Leerstand:Die Kubel-Villa verfällt

Leerstand: Denkmalgeschützter Leerstand: Mehr als 100 Jahre alt ist der zweigeschossige Putzbau mit Krüppelwalmdach an der Feuerhausstraße in Fürstenfeldbruck.

Denkmalgeschützter Leerstand: Mehr als 100 Jahre alt ist der zweigeschossige Putzbau mit Krüppelwalmdach an der Feuerhausstraße in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Eigentümerin ist ohne Nachkommen verstorben. Das denkmalgeschützte Brucker Haus muss repariert werden. Eine Aufgabe, die den Erben zufällt, welche aber erst noch gefunden werden müssen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Kubel-Villa in Fürstenfeldbruck verfällt allmählich. Das denkmalgeschützte Haus in der Feuerhausstraße ist seit einiger Zeit unbewohnt, die Eigentumsfrage offen. "Es ist deprimierend, weil das Haus noch zu retten wäre", sagt Stadträtin Gabriele Fröhlich (SPD). Bei der sogenannten Kubel-Villa handelt es sich um einen zweigeschossigen Putzbau mit Krüppelwalmdach. Auf der Südseite befindet sich ein kleiner polygonaler Erker, im Osten eine Glasveranda und im Giebel auf der Nordseite ist noch der Umriss des großen Atelierfensters zu erkennen, dem das Gebäude seinen Ruf als Künstlervilla verdankt.

Um 1900 kamen viele Maler nach Bruck und mieteten sich bei Einheimischen ein, die Ateliers mit solchen großen Fenstern anboten. In dem Haus an der Feuerhausstraße war der Maler Otto Kubel von 1902 bis 1907 tätig. Seine Wohnung hatte Kubel zwei Häuser weiter, bis er 1922 nach München zog. Ab 1907 teilte sich Kubel mit seinem Freund Eugen von Ruckteschell ein Atelier in der Dachauer Straße 63.

Otto Kubel (1868 bis 1951) erlangte einige Bedeutung, weil er Kinder- und Schulbücher illustrierte. Seine Märchendarstellungen fanden als Postkartenserien und Schulwandbilder große Verbreitung. Das Stadtmuseum Fürstenfeldbruck widmete Kubel 2011 eine Ausstellung, der Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) wandte sich im Jahr darauf an die Stadt, weil das Grab Kubels auf dem Alten Friedhof verfällt. Schließlich tauchte der Name wieder auf, weil Kubel ab 1933 Mitglied der NSDAP war und nach ihm bis heute eine Straße in Bruck benannt ist. Anscheinend hatte Kubel im Alter finanzielle Probleme und wandte sich mehrfach an das Propagandaministerium von Joseph Goebbels um Unterstützung. NSDAP-Stellen in München attestierten dem Maler, er sei politisch zuverlässig und einwandfrei. Das Straßenschild bleibt hängen, weil eine Mitgliedschaft in der NSDAP jemanden in den Augen einer Mehrheit des Stadtrates nicht für eine solche Ehrung disqualifiziert.

Über die Kubel-Villa ist weit weniger bekannt. Weder im Stadtarchiv noch im Stadtbauamt gibt es Unterlagen, die verraten, wann und von wem das Haus gebaut worden ist. Sicher ist nur, dass es um 1902 schon stand, und dass es seit Jahren verfällt. Fröhlich erzählte, dass Mitarbeiter des Bauhofes mehrfach einzelne Stellen des Putzes erneuerten, weil der herabgefallen war. An den Hausecken sind die Spuren dieser Ausbesserungen deutlich erkennbar. Die Dachrinne, die direkt neben dem Gehsteig verläuft, wurde von den Arbeitern mehrfach repariert, nachdem sie bei Autounfällen eingedrückt worden war. Jetzt hat die Stadt eine provisorische Fahrbahnverengung vor dem Haus installiert.

Die Fenster sind nach Angaben von Fröhlich noch Originale. Die Farbe blättert ab und müsste dringend erneuert werden, bevor das Holz fault, warnte die Architektin. Bei dem Zaun handelt es sich um eine Konstruktion mit Sockel, Vierkantsäulen und Holzlatten, die ebenfalls aus der Bauzeit stammen. In der Nordwestecke des Grundstücks ist dieser Zaun noch im ursprünglichen Zustand zu sehen. Auf der Südwestseite und der Nordseite drohte ein Teil der Säulen vor Jahren auf den Gehsteig zu kippen, damals wurden etliche Säulen einfach abgetragen. "Dabei sind die ein Teil des Denkmals", klagt Fröhlich.

Das Gebäude gehört zu jenen etwa 100 Villen in Bruck und Emmering, die im Rahmen eines gemeinsamen Projekts "Kulturstadt Künstlervillen" der beiden Kommunen 2010 kartiert worden waren. In einer Publikation mit dem Titel "Verborgene Schätze" schrieben die beiden Bürgermeister, es gelte, die "Vielfalt der noch vorhandenen Villen aus der Zeit zwischen 1875 und 1930 als erhaltenswerte Besonderheit der beiden Gemeinden bewusst" zu machen. Der Verfall dürfte vorerst nur zu stoppen sein, wenn die Stadt eingreift.

Nach Angaben von Fröhlich sowie von Nachbarn ist die letzte Eigentümerin und Bewohnerin verstorben, ohne direkte Nachfahren zu hinterlassen. Aufgrund ihres Zustandes habe sie einen gesetzlichen Vormund gehabt, der nun nach Erben fahnde. Die Stadt kann bei einem denkmalgeschützten Haus zwar keine Sanierung verlangen, aber dass der Eigentümer Reparaturen vornimmt. Derzeit sei ein Mahnschreiben in Vorbereitung, in dem die Erben darauf hingewiesen werden, dass sie tun müssten, was für den Erhalt notwendig sei, sagte Stadtbaumeister Martin Kornacher.

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