Maisach:Auf kleiner Flamme

Kunst im Stadl musste dieses Jahr ausfallen. So etwas wie ein Trostpflaster gibt es für 20 Aussteller in Form des Kunsthandwerksmarkts am Volksfestplatz Maisach

Von Stefan Salger, Maisach

Das Kunsthandwerk wird in Corona-Zeiten nicht als systemrelevenat eingestuft. Doch für die Menschen, die teilweise auf den Erlös aus dem Verkauf angewiesen sind, ist es eine schwierige Zeit. Auch die eigentlich im Juli geplante Jubiläumsauflage zum 25-jährigen Bestehen von "Kunst im Stadl" in Maisach musste auf das nächste Jahr verschoben werden. So etwas wie eine kleine Entschädigung war am vergangenen Wochenende der Kunsthandwerkermarkt auf dem Maisacher Festplatz.

Maisach: Strahlende Blüten, die nie welken - mit Stängeln, die nie brechen: Gartenschmuck von Metallkünstler Markus Koch.

Strahlende Blüten, die nie welken - mit Stängeln, die nie brechen: Gartenschmuck von Metallkünstler Markus Koch.

(Foto: Günther Reger)

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen kommen vor allem an den Vormittagen des Samstags und Sonntags viele Gäste - und belegen damit, dass ihnen Kunst und Künstler wichtig sind. Das freut auch die Organisatorin Helga Backus, die 20 Ausstellern die Gelegenheit gibt, sich zu präsentieren - Schmuck, Taschen und geschliffene Steine gibt es ebenso wie Malerei sowie Glas- und Textilkunst. Die meisten Aussteller sind Profis, "die brauchen solche Verkaufsausstellungen dringend", sagt Backus.

Maisach: Brandmalerin Irina Yashina alias "Werewolfa".

Brandmalerin Irina Yashina alias "Werewolfa".

(Foto: Günther Reger)

Wie sehr sich auch die Künstler die Normalität zurücksehen, das wird im Gespräch mit Markus Koch klar. Der Metallkünstler hat von Worms aus eine fast 400 Kilometer lange Fahrt mit seinem Kombi nebst Anhänger auf sich genommen. "Man sitzt zu Hause und ist kreativ, aber es ist wichtig, auch mal rauszukommen." Eigentlich sollte es im Juli bei Kunst im Stadl seine Premiere werden - nach der Absage geht es nun eben eine Nummer kleiner. Der 49-Jährige hat noch Glück. Er ist nicht auf den Verkaufserlös angewiesen, hat noch einen "Brotberuf" als Hausmeister bei der Polizei. Das ermögliche eine Freiheit im Denken. Für ihn ist die Kunst reine Passion. Aus mittels Plasmastrahl geschnittenen Metallstreifen verschiedener Längen und Breiten entstehen unter seinen Händen Figuren, Kugeln oder andere Stahlplastiken, die mit Schweißpunkten fixiert sind und immer genügend Spielraum lassen für die individuelle Interpretation. Koch sieht in den teils korrodierten, teils verzinkten und teils bemalten Streifen "die Verbindungen im Leben". Und wirklich erfüllend ist für den freischaffenden Künstler, wenn er sich mit interessierten und fachkundigen Besuchern unterhalten kann. Findet ein Kunstwerk zu Preisen zwischen 200 und 600 Euro ein neues Zuhause, ist das gut. Wenn nicht: auch gut.

Maisach: Metallkünstler Markus Koch.

Metallkünstler Markus Koch.

(Foto: Günther Reger)

Ganz so locker kann es Irina Yashina alias "Werewolfa" nicht sehen. Für die gebürtige Russin aus Türkenfeld ist die Kunst eine wichtige Einnahmequelle. Yashina zeichnet mit Lötkolben und Gaslampe und brennt meist Porträts von Menschen, Tieren oder Fabelwesen auf einen Hintergrund aus Holz - viereckige Tafeln oder ovale Baumscheiben, bei denen die Rinde einen natürlichen Rahmen bildet. "Ich brenne besser als ich male", sagt die 32-Jährige. Gelernt hat sie die technischen Grundlagen von ihrem Vater, verfeinert hat sie diese autodidaktisch. Viele Motive wirken mystisch und einer Sagenwelt entsprungen, so wie das Bild mit dem Titel "Kampf". Es zeigt eine elfengleiche Frau, mit einem Schwert in der Hand. Im Hintergrund sind gruselige Gestalten zu sehen, die die Mächte der Hölle symbolisieren. Kleine Anhänger gibt es schon für 17 Euro, die opulenteren Werke kosten bis zu 500 Euro. Viele Kunden liefern "Werewolfa" Fotos, die sie dann aufs Holz kopiert.

Ebenso wie der Metallkünstler aus Worms ist die Brandmalerin aus Türkenfeld sehr froh, ihre Kunst in dieser schwierigen Zeit präsentieren zu können. Nach den zwei Tagen am Samstag und Sonntag zieht auch Helga Backus eine sehr positive Bilanz. Um die tausend Besucher seien gekommen. Und "das Publikum, das kam", sei in vielen Fällen sehr zielgerichtet gekommen, um die Aussteller zu unterstützen. Diese hätten ihr von guten Umsätzen berichtet, so Backus am Montag. "Das war megatoll."

Noch nicht klar ist, ob die Pandemie eine Veranstaltung wie den traditionellen Weihnachtszauber zulässt.

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