Lokalpolitik:Gedränge um Bocklet-Nachfolge

In der CSU gibt es viele Bewerber für das Landtagsmandat im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost. Kreisvorsitzender Thomas Karmasin rechnet mit bis zu 15 Kandidaten. Spätestens im Februar fällt die Entscheidung

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Der CSU-Kreisverband hat schon unmittelbar nach der Bundestagswahl damit begonnen, in einem offenen und geregelten Verfahren zu klären, wer im Landtagswahlkampf im Herbst 2018 als Direktkandidat im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost die Nachfolge von Reinhold Bocklet (CSU) antreten soll. Der 73-jährige Gröbenzeller hatte schon vor Längerem den Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt. Da damit ein für die CSU relativ sicheres Mandat frei wird, ist das Interesse so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. CSU-Kreisvorsitzender Thomas Karmasin geht von bis zu 15 Bewerbern aus dem CSU-Kreisverband aus, die nun aufgefordert sind, sich noch im November schriftlich zu erklären. Dass so viele mit dem Mandat liebäugeln, hat selbst den Chef der Landkreis-CSU "erstaunt".

Im Unterschied zu früheren Jahren halten sich die Interessenten jedoch sehr zurück. "Niemand sagt öffentlich, er möchte gern", kommentiert der Kreisvorsitzende die Zurückhaltung. Dass mögliche Bewerber sich bereits im Vorfeld von Auswahlverfahren öffentlich positionieren und durch besondere politische Aktivitäten auf sich aufmerksam machen, ist in der CSU offensichtlich nicht mehr so angesagt wie in früheren Zeiten. Das hat nicht einmal die Hasselfeldt-Nachfolgerin im Bundestag, Katrin Staffler, vorzeitig getan, obwohl sie zuvor schon zweimal als Listenbewerberin vergeblich ein Bundestagsmandat angestrebt hatte. Was nicht heißt, dass nicht schon lange Personen und Namen in internen Zirkeln gehandelt werden.

Zu den Personen, dessen Name parteiintern immer wieder als CSU-Landtagskandidat erwähnt wird, zählt der ehemalige Gröbenzeller Bürgermeister Dieter Rubenbauer. Auch wenn ihm ein Teil der Gröbenzeller CSU vor der jüngsten Kommunalwahl 2014 das Vertrauen entzogen hatte, weshalb Rubenbauer nicht mehr antrat, hat er sich als stellvertretender Kreisvorsitzender, als Ortsvorsitzender der Puchheimer CSU und zuletzt als Wahlkampfmanager der neu gewählten Bundestagswahlkreisabgeordneten Katrin Staffler eine neue Ausgangsbasis für eine Landtagskandidatur geschaffen. Weshalb schon mal CSU-intern der ironisch bis kritische gemeinte Hinweis zu hören ist, der ehemalige Bürgermeister sei wohl "nicht mehr zu verhindern".

Ein großes Interesse an dem Landtagsmandat wird auch dem Fürstenfeldbrucker Ortsvorsitzenden und Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, Andreas Lohde, nachgesagt. Lohde verfügt über Erfahrungen als Spitzenkandidat, schließlich bewarb er sich bereits 2014 um das Brucker Oberbürgermeisteramt und scheiterte in der Stichwahl an Klaus Pleil von der UBV.

Als weitere Interessenten werden beispielsweise noch genannt: der Gröbenzeller Tobias Huttenloher, der Emmeringer Kreis- und Gemeinderat Stefan Floerecke, der Mammendorfer Ortsvorsitzende Benjamin Miskowitsch, die Puchheimerin Ramona Weiß, der Germeringer CSU-Ortsvorsitzende Oliver Simon, der stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende von Mittelstetten, Andreas Spörl. Karmasin nennt keine Namen. Er bestätigt auf SZ-Anfrage nur, dass es sich bei allen hier aufgeführten CSU-Mitgliedern um Personen handelt, die für das Landtagsmandat intern im Gespräch seien. Um zu ergänzen, es gebe durchaus noch einige weitere Personen, die infrage kämen.

Halten sich alle aus taktischen Erwägungen bedeckt, ist es schon viel, wenn potenzielle Bewerber wie Ramona Weiß und Stefan Floerecke zumindest bestätigen, interessiert zu sein, aber gleichzeitig beteuern, noch zu überlegen. Dem Jungunternehmer Floerecke fällt die Entscheidung schwer, wie er sagt, weil ihn sowohl Kommunalpolitik als auch der Landtag reizen.

Was Karmasin verschweigt, aber andere CSU-Mitglieder vertraulich ansprechen, ist das Problem, das den einen oder anderen erst dazu ermutigt haben könnte, die eigenen Chancen auszuloten: der Kreis-CSU fehlt es an geeigneten gesetzten Bewerberinnen oder gesetzten Bewerbern, die aufgrund ihrer Befähigung oder ihres Engagements nur schwer zu übergehen sind. So hat Bocklet im Unterschied zu Gerda Hasselfeldt keinen Nachfolger aufgebaut. In der Kreis-CSU war es ein offenes Geheimnis, dass Hasselfeldt Katrin Staffler förderte, auf sie setzte und die junge Frau langfristig auf die Aufgabe im Bundestag vorbereitete.

Auffällig ist, dass sich im Zirkel der immer wieder genannten potenziellen Bocklet-Nachfolger mit Weiß, Floerecke und Miskowitsch drei noch relativ junge CSU-Mitglieder befinden, die entweder am Ende ihre Studiums oder am Anfang ihres Berufslebens stehen. Der Nachwuchs drängt mit Nachdruck in die politischen Ämter. Damit setzt sich der Generationswechsel fort, den Karmasin in den vergangenen Jahren bereits im Kreisvorstand eingeleitet hatte.

Bocklet beteuert als Inhaber des Direktmandats im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost, er mische sich nicht in die Auswahl oder Nominierung seines Nachfolgers ein. Das zu managen sei die Aufgabe des Kreisvorsitzenden und des Kreisvorstands. Die hohe Zahl an Interessenten wertet Bocklet ein Indiz dafür, dass sein Mandat offenbar "attraktiv" sei. Um zu ergänzen: "Es wäre nützlich, wenn diejenigen, die sich bewerben, sich politisch betätigen würden."

Karmasin rät allen CSU-Mitgliedern, die über eine Landtagskandidatur nachdenken, mit Reinhold Bocklet zu reden, um sich erklären zu lassen, welche Aufgaben sie im Landtag erwarten. Bei dem Gröbenzeller hat sich bisher jedoch noch niemand gemeldet. Aber der ehemalige Minister Bocklet weist vorsorglich darauf hin, dass es unabdingbar sei, eine "gewisse Qualität" mitzubringen. Sonst finde man im Landtag kein Gehör. Um zu ergänzen, durch politische Sacharbeit könnte man sich im Vorfeld durchaus profilieren.

Schon bevor sich die Bewerber erklärt haben, steht der weitere Ablauf des Auswahlverfahrens fest. Vor der Nominierung Ende Januar oder Anfang Februar sollen sich die möglichen Nachfolger in zwei Vorstellungsrunden den CSU-Mitgliedern im Landkreis präsentieren. Der CSU-Kreisvorsitzende hofft, dass danach zur Nominierungsversammlung nur noch ein relativ kleiner Kreis antritt. Überraschungen sind trotz des vorangegangenen Verfahrens allerdings nicht ausgeschlossen. Können doch zumindest theoretisch noch weitere CSU-Mitglieder erst am Tag der Kandidatenwahl durch die Delegierten ihrer Ortsverbände gegen diejenigen antreten, die sich zuvor dem parteiinternen Verfahren stellten.

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