Lesung:Kluftinger in Gröbenzell

Lesung: Autorenduo: Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr arbeiten seit 15 Jahren zusammen.

Autorenduo: Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr arbeiten seit 15 Jahren zusammen.

(Foto: Helmut Henkensiefken/oh)

Volker Klüpfel und Michael Kobr lesen und sticheln im Stockwerk

Von Peter Bierl, Gröbenzell

Seit mehr als 15 Jahren löst Kommissar Kluftinger aus Altusried im Allgäu komplizierte Kriminalfälle, schaufelt Kasspatzen in sich hinein und rangelt mit einem Nachbarn, dem schnöseligen Arzt Langhammer. Aber erst im zehnten Band lüften die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr einige Geheimnisse. Sie verraten dessen Vornahmen Adalbert Ignatius und schildern im Rückblick dessen Jugend. Dadurch sollen die Tolpatschigkeit und die Verschrobenheit des Kriminalhauptkommissars nachvollziehbar werden. In dem Jubiläumsband wird Kluftinger obendrein Opa, kann sich aber der Freude nicht ungetrübt hingeben, weil er persönlich bedroht wird.

Die beiden Autoren Klüpfel und Kobr werden am Freitag, 29. März, im Stockwerk in Gröbenzell aus dem Krimi vorlesen, sich in den Rollen von Kluftinger und Langhammer beharken, aber auch von den Höhen und Tiefen ihrer Zusammenarbeit berichten. Kennen gelernt haben sich die beiden schon auf dem Gymnasium, anschließend studierte Kobr in Erlangen Deutsch und Französisch, während Klüpfel sich in Bamberg mit Journalismus und Politikwissenschaft befasste. "Zwei Exilallgäuer im fränkischen Exil, das schweißt zusammen", sagt Kobr. Als Klüpfel, inzwischen bei der Memminger Zeitung gelandet, eines Tages von einem Verleger angerufen wurde, der einen Krimi publizieren wollte, erinnerte der sich, dass sein Freund Kobr schon ein paar Seiten entworfen hatte. So entstand die Figur des Kluftinger und der erste Band, in dem ein Lebensmittelchemiker ermordet wird und sich Abgründe hinter der idyllischen Fassade des Allgäus auftun.

Im Lauf der vielen Jahre hat das Autorenduo immer wieder gestritten, aber es kam nie zum finalen Schnitt, erzählt Kobr. In der Anfangszeit der schriftstellerischen Zusammenarbeit hätten sie immer alles genau genommen, jedes Komma korrigiert und alles sehr persönlich genommen. "Wir sind wie ein altes Ehepaar zusammengespannt", sagt Kobr. Inzwischen seien sie professioneller und altersweise geworden, und die Kooperation hat auch viele Vorzüge. "Wir können uns alles von der Seele reden", der Streit ist produktiv, sie seien zugleich die ersten Lektoren ihrer Werke. Bei der Planung, der Recherche und der Entwicklung des Plots arbeiten sie zusammen, dann wird das Stück in Szenen aufgeteilt, von denen jeder die Hälfte alleine schreibt, bevor die Endmontage folgt.

Vor allem haben sie nach wie vor Spaß an der Kluftinger-Figur, die Reihe lässt sich zugleich als dessen Biografie lesen. Bei Commissario Brunetti in Dona Leons Venedig hingegen scheint die Zeit still zu stehen, seine Kinder verharren in einer Dauerschleife kurz vor dem Schulabschluss. "Bei uns vergeht die Zeit auch langsamer als im wirklichen Leben, aber es gibt eine Entwicklung", sagt Kobr, der Krimiserien liebt, die schwedischen oder Commissario Montalbano aus Sizilien. Trotzdem wird ihr nächstes Werk, das im Herbst erscheint, ein Thriller mit anderen Helden sein. Sie gönnen sich Urlaub vom Kluftinger. Aber 2020 wird der kauzige Kriminaler dann im elften Band wieder Verbrecher im Südwesten jagen.

Volker Klüpfel und Michael Kobr, Kommissar Kluftinger, Lesung im Stockwerk in Gröbenzell, Oppelner Straße 5, Freitag, 29. März, 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr.

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