Süddeutsche Zeitung

Landwirtschaft:Aufmunterung von der Ministerin

Julia Klöckner eröffnet im Grünen Zentrum in Puch den Bundeswettbewerb der Landjugend und spricht den Kandidaten vor den Prüfungen Mut zu. Auch mit Demonstranten hat die Bundespolitikerin leichtes Spiel

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

In ganz Deutschland sind es 10 000, 2000 davon in Bayern und davon wiederum 64 in Puch. Alles junge Menschen aus landwirtschaftlichen Berufen, die sich beim 34. Bundeswettbewerb der Landjugend messen. Grund genug für Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), diesen Wettbewerb am Dienstag im Grünen Zentrum in Puch gemeinsam mit der Vorsitzenden der deutschen Landjugend, Kathrin Muus, zu eröffnen. Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule und aus der Hauswirtschaft nehmen an diesem Vorentscheid teil, dessen Sieger im Juni beim Bundesentscheid am Ammersee ermittelt werden.

Angekündigt sind gleich zwei Landwirtschaftsministerinnen, nämlich Julia Klöckner für den Bund und Bayerns Staatsministerin Michaela Kaniber (CSU). Doch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Kaniber kurzfristig und überraschend in die Sitzung des Kabinetts holen lassen. So kommt Kanibers Amtschef Hubert Bittl-mayer mal wieder in den Landkreis, um seine Ministerin zu entschuldigen und zu vertreten. Während Bittlmayer und weitere Ehrengäste im geheizten Foyer des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) auf die Bundesministerin warten, ist Julia Klöckner bereits in der Kaiser-Ludwig-Straße vorgefahren, wo auf der einen Straßenseite ein Häuflein Demonstranten - allesamt Landwirte aus dem Landkreis - und auf der anderen Seite eine Abordnung der Brucker Polizei steht. Bevor die Ministerin den Bauern gegenübertritt, begrüßt sie jeden einzelnen uniformierten Beamten persönlich und bedankt sich. Bei minus fünf Grad und ohne Winterjacke eilt sie dann aber nicht einfach an den Demonstranten vorbei, sondern grüßt die Bauern und fachsimpelt mit Johann Schamberger vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und Johann Zacherl von der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (ABL), beide aus Moorenweis. Klöckner muss die beiden nicht fragen, um was es ihnen geht, das steht auf den Transparenten, die sie der Ministerin entgegenhalten. Es geht dem BDM um faire Preise für die Milchbauern und der ABL um einen ganzen Katalog von den Direktzahlungen bis zur landwirtschaftlichen Ausbildung. Klöckner nimmt die formulierten Forderungen entgegen und verspricht, "alles nachher im Auto zu lesen". Die Bauern aus dem Brucker Land haben sich anscheinend Gehör verschafft.

Drinnen im Warmen warten die örtlichen Landtagsabgeordneten wie Benjamin Miskowitsch (CSU) und Hans Friedl (FW), Funktionäre wie der Präsident des bayerischen Bauernverbandes, Joachim Ruckwied, und die Vizevorsitzende der deutschen Landfrauen, Anneliese Göller. Die Gastgeber im AELF, Günter Biermayer und Marianne Heidner, begrüßen Klöckner, die sich nun sichtlich wohler fühlt als draußen auf dem Parkplatz. Und droben im Flur des ersten Stocks stehen diejenigen, um die es an diesem Tag eigentlich geht. Junge Frauen und Männer, die sich für die sogenannten grünen Berufe entschieden haben, die in den nächsten Stunden beweisen müssen, was sie gelernt haben, was sie wissen und was sie können. Auch ihnen wendet sich Julia Klöckner fröhlich lachend zu, ein gemeinsames Foto wird gemacht. Auf der Treppe, einem Symbol für die Karriereleiter.

Bevor es zu den Bestimmungsübungen geht, bevor die Referate gehalten und Projekte vorgestellt werden, bevor die Tests in der Maschinenhalle und in der Küche der Landwirtschaftsschule dran sind, hört die versammelte Landjugend der Ministerin zu. Klöckner ermuntert und ermutigt die jungen Leute, bestätigt ihnen, den richtigen Beruf gewählt zu haben. Sie zitiert ihren australischen Ministerkollegen David Littleproud, der ihr während der ihr während einer internationalen Agrarkonferenz gesagt habe, "Landwirtschaft gilt wieder als sexy" und würdigt die Landfrauen, "da geht die Post ab". Es folgen die für Politiker dieser Ebene üblichen unverbindlichen, aber gut klingenden Floskeln von der Vorreiterrolle der Digitalisierung, die "ländliche Räume zu Innovationsräumen" mache. Und schließlich wünscht Klöckner den Kandidaten im Saal noch ein "erfülltes und engagiertes Leben". Das bringt sie so locker und authentisch rüber, als ob sie sich selbst gleich zu den Testaufgaben dazusetzen wollte, doch reicht ihr und der Armada an Ehrengästen und AELF-Personal danach ein Rundgang durch die Prüfungsräume im Grünen Zentrum. Ein Ort, wie gemacht für Eröffnungen von Veranstaltungen mit bundesweiter Ausstrahlung, einer der wenigen dieser Art in Bayern, wie Amtschef Biermayer einem Gast stolz erzählt.

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SZ vom 06.02.2019
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