Mängel beim Brandschutz:Ateliers vor der Schließung

Das Landratsamt moniert Mängel beim Brandschutz in dem ehemaligen Puchheimer Fabrikgebäude. Doch einen Umbau der Halle 11 können sich die Künstler, die sich dort eingerichtet haben, nicht leisten.

Peter Bierl

Das junge Kulturprojekt "Halle 11" in Puchheim steht vor dem Aus. Das Landratsamt moniert, das der Brandschutz in dem ehemaligen Fabrikgebäude nicht gewährleistet sei. Es fehlten Feuerlöscher, Fluchtwege und Trennwände, sagte Kreisbaumeisterin Reinlinde Leitz der SZ. Dagegen betonte der Grafiker und Maler Miki Früh von der Künstlerinitiative, dass es sich um eine Werkstatt und kein Veranstaltungslokal handelt. Leitz regte an, dass sich Eigentümer, Hausverwalter, Künstler und Behörden zusammensetzen, um nach einer Lösung zu finden. Sie möchte außerdem einen externen Brandschutzexperten einschalten.

Puchheim: Kulturzentrum Halle11 / Halle 11

Das Kulturzentrum Halle11 ist in Gefahr: Miki Früh, Heidi Mixl und Manfred Bogner (von links) arbeiten dort.

(Foto: Johannes Simon)

Im vergangenen Jahr haben sich Musiker, Theaterleute, Maler und Zeichner Werkstätten und Übungsräume in zwei Hallen auf dem Gelände der früheren Müllverwertung in Puchheim nahe der Bahnlinie eingerichtet. Benutzt werden rund 750 Quadratmeter im ersten Stock von Halle 11 und Halle 12 des Komplexes. Im Mai gab es eine große Einweihungsparty mit allerlei künstlerischen Einlagen.

Kurz vor der Eröffnung war das Gebäude nebenan im Februar 2011 komplett abgebrannt. Deshalb schaltete sich das Landratsamt ein und stellte bei einer Ortsbesichtigung fest, dass der Brandschutz in den Räumen des Kulturprojekts nicht gewährleistet sei und wandte sich an die Firma Bilfinger und Berger, die das Gebäude im Auftrag des Eigentümers Alois Harbeck verwaltet.

Nach Angaben von Leitz stand die Halle 11 eine Zeit lang leer und wurde dann gewerblich genutzt. Jetzt sind neben den Betrieben die Kulturschaffenden eingezogen. "Die Nutzung durch Künstler ist nicht genehmigt, das wäre aber ohne weiteres möglich, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind", betonte die Kreisbaumeisterin.

Die Brandschutzauflagen für Gewerbe und Kultur sind laut Leitz identisch. Während aber das Gewerbe im Parterre untergebracht sei, wo es mehrere ebenerdige Ausgänge gebe, hielten sich die Kulturschaffenden im Obergeschoss auf, wo es an Rettungswegen mangele. Einige der von den Künstlern genutzten Räume hätten nicht einmal einen direkten Zugang zu den Fluren, und in anderen ließen sich die Fenster nicht öffnen. Außerdem müssten Gewerbe und Kultur getrennt werden, sagte Leitz. Formell habe das Landratsamt die künstlerische Nutzung bisher nicht verboten, weil die Künstler den Betrieb freiwillig eingestellt hätten, sagte Leitz. In den Wintermonaten finden sowieso kaum Aktivitäten statt, weil die Räume nicht beheizt werden können.

"Wir können schon eine Nutzungsänderung finanziell nicht stemmen, das Projekt trägt sich momentan mit Ach und Krach", erzählte Früh der SZ. Die Künstler zahlen nur eine geringe Miete für die Räume, darum seien größere Investitionen für den Brandschutz für die Immobilienfirma nicht rentabel. Früh findet, dass die Brandschutzauflagen nicht so streng gehandhabt werden dürften, weil es sich bei Halle 11 nicht um einen Treffpunkt oder einen Veranstaltungsort handele, sondern um Werkstätten, Ateliers und Übungsräume. "Es sind ja nie viele Leute gleichzeitig im Haus", betonte Früh.

Die Künstler haben sich mit einem Brief an Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) sowie Landrat Thomas Karmasin (CSU) gewandt. Der Bürgermeister sagte der SZ, dass die Stadt die Nutzungsänderung genehmigen könnte, für den Brandschutz sei jedoch die Kreisbehörde zuständig. Seidl betonte, ordnungsgemäßer Brandschutz sei ein "Gebot der Vorsicht" und damit unverzichtbar. Die Kommune könne jedoch die Kosten von rund einer halben Million Euro nicht übernehmen.

Ein grundsätzliches Problem sei, dass die Versorgung des gesamten Gewerbegebietes mit Löschwasser schlecht sei. Bei dem Brand der Nachbarhalle vor einem Jahr habe ein Teich angezapft werden müssen, der einen Kilometer entfernt ist, erzählte Seidl.

Die Kreisbaumeisterin versicherte der SZ, dass ihre Behörde an einer Lösung arbeite, um das Kulturprojekt zu erhalten. Der Landkreis sei im Arbeitskreis Kultur der Europäischen Metropolregion vertreten und suche nach günstigen Räumen für Kulturschaffende. "Die Halle 11 ist voll in unserem Interesse."

Die Kreisbaumeisterin erklärte, dass nicht alle vorgeschlagenen und möglichen Maßnahmen umgesetzt werden müssten. So könnte man je nach Brandschutz-Konzept auf Brandwände verzichten und deren Funktion kompensieren. Sollte die Halle ohnehin in ein paar Jahren abgerissen werden, könnte für die kulturelle Nutzung eine Duldung erteilt werden. Leitz verwies darauf, dass es Überlegungen gibt, das ganze Gewerbegebiet an der Josefstraße für den Wohnungsbau zu nutzen und neu zu gestalten. Als Maxime für den Kulturbetrieb in Halle 11 gilt jedoch laut Leitz: "Es darf niemand im Brandfall gefährdet werden, egal wie viele Leute sich in der Halle aufhalten."

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