Letzte Feier:Landsmannschaft aufgelöst

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Barbara Köhnlein leitete zuletzt die Schlesische Landsmannschaft in Germering kommissarisch. (Foto: Johannes Simon)

Schlesier in Germering finden keinen Vorstand mehr

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Zur Weihnachtsfeier kam der engste Kreis der Germeringer Gruppe der Schlesischen Landsmannschaft noch einmal zusammen. Beim "Sportwirt" im TSV-Sportzentrum trafen sie sich zu einer letzten gemeinsamen Feier. Barbara Köhnlein bekräftigte dort das Aus der Landsmannschaft nach 66 Jahren. Eine Überraschung für die anwesenden Mitglieder war das nicht. Bereits seit 2016 gab es keinen funktionierenden Vorstand mehr. Bei der einberufenen Jahreshauptversammlung fand sich niemand, der den Vorsitz übernehmen wollte. "Das war ein aussichtsloses Unterfangen", fasste Köhnlein die Versuche zusammen, neues Führungspersonal zu finden. "Keiner hat sich bereit erklärt."

Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) hat bei der Weihnachtsfeier "ein mitfühlendes Grußwort gesprochen", so Barbara Köhnlein. Sie hatte den Verein als stellvertretende Vorsitzende nach dem Tod von Georg Niembs im Jahre 2015 so ziemlich alle Vorstandsämter kommissarisch übernommen. "Es hing alles an mir", sagt Köhnlein, die vor fünf Jahren von Germering nach Fürstenfeldbruck umgezogen ist. 70 Mitglieder hatte die Gruppe zuletzt noch. Doch ins Vereinsgeschehen aktiv eingreifen konnten die wenigsten noch. "Viele sind krank oder nicht mehr mobil", erklärt Köhnlein. Die grundsätzliche Überalterung des Vereins war natürlich eine Tatsache. "Es fehlte an Nachwuchs", bedauerte Köhnlein. Sie selbst ist 77 Jahre alt und wollte die Aufgabe einer Vorsitzenden der Landsmannschaft auch nicht mehr übernehmen. "Der sogenannte Rest hat deshalb beschlossen, dass wir aufhören müssen", so Köhnlein.

Im April 1951 gegründet, florierte die Germeringer Landsmannschaft Schlesien sehr gut. Ihr erster Vorsitzender war Lehnert gewesen, ehe bald darauf Josef Niembs zum Vereinschef gewählt wurde. Sein Nachfolger Helmut Reidel prägte danach den Verein 41 Jahre lang bis 2007. Dann übernahm Georg Niembs, der Sohn von Josef Niembs, bis zu seinem Tod den Vorsitz. Der Verein organisierte in den Neunzigerjahren Solidaritäts- und Hilfsmaßnahmen für Schlesien. "Wir haben Geld gesammelt, als dort Hochwasserkatastrophen waren", erinnert sich Köhnlein gut. Ihre Familie stammt aus Jauer in Niederschlesien, das jetzt Jawor heißt. "In der dortigen Friedenskirche bin ich getauft worden", erzählt sie. Die Kirche gehöre heute zum Weltkulturerbe. "Wir haben auch eine zweisprachige Schule mit Schulmöbeln versorgt", weiß Köhnlein noch zu berichten, "die haben wir selber hingebracht."

Zur ihrer besten Zeit hatte die Germeringer Gruppe 149 Mitglieder. Immer wieder wurden Busreisen unternommen, um Breslau, Oppeln oder andere Orte zu besuchen. Köhnlein: "Damit haben wir auch immer wieder neue Mitglieder geworben." Zu den dort lebenden Polen habe sich ein offenes Verhältnis entwickelt. Die Auflösung der Landsmannschaft war für den Rest der Mitgliedschaft schmerzlich. Doch ganz vorbei soll es nicht sein. "Wir haben beschlossen, dass wir uns zu einem regelmäßigen Stammtisch weiter treffen", teilt Köhnlein mit. Viele Freundschaften untereinander seien über die vielen Jahre hinweg entstanden, die wolle man nicht missen.

© SZ vom 30.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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