Manifestation des Friedenswillens
Friday für den Frieden (9./10. April)
Die Friedensdemonstrationen der Schülerinnen und Schüler der Puchheimer weiterführenden Schulen, über die Sie in Ihrer Ausgabe vom 09./10. April 2022 berichtet haben, war eine bemerkenswerte Manifestation des Friedenswillens vieler junger Menschen und eine eindrucksvolle Absage an Krieg und Gewalt. Trotzdem bedarf diese friedenspädagogische Aktion einiger Ergänzungen, denn Friedensliebe darf die Augen nicht vor der Realität verschließen.
Frieden - ein Zustand, in dem Leben, Freiheit und Sicherheit der Menschen geschützt sind - war in historisch überblickbarer Zeit in keiner Gesellschaft von Natur aus gegeben. Er wurde und wird vielmehr geschaffen und gesichert durch politischen Zusammenschluss und herrschaftliche Organisation. Der Prozess der fortschreitenden innerstaatlichen Befriedung über die Jahrhunderte hinweg gehört trotz schrecklicher Rückfälle zu den bedeutenden Leistungen der Menschheit. Für Deutschland hat das Grundgesetz eine rechtstaatliche Friedensordnung geschaffen, die Freiheit und die Menschenrechte und eine demokratisch legitimierte Regierung garantiert.
Der positiven Bilanz im innerstaatlichen Bereich steht allerdings ein eklatantes Defizit in der zwischenstaatlichen Sphäre gegenüber. Um den Krieg zwischen den Staaten endgültig abzuschaffen, fehlt es bis heute an der entscheidenden Voraussetzung: am Vorhandensein wirksamer Sanktionen gegen den Friedensbrecher und im Grunde an gemeinsamen Ordnungsvorstellungen der internationalen Politik gegen den Übergriff des Menschen gegen den Menschen. Zwar statuiert die Satzung der Vereinten Nationen ein allgemeines Gewaltverbot, das auch das Recht auf individuelle und kollektive Verteidigung einschließt. Das Vorgehen gegen den Aggressor kann aber am Veto eines der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates scheitern. Auch der seit 2002 in Den Haag arbeitende Internationale Strafgerichtshof für Völkermord, schwere Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist kein "Weltgericht", zumal ihm China, Indien, USA und Russland nicht angehören. Angesichts dieser unbefriedigenden Situation sehen sich die Staaten noch immer gezwungen, ihre Sicherheit durch eigene Streitkräfte, Rüstungsanstrengungen und eine Mitgliedschaft in Verteidigungsbündnissen wie der Nato zu gewährleisten und sich darüber hinaus um multilaterale Abrüstungsabkommen zu bemühen.
Zur Friedenspädagogik gehört auch im Rahmen der Unterscheidung von gut und böse, den Aggressor offen anzusprechen, zumal seine Verantwortung im Fall der Invasion in der Ukraine völlig unstrittig ist. Den Friedensbrecher nicht zu benennen, würde nur seiner Agenda dienen und gehörte wohl in die Nähe der Kategorie Fake News. Klar zu trennen wäre davon allerdings die verallgemeinernde Stigmatisierung des Volkes und des Landes, dessen Regierung die Aggression zu verantworten hat, auch wenn möglicherweise Teile der Bevölkerung das Regierungshandeln unterstützen. Dies stellt auch einen notwendigen Beitrag zur bleibenden Aufgabe der Völkerverständigung dar. Friedenspädagogik soll Friedenshandeln fördern und es auch ermöglichen, dem Friedenswillen Ausdruck zu geben, wie das in Puchheim geschehen ist, sie muss aber auch - angesichts der Zeitenwende mit dem Ende der sog. "Friedensdividende" - dem konstruktiven Umgang mit Konflikten dienen u.a. durch Vermittlung von Wissen über die konkreten Ursachen von Krieg und Gewalt und deren kollektive Überwindung. Reinhold Bocklet, Staatsminister a.D., Gröbenzell
Rasch und problemlos
"Gastfamilien schimpfen über Bürokratie" (28. April)
Seit zehn Tagen betreue ich eine ukrainische Familie bestehend aus drei Kindern, deren Mutter und Großmutter. Die Familie wurde von Freunden meiner Tochter in München aufgenommen. Der jungen Mutter gelang es, eine Stelle im Altenwerk Marthashofen zugesagt zu bekommen, und so zog die Familie nach Grafrath. Da ich im Nachbardorf wohne und Rentnerin bin, ist es naheliegend, dass ich mich kümmere.
