Maisach:Der Unterschied

Hubertusmesse

Pfarrer Terance Palliparambil hält für die Jäger die traditionelle Hubertus-Messe in der Maisacher Pfarrkirche.

(Foto: Günther Reger)

Hubertus-Rednerin Susanne Schmid spricht sich vor den Kreisjägern dagegen aus, Mensch und Tier gleichzusetzen

Von Manfred Amann, Maisach

Am Hubertustag, am 3. November, beginnt nach altem Brauch die Jagdsaison. Zum Auftakt und zu Ehren ihres Schutzpatrons organisiert die Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes alljährlich eine Hubertus-Messe, auf die eine Feier mit einer meist "würzigen" Rede folgt. Kreisvorsitzender Gerhard von Hößlin hatte da Susanne Schmid eingeladen, die als Mitglied des BJV-Präsidiums unter anderem für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und die Jungjäger sowie die Initiative "Natur erleben und begreifen" betreut.

"Der eilige Hubertus ist hochaktuell", denn er stehe für "Hüter der Jagd", die es zu erhalten gelte. Schmid wandte sich gegen Bestrebungen, Tiere dem Menschen gleichzusetzen und ihre Tötung als Versündigung an der Schöpfung darzustellen. Hubertus war ein früher Glaubensbote in den Ardennen sowie Bischof von Maastricht und Lüttich (655-727). Seit dem 11. Jahrhundert wird die Legende vom Jäger Hubertus erzählt, der als junger Edelmann ein leidenschaftlicher, ausschweifender und rücksichtsloser Jäger gewesen sein soll. An einem Karfreitag soll ihm ein mächtiger Hirsch mit einem Kruzifix zwischen dem Geweih erschienen sein, woraufhin er in allen Wesen Geschöpfe göttlichen Ursprungs gesehen und sich deshalb hegend und pflegend für sie einsetzt habe.

Jagdkritiker würden heute Abschussverbote fordern, Tieraktivisten würden das Erlegen von Wild als unchristlich bezeichnen und es sei sogar vorgeschlagen worden, den Hubertustag analog zu Allerheiligen und Allerseelen als "Allertieren" zu feiern. "Die haben wohl etwas missverstanden", urteilte Schmid und erinnerte daran, dass die Jagd mit der Entwicklung der Menschheit einhergegangen und wichtiger Bestandteil der Ernährung gewesen sei. Heute sei die Jägerei notwendig, um Wildbestände zu regulieren und werde hautsächlich von Hegeaufgaben bestimmt. Der Respekt vor der Schöpfung sei dabei die oberste Leitlinie. Jagdausübung sei mehr, als Abschussquoten zu erfüllen, und sei - wie schon der Schriftsteller Hermann Löns formuliert habe - "aktiver Naturschutz".

Schmid griff auch die Forderung auf, mehr artgerechten Lebensraum für Wildtiere zur Verfügung zu stellen. Durch immer mehr Technik auf den Äckern, durch die Massenproduktion, aber auch durch die Zersiedelung der Landschaft gehe immer mehr Natur verloren, daher würden auch die Rückzugsgebiete für Tiere immer weniger. Jäger sollten vermehrt den Kontakt zu Landwirten und Waldbauern suchen und für den Naturerhalt eintreten, riet die Jägerin, was unter den etwa 80 Jagdfreunden im Maisacher Bräustüberl ein Raunen auslöste. Überdies regte sie an, das Jagdwesen transparenter zu machen.

Der Respekt vor den Wildtieren müsse auch für die Schwarzkittel gelten, auch wenn sich diese offensichtlich immer stärker ausbreiteten, mahnte Schmid, Wildschweine seien keine Schädlinge. Lobend erwähnte sie, dass im vergangen Jagdjahr mit 85 436 Abschüssen in Bayern ein neuer Rekord erreicht worden sei. "Wenn man die Stunden hochrechnet, die der die rund 49 000 bayerischen Jäger ehrenamtlich den Tieren nachstellten, müsste der Freistaat etwa 17 Millionen Euro für Berufsjäger ausgeben." Beim Gottesdienst, in der die Jagdhorn-Bläsergruppe unter Leitung von Bernhard Breitsameter die steirische Hubertus-Messe erschallen ließ, hatte Pfarrer Terance Palliparambil vor jeder Art einer "übertriebenen Jagd" gewarnt wie zum Beispiel nach Ansehen, Reichtum und Rendite.

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