Maisach:Eine Spitze und eine Lücke

Nach enormen Steuereinnahmen 2019 erwartet die Gemeinde im kommenden Jahr erstmals ein Defizit

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Maisach hat die besten Jahre hinter sich. Vorerst, muss man einschränken, und auch nur in finanzieller Hinsicht. Denn die Gewerbesteuereinnahmen von 2019 mit mehr als 18 Millionen Euro waren nur eine Spitze, die in den Diagrammen von Kämmerin Angelika Braunmüller in den kommenden Jahren nicht mehr auftauchen wird. Dennoch hat sie dem Haupt- und Finanzausschuss am Mittwochabend einen Haushalt für das Jahr 2021 zur Beratung vorgelegt, der deutlich zeigt, dass keine akuten Sparmaßnahmen nötig sind, dass die berühmt-berüchtigte Reißleine nicht gezogen werden muss. Jedoch verschwieg die Kämmerin nicht, dass trotz beachtlicher Rücklagen die laufenden Ausgaben 2021 nicht gedeckt werden können. Steuerausfälle sind der Grund, warum dem Verwaltungshaushaltmehr als 2,3 Millionen Euro fehlen werden.

Der Haupt- und Finanzausschuss ist das erste Gremium des Maisacher Gemeinderates, das den Etat und die Finanzplanung der kommenden Jahre durchsieht. Dort werden die Verständnisfragen gestellt, dort werden auch schon erste Korrekturen vorgenommen. Dass Maisach nun finanziell nicht schlecht dasteht und in 2021 auch ordentliche Steuereinnahmen haben wird, hat unter anderem auch damit zu tun, dass eben dieser Haupt- und Finanzausschuss im September einer Steuererhöhung zugestimmt hat. Viele Möglichkeiten, selber Steuern zu erheben, hat die Gemeinde ohnehin nicht, so dass ihr unter anderem nur die Grundsteuern A für unbebaute und B für bebaute Flächen bleibt. Diese Grundsteuer B wurde drei Jahre nach ihrer letzten Erhöhung also nun wieder erhöht und beträgt 360 Prozentpunkte. Bislang liegt der Wert bei 320. Die Grundstücksbesitzer werden im kommenden Jahr somit geschätzte 200 000 Euro mehr an Grundsteuer B bezahlen. Was dem Haushalt gut tut, wie Braunmüller dem Gremium bestätigte. Sie hatte auch gleich ein Beispiel parat: Für einen Eigenheimbesitzer mit einem durchschnittlichen Grundstück und einem Einfamilienhaus mit rund 150 Quadratmetern Wohnfläche bedeutet das 25 Euro Mehrkosten im Jahr.

Die Spitzeneinnahmen der vergangenen Jahre haben für die Gemeinde aber teure Folgen. Da der Landkreis für die Bewältigung seiner Aufgaben Geld von den Städten und Gemeinden bekommt, wird Maisach über die Kreisumlage im kommenden Jahr zwölf Millionen abführen müssen. So viel wie noch nie. Zwar werde diese Summe in den kommenden Jahren wieder etwas sinken, sich aber bei etwas zehn Millionen jährlich einpendeln. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren zahlten Maisach nur etwa sechseinhalb Millionen Euro Kreisumlage.

Ein weiterer großer Ausgabenposten sind die Personalkosten, die auf sechs Millionen Euro steigen werden. Vor fünf Jahren waren sie noch bei etwa 3,7 Millionen Euro. Die Steigerung hat zu tun mit den Tariferhöhungen einerseits und andererseits mit dem Aufbau der Verwaltung. Die wachsende Zahl der Einwohner macht der Verwaltung mehr Arbeit, nicht nur im Einwohnermeldeamt. Denn mit der wachsenden Bevölkerung muss auch die Infrastruktur angepasst werden, sprich: Kinderbetreuung, Schulen, Straßen, Plätze, Straßen. In Gernlinden wird deshalb für geschätzte sechseinhalb Millionen Euro ein Kinderhaus errichtet werden, von dem es bislang erst einen ersten Entwurf gibt. Das Freibad bedarf einer dringenden Sanierung, aber eine Erneuerung wird es wohl nicht geben. In nichtöffentlicher Sitzung haben die Gemeinderäte sich laut Bürgermeister Hans Seidl (CSU) dafür ausgesprochen, das Bad neu zu bauen.

Und dann sind da noch die Ausgaben für die eigenständige Trinkwasserversorgung, auf die die Gemeinde zu Recht stolz ist und dafür auch stets viel Geld ausgibt. Schließlich ist da noch das Feuerlöschwesen in der Gemeinde. Das soll innerhalb von zehn Jahren auf einen neuen Stand gebracht werden, und damit sind nicht nur die Anschaffungen von Drehleitern und Atemschutzgeräten gemeint. Die Feuerwehrgerätehäuser sind in die Jahre gekommen, neue Vorschriften erfordern Um- oder vielleicht sogar Neubauten. Am 17. Dezember will sich der Gemeinderat mit dem Etat für 2021 befassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: