Gemeinderat Maisach:Politik in zwei Gremien

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Die neue Maisacher Gemeinderätin Angelika Simon-Kraus hat schon eine Menge Erfahrung in der Politik gesammelt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kreisrätin Angelika Simon-Kraus rückt in der Grünen-Fraktion des Maisacher Gemeinderates nach

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Im normalerweise streng geregelten Ablauf einer Sitzung des Maisacher Gemeinderates werden die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Regel erst nach dem dem Abarbeiten der öffentlichen Tagesordnung verabschiedet. Wenn dann alle Bürger und die Presse den in Pandemiezeiten dafür genutzten Saal des Bürgerhauses in Gernlinden verlassen haben, wird die Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt. Das ist an diesem Donnerstag anders. Denn die Vereidigung eines neuen Gemeinderatsmitglieds findet nicht im Verborgenen statt, sondern vor aller Augen, und wenn Angelika Simon-Kraus ihren Eid ablegt, dann sollen das auch alle sehen und hören dürfen. Als die 65 Jahre alte Sozialpädagogin aus Malching dann auf den Platz von Barbara Helmers in der Fraktion der Grünen nachgerückt ist, wird sofort wieder die Nichtöffnentlichkeit hergestellt. Was nun besprochen wird, sagt die Nachrückerin nicht. Nur so viel: "Es ist ein spannendes Thema."

Angelika Simon-Kraus weiß, was sie aus Sitzungen erzählen darf und was nicht. Das Gemeinderatsmandat in Maisach ist nicht ihre erste politische Aufgabe. Nachdem sie mit ihrem Mann 1983 aus dem Stuttgarter Raum nach Fürstenfeldbruck gezogen war und im Jugendamt des Landratsamtes eine Stelle bekommen hatte, engagierte sie sich auch politisch und wurde 1990 in den Stadtrat von Fürstenfeldbruck gewählt, wo sie der GUL-Fraktion angehört hat. Dort blieb sie bis 1997 und schied aus, weil sie Beruf, Familie und politisches Amt nicht mehr in Einklang bringen konnte. Das zeigt Parallelen zum Ausscheiden von Barbara Helmers, die zu allem auch noch ein Kreistagsmandat hat.

Dass Simon-Kraus damals mehr zu tun hatte in einem neuen Job im Landratsamt, lag an der Tätigkeit in der neu geschaffenen Suchtpräventionsstelle. Zu einem rechtlichen Problem wurde gegen Ende des Jahres 1997 die Frage, ob Angelika Simon-Kraus als Beschäftigte im Landratsamt ein Kreistagsmandat übernehmen darf. Sollte sie doch für Renate Michl nachrücken, die das Gremium verlassen hatte. Die rechtliche Prüfung ergab, dass Halbtagskräfte ein Mandat im Kreistag bekleiden dürfen, und eine Abstimmung mit der Familie gab damals den Ausschlag, weiter Kommunalpolitik zu machen. So lernte sie auch die Kreispolitik kennen, zumindest bis 2002. Von da an bis zu ihrem Eintritt in die Altersteilzeit vor zwei Jahren war sie ohne Mandat, kandidierte aber 2020 sowohl für den Kreistag als auch den Gemeinderat Maisach. Im Kreistag ist sie die Referentin für Jugend und Familie und steht dem Jugendhilfeausschuss vor.

Angelika Simon-Kraus ist schon längst nicht mehr "unbekümmert", wie sie der damalige Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) bei ihrem Ausscheiden bezeichnete. Lebenserfahrung und politisches Erleben haben ihren Blick geschärft für die wesentlichen Dinge, die eine Gemeinschaft ausmachen, für die man politisch tätig sein darf. In ihrem Wohnort Malching erlebt sie eine Entwicklung, durch die der kleine Ortsteil in Kürze schon sein Gesicht verlieren könnte. Das immer stärkere Verdichten in den Wohngebieten der "Boomregion", die immer geringeren Abstände zwischen den Häusern, das behagt ihr nicht. Sie denkt an die Kinder, die in diese Wohnsituation und dieses Lebensumfeld hineingeboren werden ebenso wie an die alten Menschen in solchen Siedlungen. Die neuen Grünen-Gemeinderätin will deshalb das Interesse auf nachhaltigeres Bauen lenken, aber nicht ideologisiert. "Es ist mir persönlich wichtig, über Parteigrenzen hinweg zu reden, man liegt ja oft nicht weit auseinander", sagt sie und betont, dass es ihr schon darum gehen, dass nach Debatten "beide Seiten zufrieden sind".

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