Süddeutsche Zeitung

Maisach:Die Befreiung eines Engels

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Joana Osman liest aus ihrem neuen Roman

"Frieden ist nicht, was passiert, wenn ein Krieg zu Ende geht. Frieden ist ein geistiger Zustand", schreibt Joana Osman in ihrem Debütroman "Am Boden des Himmels", den sie am Sonntag im Literaturcafé im Pfarrzentrum Bruder Konrad in Gernlinden vorstellt. In dem Roman erlebt der Leser den Nahostkonflikt aus der Sicht der palästinensischen Journalistin Layla.

Dabei erzählt Osman - Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter - aus eigener Erfahrung, wie die Menschen in dem gespaltenen Land miteinander auskommen. Auf der einen Seite die Israelis, die zum Großteil dem jüdischen Glauben angehören und auf der anderen die Palästinenser, die zumeist muslimischen Glaubens sind. Die 39-Jährige ist Mitbegründerin der Friedensbewegung "The Peace Factory", die bei der Überwindung von Feindschaften in Konfliktgebieten helfen soll. Für die Recherche ihres Romans war die sonst in Deutschland lebende Autorin vor Ort.

Statt die Religionen rückt Osman die Traumatisierungen in den Fokus. "Der Konflikt hält schon so lange an, da muss man anerkennen, dass beide Seiten traumatisiert sind", sagt die Autorin, "anstatt auf den jeweils anderen zu zeigen und sich gegenseitig die Schuld zu geben". Und so haben auch alle Figuren in ihrem Buch ihr eigenes Trauma.

Die Protagonistin Layla soll einen Beitrag zu einer Engelssichtung schreiben. Diese entpuppt sich als der Palästinenser Malek Sabateen - ein Mensch mit dem Zorn eines Heiligen, dem Herzen eines Weisen und dem Verstand eines Kindes, so die Webseite des Verlages Hoffmann und Campe, bei dem das Buch erscheint.

Von den einen geliebt und von den anderen verachtet, wird Malek verhaftet. Als Layla entdeckt, dass dies zu Unrecht geschehen ist, recherchiert sie weiter und trifft auf den kleinen Jungen Oman und einen israelischen Doktoranden, die auch helfen wollen, den Engel zu befreien. Zwischen der Recherche und der Befreiung Maleks sind alle Figuren der Realität des Nahostkonflikts ausgesetzt und erleben Terroranschläge und oft willkürliche Gewalt von Militär und Polizei. Osman ordnet den Roman dem magischen Realismus zu und verschönert nicht die Realität, sondern nutzt magische und übernatürliche Elemente, um Hoffnung zu schaffen.

"Am Boden des Himmels", Lesung, Sonntag, 2. Januar, 16 Uhr, Literaturcafé im Pfarrzentrum Bruder Konrad in Gernlinden, Eintritt frei. Es gilt 2G+.

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SZ vom 31.12.2021
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