Maisach:Der Streit um das Wappen

Maisach: Das Schwert missfiel in den sechziger Jahren dem Maisacher Gemeinderat im Wappen.

Das Schwert missfiel in den sechziger Jahren dem Maisacher Gemeinderat im Wappen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im neuen Meisaha-Heft widmet sich der Archivar dem Wahrzeichen

Von Peter Bierl, Maisach

Das Wappen der Gemeinde Maisach, das über dem Eingang zum Rathaus zu finden ist, hat eine lange Vorgeschichte, die bis ins hohe Mittelalter zurückreicht. Der Gemeinderat und die Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns stritten zwei Jahre über das Aussehen. Die Auseinandersetzung und ihre Hintergründe schildert der Archivar Stefan Pfannes in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Meisaha, die von der Arbeitsgruppe Geschichte in Maisach herausgegeben wird.

Welche Bedeutung ein Wappen haben kann, wie stark es mit der historischen Erinnerung verbunden ist und wie strittig die Details sein können, zeigt der gut recherchierte und geschriebene Artikel von Pfannes. Er hat herausgefunden, dass es schon im Mittelalter zwei Wappen gab, die auf Heinrich II. von Maisach, Abt in St. Ulrich und Afra in Augsburg, sowie einen "Dietrich den Perger" zurückgehen, letzterer wählte einen auf den Hinterbeinen auf einem Berg stehenden Löwen. Vom ersten Wappen ist nicht bekannt, wie es ausgesehen hat. Die Generaldirektion kam 1963 zu einem anderen Ergebnis, nachdem Bürgermeister Franz Moser (SPD) ein Gemeindewappen wollte und um fachlichen Rat bat. Die Experten verwiesen auf die Edlen von Maisach, die von den Edelfreien von Weilheim beerbt wurden, deren Besitz wiederum zu Beginn des 14. Jahrhunderts an den Landesherren fiel. Ludwig der Bayer wies den Besitz samt dem Dorf und seinen Bewohnern dem Kloster Ettal zu, das deshalb bis zum 18. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit in Maisach ausübte.

Daraus leiteten die Experten in München ein Wappen mit drei gebogenen silbernen Balken im roten Schild und ein Schwert in den Ettaler Farben Blau und Gold ab. Dem Gemeinderat missfiel das Schwert, ein blauer Wellenpfahl wurde erwogen, als Symbol der Maisach. Anfang 1964 schlug der damalige Kreisheimatpfleger vor, einen waagrechten "Cistercienserbalken" einzufügen, der die Zugehörigkeit zum Kloster Fürstenfeld von 1746 bis 1803 aufgreifen sollte. Die Generaldirektion war nicht begeistert. Der Gemeinderat Kurt Krohe wurde beauftragt, einen neuen Entwurf anzufertigen, dem die Generaldirektion zustimmte, weil dieser ihrem Vorschlag ähnelte. Im Kern blieb es damit also beim Vorschlag der Fachbehörde. Im Mai 1964 war der Wappenstreit offiziell beendet, wie Pfannes berichtet.

Der zweite historische Beitrag beschäftigt sich mit dem langen Weg zum Kindergarten, wie die Historikerin Helga Rueskäfer es nennt. Sie schildert in ihrem Beitrag die einzelnen Stationen, vom Erntekindergarten der NS-Volkswohlfahrt über das Provisorium in der Barackensiedlung der Flüchtlinge in der Hasenheide in der Nachkriegszeit bis zur offiziellen Einweihung eines regulären Kindergartens 1968. Dabei betont Rueskäfer das Engagement der Caritas und des Pfarrers, während die finanziell klamme Gemeinde lange Zeit ablehnte.

Gewürdigt werden in dem aktuellen Heft außerdem 50 Jahre Heimatbühne Gernlinden, die 1970 von theaterbegeisterten Männern und Frauen gegründet wurde. Mit Auführungen wie "Der Vampir von Zwickelbach" (2009) oder "Die verflixte Weihnachtsfeier" (2019) steht das Ensemble fest in der Tradition des Volkstheaters, welches im Gegensatz zum höfischen Theater seit dem 19. Jahrhundert entstand, analysiert Cornelia Schader. Aufgrund der aufgeführten Stücke gelangt sie zu dem Ergebnis, dass sich vor allem Elemente des Bauerntheaters wiederfinden lassen.

Das Heft enthält einen Nachruf auf Jörg Pluta, der im Juli gestorben ist. Er gehörte von Anfang an dem Arbeitskreis an und war regelmäßig Autor der Meisaha. Von ihm stammten etliche Beiträge, darunter eine Serie zum Ersten Weltkrieg, für die er die in Sütterlinschrift verfasste Kriegschronik des Pfarrers Matthias Schmidhammer bearbeitete.

Meisaha-Hefte zur Gemeindegeschichte, Nr. 12, 2020, 31 Seiten, 5 Euro, erhältlich im Rathaus von Maisach.

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