Egenhofen:Ein Dorf packt an

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Hauruck: Lange dauert es nicht mehr, bis nach sechs Jahren wieder ein neuer Maibaum in Wenigmünchen steht. (Foto: Johannes Simon)

In Wenigmünchen wird ohne viel Brimborium ein ungeschälter Stamm in die Vertikale gebracht und eingegraben. Einer der Helfer ist seit 66 Jahren mit dabei.

Von Stefan Salger, Egenhofen

Der Baum kommt wie ein Naturbursche daher. Scheint nicht allzu viel Wert auf Äußerlichkeiten zu legen, aber innere Werte mitzubringen. Ungeschält. Harte Schale, weicher Kern auf genau 31 Metern und 50 Zentimetern. Entsprechend biegt sich der dünne Stamm beim Aufstellen, und die Baumkrone, die das Entasten ungeschoren überlebt hat, wackelt bedenklich. Ist aber alles im grünen Bereich. Der neue Maibaum von Wenigmünchen kann sich also durchaus sehen lassen. Vor allem aber können sich die sehen lassen, die den ersten Maibaum seit sechs Jahren wieder, wie sich das hier gehört, mit reiner Muskelkraft in die Vertikale bringen.

Natürlich wird wieder per Hand aufgestellt. Mittendrin statt nur dabei: Egenhofens Bürgermeister Martin Obermeier (in gelber Jacke). (Foto: Johannes Simon)
Wer die richtige Ausrüstung mitgebracht hat, sitzt hier garantiert in der ersten Reihe: Zaungäste auf dem Bürgersteig. (Foto: Johannes Simon)

Allesamt sind sie Frühaufsteher, denn bereits um kurz nach acht geht es los. In einem ländlich geprägten Dorf wie Wenigmünchen beginnen die Vorbereitungen fürs Tagwerk eben nach dem Weckruf des Hahns - zeitiger als in der Stadt, in der nichts kräht. Etwa 40 Männer von der Feuerwehr, den weiteren Vereinen und aus dem Ort packen mit an, das Kommando gibt Peter Turner. Unter ihnen ist auch einer, der über besonders viel Erfahrung verfügt. Der diesmal aber seinen Abschied als Maibaumaufsteller nimmt und in drei Jahren, wenn turnusmäßig der nächste Baum aufzustellen ist, wohl nicht mehr aktiv mit anpacken will: Anton Hillreiner.

Der 82-Jährige war mit 16 das erste Mal dabei beim Aufstellen. Das war im Jahr 1957. Und bereits in der "guten alten Zeit" ging die Sache ziemlich ähnlich vonstatten wie an diesem Montag. Kran? Ach was, brauchen wir nicht! Verträgt sich nicht mit diesem bayerischen Brauchtum.

So sieht das auch der Egenhofener Bürgermeister Martin Obermeier, der mit anpackt. Der hat wohlweislich Mütze und Regenjacke mitgebracht, die er aber letztlich gar nicht so dringend braucht. Denn Frühaufsteher sind manchmal im Vorteil: Bevor es so richtig zu schütten anfängt, steht der Maibaum gegenüber dem Kriegerdenkmal nach zwei Stunden schon und ist drei Meter tief eingegraben. Eingepflanzt in Wenigmünchen. Die 18 Zunft- und Vereinstafeln werden noch schnell angebracht, fertig. Am Feuerwehrhaus kann man sich sodann zusammensetzen und sich ein deftiges Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen servieren lassen.

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