Lateinisch und italienisch:Wie auf einer Klangwolke

Lateinisch und italienisch: Karolina Brachman (von links), Johanna Seitz und Elisabeth Seitz bei ihrem Konzert in Olching.

Karolina Brachman (von links), Johanna Seitz und Elisabeth Seitz bei ihrem Konzert in Olching.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Musik des 17. Jahrhunderts in der Johanneskirche in Olching

Von KLAUS MOHR, Olching

Dass himmlische Musik gut in einer Kirche aufgehoben ist, versteht sich von selbst. Und dass jede Musik als flüchtige Kunst irgendwo zwischen Himmel und Erde schwebt, gehört auch zu ihren besonderen Kennzeichen. Zu hören war am Samstag ein wunderbares Programm unter dem Titel "La Lyra del Ciel" mit Kantaten und Canzonetten von italienischen Komponisten in lateinischer oder italienischer Sprache aus dem 17. Jahrhundert für Sopran (Karolina Brachman), Salterio (Hackbrett, Elisabeth Seitz) und Barockharfe (Johanna Seitz). Es war daher nicht erforderlich, Brücken zwischen der Gegenreformation und den Intentionen des Reformators Martin Luther zu bauen. Einem entscheidenden Ansatz Luthers, die deutsche Sprache als Mittel zur Verkündigung zu wählen und die Botschaft Jesu damit näher an die Menschen zu bringen, wurde dieses Konzert gerade nicht gerecht: Es gab keine schriftlichen Texte mit Übersetzungen, und dennoch vermittelten die Interpretationen die zugrunde liegenden Affekte oft plastischer, als es aufgrund der Worte wohl möglich gewesen wäre.

Mit dem Stück "Homo fugit velut umbra" aus den "Canzonette spirituali e morali" von Francesco Ratis, erschienen in Mailand 1657, begann das Konzert. Die gezupften Töne auf der Harfe und die mit Schlägeln angeschlagenen Töne auf dem Hackbrett unterschieden sich in ihrem spezifischen Klang, harmonierten und ergänzten sich aber wunderbar. Beide Instrumente waren der beginnenden Barockzeit entsprechend als ebenso profunder wie schwebend-leichter Generalbass eingesetzt, wobei die Basstöne in der Regel von der Harfe und die Akkordtöne vom Salterio kamen. Dieses Fundament bildete die Basis für die Sängerin, deren Tonfolgen immer von Intensität getragen waren, aber keinerlei Druck auf die Stimme hören ließen. Im akustisch günstigen, nicht allzu großen Kirchenraum entfaltete sich so ein Gesamteindruck, der den Zuhörern das Gefühl gab, wie auf einer Klangwolke zu sitzen.

Das Stück "Vaghi lumi del cielo ... Habbi di non pieta" von Giovanni Girolamo Kapsberger, eines italienischen Komponisten deutscher Abstammung, ermöglichte es den Zuhörern, den Charakter des Liedes zu erfassen, ohne den Text zu verstehen. Die Sängerin unterstützte ihren Gesang durch Gesten und verstärkte dadurch ihre beeindruckende tonliche Differenzierung. Die italienischen Worte verschmolzen ganz intim mit der Melodieführung und fesselten so das Publikum. "Non si va al Cielo" war eine Canzonette von Francesco Ratis betitelt. Auf ein ausgedehntes Vorspiel der beiden Instrumente folgte die eigentliche Canzonette, die strophisch und mit wiederholten Teilen sehr einfach aufgebaut war. Hier war es insbesondere der Schwung der Musik, der überzeugte.

Mehrere Instrumentalstücke ergänzten das Programm, so eine Tarantella eines anonymen Komponisten aus der Zeit um 1700. Sie fand in den typischen Drehrhythmus, aus dem es für Musiker und Zuhörer irgendwann kein Entrinnen mehr gibt. Auf die fast ekstatische Temposteigerung folgte mit dem abrupten Ende der "Ausbruch" in den Beifall. Die "Passacaglia della vita" von Francesco Ratis hatte insofern einen ähnlichen kompositorischen Ansatz, als ein kurzes Harmonieschema stetig wiederholt wurde. Auf die ständigen Variationen der Begleitfiguren in den Instrumenten setzte die Sopranistin wie improvisiert wirkende Figuren. Am Schluss gab es nicht nur reichen Beifall, sondern auch noch zwei Zugaben.

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