Lustspiel:Entschlackter Text

Lustspiel: Komödie aus dem 19. Jahrhundert: Rassoburg-Schauspieler bei den Proben für "Pension Schöller".

Komödie aus dem 19. Jahrhundert: Rassoburg-Schauspieler bei den Proben für "Pension Schöller".

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Rassoburg-Theater spielt "Pension Schöller"

Von Valentina Finger, Grafrath

Beim Erarbeiten der aktuellen Inszenierung sind die Mitglieder des Rassoburg-Theaters auf eine Sprachbarriere gestoßen. Wählte Regisseurin Barbara Lackermeier für ihre erste Saison mit dem Ensemble noch die urbayerische Komödie "Eine ganz heiße Nummer", ist es dieses Mal das 1890 in Berlin uraufgeführte Lustspiel "Pension Schöller" der Autoren Wilhelm Jacoby und Carl Laufs. Entsprechend mussten sich die Darsteller mit einem Hochdeutsch vertraut machen, wie es um die Jahrhundertwende gesprochen wurde. Doch die Regisseurin hat sich dem Text angenommen, Füllwörter entfernt und den Sprachstil angeglichen. "Ich habe quasi eine Neufassung geschrieben und so viel verändert, bis ich der Meinung war, dass es spielbar ist", sagt Lackermeier, die das Stück schon einmal für eine Aufführung abgeändert hat. Das Ergebnis hat am Freitag im Dachsaal Marthashofen Premiere.

"Pension Schöller" ist eine Boulevardkomödie, die von Verwechslungs- und Situationskomik lebt. Sepp Heldeisen spielt den Protagonisten Klapproth, der aus der Provinz nach Berlin kommt. Weil er in der Stadt richtig was erleben will, beauftragt er seinen Neffen, ihm Zutritt zu einer Nervenheilanstalt zu verschaffen. Dieser führt den Onkel stattdessen zu einem Gesellschaftsabend aus und gibt die skurrilen Gäste der Pension als Geisteskranke aus.

Während das Schauspiel eigentlich für eine üppige Kulisse angelegt ist, hat Lackermeier es sehr reduziert inszeniert: "Solche Stücke setzen zum Beispiel oft Türen mit viel Klick-Klack ein, doch wir arbeiten auf der Bühne lediglich mit Stühlen." Inspirieren ließ sich die Regisseurin dazu unter anderem von Szenen aus dem Spielfilm: "Einer flog übers Kuckucksnest". Statt karger Plastikstühle kommen allerdings bunte und schicke Sitzmöbel zum Einsatz. Zudem verwenden die Rassoburg-Darsteller kaum Requisiten. Während in dem Pensionscafé, das den Hauptschauplatz darstellt, eigentlich permanent Speisen und Getränke serviert werden, gibt es in Lackermeiers Version nichts zu essen: "Daraus ergibt sich ein komisches Thema, nämlich, dass man übers Essen spricht und bestellt, aber nie etwas kriegt."

Dem Hauptstück hat Lackermeier ein Vorspiel vorangestellt. Die kurze Einlage thematisiert den Wahnsinn, der bei Theaterleuten kurz vor der Premiere um sich greift. Obwohl die Charaktere sehr überspitzt gestaltet sind, hat sich Lackermeier, die nicht nur Regisseurin ist, sondern auch selbst auf der Bühne steht, sogar in einem davon wiedergefunden: einem Schauspieler, der kein 'L' aussprechen kann, seine Kunst aber über alles liebt. Denn mit Sprachbarrieren kämpfte auch sie: "Ich erinnere mich gut, wie viele Sprachübungen ich für das perfekte Bühnendeutsch machen musste. Ich habe einfach zu bairisch gesprochen."

"Pension Schöller", Dachsaal Marthashofen, Premiere: Freitag, 10. Mai, 20 Uhr; weitere Vorstellungen: 11., 17. und 18. Mai um 20 Uhr, 12. und 19. Mai um 18 Uhr; Karten unter 08144/7962

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