Lebensmittel für Bedürftige:15 Jahre Tafel in Puchheim

Die Einrichtung versorgt inzwischen mehr als 500 Menschen

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Hartz-Reformen der rot-grünen Koalition von 2002 und 2003 haben dazu beigetragen, den Niedriglohnsektor auszuweiten und Erwerbslose deutlich schlechter zu stellen. Bundesweit erleben seitdem die Tafeln einen Boom. Bei dieser Neuauflage der Suppenküchen und Almosen handelt es sich um privat und ehrenamtlich organisierte Einrichtungen, die von Geschäften fast abgelaufene Lebensmittel einsammeln und an Betroffene verteilen. "Wir sind ein Unternehmen, das sich nicht um Kunden sorgen muss, denn es werden immer mehr", sagte Monika Hage von der Leitung der Tafel in Puchheim und Eichenau. Diese beging nun ihr 15-Jähriges Bestehen mit einem kleinen Umtrunk im Kreis der Mitarbeiter, während Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) und Elisabeth Weller vom Vorstand der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck, die als Träger von drei Tafeln im Landkreis fungiert, sich für den Einsatz bedankten.

Die Tafel ist im Untergeschoss des Puchheimer Bürgertreffs untergebracht. Am Anfang kam etwa ein Dutzend Menschen, um sich einmal in der Woche Lebensmittel abzuholen. Inzwischen versorgt die Einrichtung etwa 175 Haushalte in Puchheim, Eichenau und Gröbenzell. Hage geht davon aus, dass es sich um etwa 300 Erwachsene und 230 Kinder handelt. Es sind jedenfalls so viele geworden, dass jeder nur noch alle vierzehn Tage etwas holen darf. Darunter sind etliche sogenannte Biodeutsche, Langzeiterwerbslose und Rentner, und viele anerkannte Asylbewerber. Deren Zahl stieg nachdem 2011 eine Gruppe von Flüchtlingen aus dem Irak in die Wohnblöcke im Puchheimer Planie-Viertel einzog.

Die Tafel ist jeden Donnerstag am Nachmittag für die Kunden ab 14 Uhr geöffnet, viele versammeln sich schon lange vorher auf dem Hof vor der Kellertreppe. Sie müssen einen Berechtigungsschein vorzeigen, den die Sozialämter der Kommunen ausstellen. Der Stab der Tafel-Mitarbeiter umfasst insgesamt etwa 50 Menschen. Eine Gruppe von etwa 20 Fahrern ist dafür zuständig, am Vormittag die Waren aus den einzelnen Geschäften abzuholen, darunter befinden sich viele kleinere Läden aber auch einige große Händler. Anschließend werden die Lebensmittel von den Ehrenamtlichen begutachtet, sortiert und in die Regale eingeräumt.

An Lebensmitteln herrscht im Prinzip kein Mangel, sagt Hage. Vor allem Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Brot und Nudeln seien reichlich vorhanden. Das Problem ist allerdings, dass nichts aufgehoben, sondern alles schnell verbraucht werden muss, weil die meisten Waren ja kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Dazu spenden Firmen immer wieder Produkte, die länger halten, etwa Konservendosen, die falsch etikettiert wurden. "Das ist unsere Reserve", sagt Hage. Außerdem kriegt man nicht immer das, was man vielleicht gerne hätte. So gibt es zur Zeit viele Äpfel, aber kaum Bananen. Rar sind auch Waschmittel und Kosmetika. Gelegentlich kaufen die Mitarbeiter aus Spenden eine gewisse Menge, etwa Waschpulver, um es in Sonderaktionen etwa zum Frühjahrsputz, zu verteilen. Diese finanziellen Spenden werden von der Bürgerstiftung verwaltet. Außerdem bringen Bürger persönlich Lebensmittel vorbei. "Jeden Donnerstagmorgen steht ein älterer Herr vor der Tür und liefert drei Körbe ab", berichtet Hage Er ist nicht der einzige, regelmäßige Spender. Für die Tafel ist das eine wertvolle Ergänzung des Sortiments.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: