter Ferne. Strom aus Sonne und Wind, heißes Wasser aus der Geothermie zum Heizen und Wasserstoff als Gasersatz sind die Energieträger, mit denen sich Maisach von Erdöl und Erdgas unabhängig machen will. Nachdem in der vergangenen Woche die Planungen für zwei weitere Windräder im Ortsteil Prack in eine wichtige Phase gegangen waren, hat der Gemeinderat am Donnerstagabend die Grundlagen dafür gelegt, dass bei Germerswang ein neuer großer Solarpark gebaut werden kann. Noch ist auch das noch in der Planungsphase, doch sehen die Kommunalpolitiker, die dem Projekt voll und ganz zugestimmt haben, gute Chancen für einen neuen und erweiterbaren Energiestandort.

Auf zwölfeinhalb Hektar Fläche, das sind 125 000 Quadratmeter, soll ein neues Photovoltaikfeld entstehen, wenn alle technischen sowie bau- und naturschutzrechtlichen Fragen geklärt sind. Die Leistung der Solarstromanlage soll 20 Megawatt betragen, und der erzeugte Strom soll dabei nicht nur ins Netz eingespeist werden, sondern auch zur Produktion von Wasserstoff dienen. Wasserstoff wiederum soll, wie Bürgermeister Hans Seidl erläuterte, als Ersatz für Erdgas oder zur Beimengung zu Gas genutzt werden.

Zur Unabhängigkeit von Öl und Gas könnte auch die Fernwärme beitragen. Wobei sich zwei Möglichkeiten auftun. Zum einen kommt eine Leitung von der Müllverbrennungsanlage Geiselbullach (GfA) nach Gernlinden in Frage, zum anderen eine mögliche Geothermie-Anlage im Fliegerhorst. Die GfA hat nach Seidls Worten noch Kapazitäten, um nicht nur Olching zu versorgen, sondern zumindest auch einen Maisacher Ortsteil. Zusätzlich oder alternativ könnte auch heißes Wasser durch die Leitungen fließen, die an eine Geothermie-Anlage angeschlossen wäre.

Seidl wies in der Sitzung am Donnerstag erneut darauf hin, dass es besonders wichtig sei, die Bürgerinnen und Bürger nicht nur regelmäßig und umfassend zu informieren, was die Gemeinde vorhat, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, sich finanziell zu beteiligen. Denn anders als bei Gas und Öl, sollen die Maisacher Gewinn aus einer Beteiligung an lokaler Energieerzeugung ziehen können. So soll es bei den beiden Windrädern sein, die die Stadtwerke errichten wollen und an der Anteile erworben werden können, aber eben auch bei der Photovoltaikanlage in Germerswang und den weiteren Energieproduktionsstätten. Maisachs Energiereferent Gottfried Obermair (FW) sprach die Bürgerenergiegenossenschaft an, über die derzeit verhandelt werde, und der Bürgermeister nannte direkte Beteiligungen an Projekten.

Auch wenn noch vor Kurzem die Meinung vorherrschte, die erneuerbaren Energien nur so weit auszubauen, dass sie allein den Maisacher Bedarf decken, so scheint sich auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die Energiekrise nun ein Wandel vollzogen zu haben. Seidl sprach von gemeinsamen Gesprächen mit den Bürgermeistern von Fürstenfeldbruck, Erich Raff, und Emmering, Stefan Floerecke, über die Erforschung auf dem Fliegerhorstgelände. Dort soll nach heißem Wasserschichten gesucht werden. Nach Darstellung des Klimaschutzbeauftragten der Gemeinde, Jason Podt, wird in bestimmten Tiefen mit einer Wassertemperatur von 70 bis 80 Grad gerechnet. Das reiche zwar nicht aus, um Strom zu produzieren, aber eben zum Heizen.

Doch allein könne die Gemeinde alle Vorhaben nicht stemmen, meinte Gottfried Obermair. Seidl stimmte ihm zu und nannte als Partner nicht nur die benachbarten Kommunen, sondern auch die Stadtwerke Fürstenfeldbruck, Energie Südbayern mit ihrem Erdgasnetz sowie die GfA für die Fernwärme. Für die CSU-Fraktion betonte deren neue Vorsitzende, Christa Turini-Huber, es müsse das "Hauptziel sein, dass man sich unabhängig macht". Der Gemeinderat stimmte nicht nur den Planungen für die PV-Anlage in Germerswang zu, sondern beauftragte auch den Bürgermeister, weitere Gespräche mit seinen Kollegen in Emmering und Bruck zu führen.

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