Ich bin begeistert von der Hilfe, die ich erfahre, insbesondere durch das Landratsamt. Da ich daran gewöhnt bin, bei einem Behördenanruf erst einmal in einer Warteschleife zu hängen, bin ich jedes Mal überrascht, sofort einen kompetenten und freundlichen Ansprechpartner am Apparat zu haben. Wie mir gesagt wurde, wird auch am Wochenende gearbeitet. Bei unserem Termin im Ausländeramt gestern Abend erzählte mir die um 19 Uhr immer noch freundliche und ausnehmend hilfsbereite Mitarbeiterin, dass sie bereits seit 6:30 am Schreibtisch sitzt und am nächsten Morgen zur selben Zeit anfangen würde.
Ich gebe zu, dass die verlangte online-Anmeldung beim Landratsamt nicht ganz einfach ist, zumal die Pässe aller Familienmitglieder hochgeladen werden müssen. Irgendwie ist bei unserer Registrierung am 22. April auch die Großmutter aus der Anmeldung verschwunden. Das war allerdings kein Problem, die Sachbearbeiterin nahm ihre Daten auf und sie bekam ihr Geld ausbezahlt wie der Rest der Familie.
Registrierung am 22. April und Geldzahlung am 28., bei der Flut der Anträge finde ich, dass das sehr rasch und problemlos stattgefunden hat. Aber nicht nur im Landratsamt bemüht man sich ganz großartig um die Flüchtlinge. Auch im Impfzentrum war man freundlich und zuvorkommend. Die Herzlichkeit, mit der die Kinder in den Schulen in Grafrath und Türkenfeld aufgenommen wurden, ist bewundernswert und hat ihnen den Anfang ganz leicht gemacht. Miryam Piontek-Tietz, Kottgeisering
Verweis auf regionalen Einkauf
"Bäcker befürchten Preiserhöhungen" (9./10. April)
Haben unsere regionalen Bäcker schon mal was von regionalem Einkauf gehört? Getreide gibt es seit Langem nicht nur aus der weit entfernten Ukraine.
Zudem ärgert es mich, dass die konventionellen Hersteller jeden Vorwand nutzen, um gegen Naturschutz, gegen Schutz von Pflanzen und Tieren zu opponieren. Dass "wertvoller Ackergrund" für Maisanbau für Tiermägen - teilweise auch noch für den Export - und Benzintanks zweckentfremdet wird ist keine Bemerkung wert. Aber dass einige Hektar für die Lebensgrundlagen in "Verantwortung für die künftigen Generationen" (Kolumne Heribert Prantl) reserviert werden, das führt zu einem gesammelten Aufschrei.
Man soll sich mit dem Erhalt der regionalen (!) Bäckerinnungen, mit dem Erhalt der regionalen Posten, beschäftigen und nicht versuchen, jedes Problem als Ausrede für weniger Umweltschutz zu instrumentalisieren. Edeltraud Gebert, Gröbenzell
Zum Kotzen
"Weg mit den alten Säcken" (30. April)
Die Autorin hat offensichtlich noch nie in eine Biomülltonne ohne Säcke hineingeschaut. Sonst hätte sie gesehen, dass dieser Anblick zum Grausen und für empfindliche Menschen zum Kotzen ist. Alfons Metzger, Puchheim
Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital publiziert werden unter Angabe von Name und Wohnort. Briefe ohne Nennung des vollen Namens werden nicht veröffentlicht. Bitte geben Sie für Rückfragen immer Adresse und Telefonnummer an.